Bereits Anfang Juli konnten wir berichten, dass der Autohersteller BMW eine neue Pilotanlage für die Produktion von Batteriezellen für Elektroautos errichtet. Mittlerweile wurden entsprechende Gerüchte bestätigt und mit weiteren Fakten vonseiten BMW versehen. Dabei wird schnell klar für BMW steht Nachhaltigkeit und Elektromobilität auf einer Stufe. Das eine kann nicht ohne das andere. Dies wird ersichtlich, wenn man die Tatsache betrachtet, dass der bayrische Automobilhersteller einen geschlossenen sowie nachhaltigen Wertstoffkreislauf für Batteriezellen aufbauen möchte.
BMW geht hierbei mit einem neuen Pilotwerk zur Fertigung von Lithium-Ionen-Batteriezellen den für sich konsequent nächsten Schritt. Dabei will der Automobilhersteller tief in die Materie eintauchen. Beginnend bei der Auswahl der Materialien, über die Zusammensetzung als auch das Design der Zelle bis hin zur seriennahen Produktion, sowie das Recycling am Ende des Kreislaufes.
Die BMW Group beschleunigt somit ihren Hochlauf der E-Mobilität erneut und will auch in diesem Bereich mit der eigenen Produktion Maßstäbe bei der Transformation der Industrie setzen. Zuletzt geschah dies an deren größten europäischen Fertigungsstandort im niederbayerischen Dingolfing, als das Unternehmen dafür das Kompetenzzentrum E-Antriebsproduktion eröffnet hat. “Mit der kontinuierlichen Erweiterung und unserer umfassenden Batteriezellenkompetenz setzen wir wichtige Impulse für mehr Nachhaltigkeit. Wir haben nicht nur die leistungsfähigste Batteriezelle im Blick, sondern betrachten auch ihre gesamte Wertschöpfung. Deshalb bauen wir gemeinsam mit unseren Partnern einen geschlossenen Wertstoffkreislauf für Batteriezellen”, so Frank Weber, Mitglied des Vorstands der BMW AG, Entwicklung.
Das Pilotwerk soll in Parsdorf bei München entstehen und wird Ende 2022 den Betrieb aufnehmen. Das Gesamtprojektvolumen beträgt knapp 110 Millionen Euro. Ungefähr 50 Mitarbeiter werden im Pilotwerk arbeiten. Das Bundeswirtschaftsministerium und das bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie unterstützen das Vorhaben im Rahmen des europäischen Förderprozesses IPCEI (Important Projects of Common European Interest). Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Thomas Bareiß, haben hierzu Ende des Monats, gemeinsam einen Förderbescheid in Höhe von 60 Millionen Euro für Batterieforschung an die BMW AG übergeben.Â
“Die Batterieforschung ist ein zentrales Hightech-Thema in Bayern und Deutschland. Mit dieser Förderung werden die Forschung und Entwicklung sowie der Aufbau der Massenproduktion von Lithium-Ionen-Zellen entscheidend gestärkt und die bayerische Wertschöpfung in einem zentralen Zukunftsthema gesichert.” – Hubert Aiwanger, Bayerns Wirtschaftsminister
Milan Nedeljković, Mitglied des Vorstands der BMW AG, Produktion, gab seinerseits zu verstehen, dass im neuen Pilotwerk die Kompetenz im Bereich der Produktion von Batteriezellen vertieft wird. Hierdurch soll BMW in der Lage sein neue Anlagentechnik zu testen und innovative Produktionsabläufe zu erproben. “Unser Ziel ist, die seriennahe Produktion von Batteriezellen hinsichtlich Qualität, Performance und Kosten zu optimieren. Mit diesem neuen Pilotwerk schließen wir die letzte Lücke entlang der Wertschöpfungskette von der Entwicklung der Batteriezelle über die Fertigung von Modulen und Antriebskomponenten bis zum Verbau fertig montierter Hochvoltspeicher in unseren Fahrzeugwerken”, so Nedeljković weiter. Seiner Aussage nach sei BMW damit der erste Automobilhersteller, der die gesamte Prozesskette des elektrischen Fahrens abdeckt.
Erst im November 2019 hatte das Unternehmen ein eigenes Kompetenzzentrum Batteriezelle in München eröffnet, in dem es die gesamte Wertschöpfungskette der Batteriezelltechnologie abbildet, von der Forschung und Entwicklung über die Zusammensetzung und das Design der Batteriezelle bis hin zur Produzierbarkeit. Mit dem neuen Pilotwerk geht der Hersteller den nächsten Schritt und kann die Prototypen in die Großserie überführen. Bereits 2021 soll ein Viertel der in Europa verkauften Fahrzeuge der BMW Group einen elektrischen Antrieb haben, 2025 ein Drittel und 2030 die Hälfte.
Für die Entwicklung einer innovativen und nachhaltigen Batteriezelltechnologie arbeitet die BMW Group im Rahmen eines gemeinsamen Technologiekonsortiums mit dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt sowie dem belgischen Entwickler von Batteriematerialien Umicore zusammen. Die Zusammenarbeit befasst sich mit dem Aufbau einer kompletten, nachhaltigen Wertschöpfungskette für Batteriezellen in Europa und erstreckt sich von der Entwicklung über deren Fertigung bis zum Recycling.
Des Weiteren hat BMW mit seinen Zellherstellern vertraglich vereinbart, dass sie bei der Produktion der fünften Generation von Batteriezellen nur noch Grünstrom verwenden dürfen. Dabei wird der Einsatz dieser Zellen in nicht allzu weiter Ferne erfolgen. Bereits in diesem Jahr soll die fünfte Generation ihren Weg in den BMW iX3 finden, als auch im kommenden Jahr in den BMW iNEXT sowie BMW i4.
Bei steigendem Volumen wird der Einsatz von Grünstrom dafür sorgen, innerhalb der nächsten zehn Jahre rund zehn Millionen Tonnen CO2 einzusparen. Zum Vergleich: Das ist etwa die Menge an CO2, die eine Millionenstadt wie München pro Jahr emittiert.
Quelle: BMW AG – Pressemitteilung vom 29. Juli 2020