Der Automobilzulieferer Bosch ist auf mehreren Ebenen auf Wasserstoff als aufstrebenede Zukunftstechnologie eingestellt. Nicht nur den Einsatz in Langstrecken-Lkw und Pkw hat Bosch im Visier. Auch bei stationären Anwendungen bringt die Brennstoffzelle einige Vorteile mit sich. Vor Kurzem hat Bosch deshalb seinen Anteil am Brennstoffzellen-Entwickler Ceres Power von 3,9 Prozent auf rund 18 Prozent erhöht. Zur Erhöhung des Anteils zeichnet Bosch neue Aktien von Ceres Power und erwirbt weitere Anteile bestehender Aktionäre. Insgesamt investiert Bosch rund 90 Millionen Euro. Um die strategische Investition zu untermauern und die Partnerschaft zu stärken, erhält Bosch im Rahmen der Transaktion das Recht zur Berufung eines Mitglieds in den Aufsichtsrat von Ceres Power.
Seit der Unterzeichnung einer strategischen Vereinbarung im August 2018 kooperiert Bosch erfolgreich mit Ceres Power bei der Entwicklung von Brennstoffzellen-Stacks für stationäre Anwendungen. Dadurch konnte Bosch im Herbst 2019 in Deutschland mit einer Kleinserienfertigung erster Brennstoffzellensysteme beginnen. Die Anteilserhöhung soll die Kooperation im Hinblick auf eine mögliche industrielle Großserienfertigung der Ceres SteelCell für vielfältige Anwendungen stärken. So soll die Technologie unter anderem in Form kleiner dezentraler Kraftwerke in Städten, Fabriken, Rechenzentren und auch beim Betreiben von Ladesäulen für Elektroautos zum Einsatz kommen.
„Die hocheffiziente Festoxid-Brennstoffzelle (SOFC) ist für Bosch ein wichtiger Beitrag zur Versorgungssicherheit und Flexibilität von Energiesystemen. Gemeinsam mit unserem Entwicklungspartner Ceres Power hat Bosch in der Entwicklung von Brennstoffzellen-Stacks für stationäre Anwendungen große Fortschritte gemacht. Mit dieser weiteren Investition in Ceres Power wollen wir unsere erfolgreiche Kooperation ausbauen.“ — Dr. Christian Fischer, Mitglied der Bosch-Geschäftsführung, verantwortlich für den Unternehmensbereich Energy and Building Technology
Ceres Power ist einer der führenden Akteure in der Entwicklung der Festoxid-Brennstoffzellen-Technologie (SOFC) der nächsten Generation. Strategisch will das Unternehmen die Technologie durch lizenzierte Volumenfertigung mit Partnern industrialisieren und sie für die vernetzte und dezentrale Energieerzeugung einsetzen. Der Vorstand von Ceres Power ist überzeugt, dass die Ausweitung des Anwendungsgebiets der Technologie von Ceres Power durch die gestärkte Zusammenarbeit mit Bosch in Zukunft einen erheblichen Wertzuwachs für Aktionäre bedeutet. Beide Seiten verstehen die Transaktion als deutliches Bekenntnis zu ihrer Partnerschaft.
„Wir begrüßen die erneute Investition von Bosch in die Weiterentwicklung unserer Technologie, zumal wir bei der Eindämmung des Klimawandels und dem Aufbau eines nachhaltigen Energiesystems für die Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen wollen. Durch die Verbindung der einzigartigen SteelCell-Technologie von Ceres Power mit den Bosch-Kompetenzen in Technologie, Fertigung und Lieferketten-Management haben wir eine erfolgreiche Partnerschaft geschaffen. Die erneute Investition ermöglicht uns, die Dynamik der vergangenen Jahre fortzusetzen, um das Geschäft weiter zu industrialisieren und auf neue Anwendungen auszuweiten.“ — Phil Caldwell, CEO von Ceres Power
Auch bei mobilen Anwendungen, für den Einsatz in verschiedensten Elektrofahrzeugen, setzt der weltgrößte Automobilzulieferer verstärkt auf die Brennstoffzelle. Bei einem Pressetermin zeigte Bosch eine neue Brennstoffzelle für Lkws, die kaum mehr Platz beansprucht als ein gängiger Dieselmotor. Die Wasserstofftanks des Systems sind in wenigen Minuten wieder voll aufgetankt und ermöglichen eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern. Um Zeit zu sparen, hat Bosch den Stack, wie das Herzstück des Antriebs genannt wird, beim Unternehmen Powercell Sweden eingekauft und in sein Gesamtsystem integriert. Für den Einsatz in Pkw reicht ein einzelner Stack, bei einem Lkw sorgt ein Doppelpack für ausreichend Power.
„Wir rechnen damit, dass die Brennstoffzelle 2030 bei schweren Nutzfahrzeugen bei den Zulassungen einen Marktanteil von 13 Prozent haben wird“, sagte Projektleiter Jürgen Gerhardt Medienberichten zufolge bei dem Pressetermin. Zwar kostet ein Brennstoffzellenantrieb momentan noch mehr als das Dreifache eines Dieselmotors. Diese Kosten allerdings sinken mit den stetig steigenden Stückzahlen. Der erste Kunde für das Bosch-System ist das US-Start-up Nikola, das 2022 mit der Auslieferung von Wasserstoff-Lkw beginnen will.
Der Einsatz von Brennstoffzellen ist vor allem bei schweren Nutzfahrzeugen sinnvoll, weil der Akku für einen rein batterieelektrischen Antrieb mit einer ähnlich hohen Reichweite wie per Wasserstoffantrieb mehrere Tonnen schwer sein müsste, zu Lasten einer deutlich verringerten Nutzlast. Das Problem der höheren Kosten werde sich in einigen Jahren erledigt haben, so Gerhardt. Er rechnet damit, dass die Kosten für ein Brennstoffzellenauto spätestens im Jahr 2025 mit denen für ein Elektroauto vergleichbar sind.
1,2 Milliarden Euro für alternative Antriebe
„Wir haben uns frühzeitig auf den Wandel vorbereitet und von Verbrennern über Elektromobilität bis hin zur Brennstoffzelle und zu Mobilitätskonzepten ein großes Lösungsportfolio“, sagt Bosch-Chef Volkmar Denner über die breite Palette an Antrieben, welche der Zulieferer im Angebot hat. Auch für den Pkw-Bereich seien Brennstoff-Lösungen in der Entwicklung.
Zudem forscht Bosch an E-Fuels, die mit Hilfe erneuerbarer Energien sowie Wasserstoff und CO2 klimaneutral hergestellt werden können die selben Grundeigenschaften aufweisen wie Benzin und Diesel. „Hauptvorteil ist, dass man mit diesen Kraftstoffen auch die bestehende Fahrzeugflotte betanken kann“, sagt Denner.
Bosch will in diesem Jahr die Investitionen in die Elektromobilität von 400 auf 500 Millionen Euro jährlich erhöhen und plant insgesamt 1,2 Milliarden Euro für alternative Antriebe, automatisiertes Fahren und Mobilitätslösungen ein.
Quelle: Bosch — Pressemitteilung vom 22.01.2020 // Handelsblatt — Brennstoffzellen waren lange keine Konkurrenz zur Batterie – bis jetzt // Automobilwoche — Serienfertigung soll 2022 starten: Darum glaubt Bosch an die Brennstoffzelle