Bosch glaubt an die Brennstoffzelle – stationär sowie bei Lkw und Pkw

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der Automobilzulieferer Bosch ist auf mehreren Ebenen auf Wasserstoff als aufstrebenede Zukunftstechnologie eingestellt. Nicht nur den Einsatz in Langstrecken-Lkw und Pkw hat Bosch im Visier. Auch bei stationären Anwendungen bringt die Brennstoffzelle einige Vorteile mit sich. Vor Kurzem hat Bosch deshalb seinen Anteil am Brennstoffzellen-Entwickler Ceres Power von 3,9 Prozent auf rund 18 Prozent erhöht. Zur Erhöhung des Anteils zeichnet Bosch neue Aktien von Ceres Power und erwirbt weitere Anteile bestehender Aktionäre. Insgesamt investiert Bosch rund 90 Millionen Euro. Um die strategische Investition zu untermauern und die Partnerschaft zu stärken, erhält Bosch im Rahmen der Transaktion das Recht zur Berufung eines Mitglieds in den Aufsichtsrat von Ceres Power.

Seit der Unterzeichnung einer strategischen Vereinbarung im August 2018 kooperiert Bosch erfolgreich mit Ceres Power bei der Entwicklung von Brennstoffzellen-Stacks für stationäre Anwendungen. Dadurch konnte Bosch im Herbst 2019 in Deutschland mit einer Kleinserienfertigung erster Brennstoffzellensysteme beginnen. Die Anteilserhöhung soll die Kooperation im Hinblick auf eine mögliche industrielle Großserienfertigung der Ceres SteelCell für vielfältige Anwendungen stärken. So soll die Technologie unter anderem in Form kleiner dezentraler Kraftwerke in Städten, Fabriken, Rechenzentren und auch beim Betreiben von Ladesäulen für Elektroautos zum Einsatz kommen.

„Die hocheffiziente Festoxid-Brennstoffzelle (SOFC) ist für Bosch ein wichtiger Beitrag zur Versorgungssicherheit und Flexibilität von Energiesystemen. Gemeinsam mit unserem Entwicklungspartner Ceres Power hat Bosch in der Entwicklung von Brennstoffzellen-Stacks für stationäre Anwendungen große Fortschritte gemacht. Mit dieser weiteren Investition in Ceres Power wollen wir unsere erfolgreiche Kooperation ausbauen.“ — Dr. Christian Fischer, Mitglied der Bosch-Geschäftsführung, verantwortlich für den Unternehmensbereich Energy and Building Technology

Ceres Power ist einer der führenden Akteure in der Entwicklung der Festoxid-Brennstoffzellen-Technologie (SOFC) der nächsten Generation. Strategisch will das Unternehmen die Technologie durch lizenzierte Volumenfertigung mit Partnern industrialisieren und sie für die vernetzte und dezentrale Energieerzeugung einsetzen. Der Vorstand von Ceres Power ist überzeugt, dass die Ausweitung des Anwendungsgebiets der Technologie von Ceres Power durch die gestärkte Zusammenarbeit mit Bosch in Zukunft einen erheblichen Wertzuwachs für Aktionäre bedeutet. Beide Seiten verstehen die Transaktion als deutliches Bekenntnis zu ihrer Partnerschaft.

„Wir begrüßen die erneute Investition von Bosch in die Weiterentwicklung unserer Technologie, zumal wir bei der Eindämmung des Klimawandels und dem Aufbau eines nachhaltigen Energiesystems für die Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen wollen. Durch die Verbindung der einzigartigen SteelCell-Technologie von Ceres Power mit den Bosch-Kompetenzen in Technologie, Fertigung und Lieferketten-Management haben wir eine erfolgreiche Partnerschaft geschaffen. Die erneute Investition ermöglicht uns, die Dynamik der vergangenen Jahre fortzusetzen, um das Geschäft weiter zu industrialisieren und auf neue Anwendungen auszuweiten.“ — Phil Caldwell, CEO von Ceres Power

Auch bei mobilen Anwendungen, für den Einsatz in verschiedensten Elektrofahrzeugen, setzt der weltgrößte Automobilzulieferer verstärkt auf die Brennstoffzelle. Bei einem Pressetermin zeigte Bosch eine neue Brennstoffzelle für Lkws, die kaum mehr Platz beansprucht als ein gängiger Dieselmotor. Die Wasserstofftanks des Systems sind in wenigen Minuten wieder voll aufgetankt und ermöglichen eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern. Um Zeit zu sparen, hat Bosch den Stack, wie das Herzstück des Antriebs genannt wird, beim Unternehmen Powercell Sweden eingekauft und in sein Gesamtsystem integriert. Für den Einsatz in Pkw reicht ein einzelner Stack, bei einem Lkw sorgt ein Doppelpack für ausreichend Power.

Wir rechnen damit, dass die Brennstoffzelle 2030 bei schweren Nutzfahrzeugen bei den Zulassungen einen Marktanteil von 13 Prozent haben wird“, sagte Projektleiter Jürgen Gerhardt Medienberichten zufolge bei dem Pressetermin. Zwar kostet ein Brennstoffzellenantrieb momentan noch mehr als das Dreifache eines Dieselmotors. Diese Kosten allerdings sinken mit den stetig steigenden Stückzahlen. Der erste Kunde für das Bosch-System ist das US-Start-up Nikola, das 2022 mit der Auslieferung von Wasserstoff-Lkw beginnen will.

Der Einsatz von Brennstoffzellen ist vor allem bei schweren Nutzfahrzeugen sinnvoll, weil der Akku für einen rein batterieelektrischen Antrieb mit einer ähnlich hohen Reichweite wie per Wasserstoffantrieb mehrere Tonnen schwer sein müsste, zu Lasten einer deutlich verringerten Nutzlast. Das Problem der höheren Kosten werde sich in einigen Jahren erledigt haben, so Gerhardt. Er rechnet damit, dass die Kosten für ein Brennstoffzellenauto spätestens im Jahr 2025 mit denen für ein Elektroauto vergleichbar sind.

1,2 Milliarden Euro für alternative Antriebe

Wir haben uns frühzeitig auf den Wandel vorbereitet und von Verbrennern über Elektromobilität bis hin zur Brennstoffzelle und zu Mobilitätskonzepten ein großes Lösungsportfolio“, sagt Bosch-Chef Volkmar Denner über die breite Palette an Antrieben, welche der Zulieferer im Angebot hat. Auch für den Pkw-Bereich seien Brennstoff-Lösungen in der Entwicklung.

Zudem forscht Bosch an E-Fuels, die mit Hilfe erneuerbarer Energien sowie Wasserstoff und CO2 klimaneutral hergestellt werden können die selben Grundeigenschaften aufweisen wie Benzin und Diesel. „Hauptvorteil ist, dass man mit diesen Kraftstoffen auch die bestehende Fahrzeugflotte betanken kann“, sagt Denner.

Bosch will in diesem Jahr die Investitionen in die Elektromobilität von 400 auf 500 Millionen Euro jährlich erhöhen und plant insgesamt 1,2 Milliarden Euro für alternative Antriebe, automatisiertes Fahren und Mobilitätslösungen ein.

Quelle: Bosch — Pressemitteilung vom 22.01.2020 // Handelsblatt — Brennstoffzellen waren lange keine Konkurrenz zur Batterie – bis jetzt // Automobilwoche — Serienfertigung soll 2022 starten: Darum glaubt Bosch an die Brennstoffzelle

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Pittler:

Hallo Thomas,

wer keine Ahnung hat, sollte sein Stammtisch Niveau für sich behalten.

VG

Thomas:

Die Steuergeräte sind von der Bosch aber die Manipulationen an der Software sind von der jeweiligen Autofirma die sie nun mal manipuliert hat. Wenn die Bosch von vorne die Software mit der abschaltautomatik ausgestattet hätte dann wäre das auch keine Manipulation! Die Bosch hat alle Belege offen gelegt und es wurden keine illegalen Handlungen festgestellt. So viel zum Wissen auffrischen.

Thomas:

Da stimme ich dem Wolfgang zu „Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.“ In diesem Fall nicht mal die eigene Meinung sondern die von „Bild“ und von dubiosen Experten!

Andreas E.:

Da liegt die Unwissenheit wohl eher bei Ihnen, wenn Sie mit längst widerlegten und von den Herausgebern korrigierten Zahlen argumentieren.
Einen „sauberen Diesel“ gibt schon gar nicht, selbst wenn er mit eFuels betrieben werden würde. Wo kommt denn die Energie und der Rohstoff für die Produktion der eFuels her? Darüber sollten Sie Ihr Wissen mal auffrischen oder auf den aktuellen Stand bringen.

Thomas:

Das habe ich mit der Unwissenheit und mangelden Technischen Verständnis gemeint und ganz geschweige dass 90% der E-Autos Käufer in der Garage noch ein SUV stehen haben für die richtigen Wege! Was die Umwelt betrifft macht man mit dem sauberen Diesel 130000 km. Da ist man mit dem E-Auto bei 0 km. Dh. Für die Produktion von einem E-Auto benötigt man so viel Energie und Ressourcen dass man mit dem Diesel schon 130000 km. fahren kann.

Kalle:

Auch in diesen Autos ist eine Batterie

Andreas E.:

Es ist mit der Brennstoffzelle wie mit den reinen e-Autos, es gibt auf jeder Seite Leute die behaupten es gäbe nur den einen Weg und alles andere wäre schlecht.
Im Gegensatz zur Brennstoffzelle hat sich das e-Auto am Markt aber schon als Alternative positioniert und werden schon erfolgreich verkauft. Viele der e-Auto Verfechter hier fahren auch selbst welche und wissen wovon Sie sprechen bzw. worüber sie schreiben, während die Brennstoffzellenanhänger alle noch mit Verbrennern die Umwelt belasten.
Wären Brennstoffzellen-Autos ein gangbarer Weg für die Autoindustrie damit Ihre CO2-Ziele einzuhalten, gäbe es ein entsprechendes Angebot.
Im Moment wird das nur hochgehalten um Fördermillionen vom Staat abzugreifen.
Würde der Staat nicht mit Subventionen den Markt beeinflussen sondern strengere Vorgaben für den CO2-Ausstoß definieren, gäbe es meiner bescheiden Meinung nach schon wesentlich mehr e-Autos. Die Technik bietet einfach zu viele Vorteile gegenüber der Wasserstofftechnik.
Brennstoffzellen sind schon interessant, aber wie schon mehrfach Kommentiert eher im stationären Bereich oder im Ultra-Langstrecken-Transport.
Eine weitere Forschung und Entwicklung ist auf jeden Fall sinnvoll, aber damit zu argumentieren „ich kauf mir ein Brennstoffzellen-Auto wenn der Preis und die Tankstelleninfrastruktur passt und bis dahin fahre ich weiter meinen sauberen Diesel als ein e-Auto“ ist Blödsinn und zeigt, dass diese Leute keine Ahnung haben und schon gar nichts für die Umwelt tun wollen, weil es nur darum geht möglichst billig möglichst alles zu bekommen.

Andreas E.:

Mit der Energie die für 47 Mio KFZ mit Brennstoffzellen benötigt wird, können 150 Mio Elektroautos fahren. Soviel zu Deiner Stromnetztheorie.

Andreas E.:

Bosch war auch für die Softwaremanipulation der Steuergeräte mit verantwortlich. Wie soll man da die angeblichen Fakten des sauberen Diesels bewerten???

Wolfgang:

An alle, die gegen die Brennstoffzelle rum-ätzen und es furchtbar lustig finden, dass fachkundige Ingenieure an Alternativen arbeiten:
schon Einstein sagte: „es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom!“

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