Porsche-Chef Oliver Blume hat eine positive Bilanz der bisherigen Elektrostrategie gezogen. Mit dem Taycan sei es gelungen, Porsche-typische Sportlichkeit auf E-Modelle zu übertragen. In Europa sei 2020 bereits jeder dritte Porsche elektrifiziert ausgeliefert worden – je zur Hälfte vollelektrisch und als Hybrid. Gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg von 60 Prozent. Gleichwohl sieht Blume das Unternehmen am Beginn eines Marathons und den vollelektrischen Macan als “nächsten große Meilenstein”. Im Jahr 2025 würden dann schon rund 50 Prozent der ausgelieferten Autos elektrisch angetrieben sein. “Die Mehrheit davon vollelektrische Sportwagen, der übrige Teil sportliche Plug-in-Hybride.”
Einen direkten Vergleich mit Tesla will Blume trotz aller Wertschätzung für Elon Musk und dessen Strategie nicht ziehen. Das US-Unternehmen habe hohe Stückzahlen im Blick, weshalb überall auf der Welt neue Fabriken entstünden. “Porsche bleibt bei seiner Exklusivität. Wir erfüllen unseren Kunden individuelle Träume.” Bei der Entwicklung des Taycan sei Tesla auch nicht der Maßstab gewesen. Blume: “Für uns galt die Richtschnur: Ein Elektro-Porsche muss sich fahren wie ein 911.”
Es sei aber kein Geheimnis, dass Porsche irgendwann mehr als 300.000 Autos pro Jahr verkaufen werde. Zugleich aber habe sich das Unternehmen eine Marktobergrenze gegeben, so Blume. “Porsche hatte immer einen Weltmarktanteil von etwa 0,3 Prozent, daran wollen wir uns auch künftig orientieren.” Dass das Unternehmen seit gute einem Jahrzehnt zum Volkswagen-Konzern gehöre, sei ein großer Vorteil – etwa beim Teileeinkauf. Umgekehrt profitiere der Verbund von Porsche. Das operative Ergebnis habe sich in dieser Zeit verfünffacht, so dass man vom Juniorpartner zur ertragsstärksten Marke im Konzern aufgestiegen sei. “Mit dem, was Porsche erwirtschaftet, wird auch die Transformation der anderen unterstützt. Echtes Teamwork.”
„Wir haben uns vom Juniorpartner zur ertragsstärksten Marke im VW-Konzern entwickelt.“ Oliver Blume, CEO von Porsche
Dennoch gebe es noch Potenzial – etwa bei den derzeit noch sehr vielen Batterie-Varianten. Zu Beginn der Planungen habe Erfahrung in dieser Technologie gefehlt, so dass unterschiedliche Ansätze verfolgt wurden. In etwa fünf Jahren, so Blume, werde es im Konzern ein einheitliches Batterieformat geben, bei der die Chemie im Inneren den Unterschied macht. Basis sei eine kostenoptimierte Volumenzelle – dazu kämen eine Leistungs- und eine Hochleistungszelle für das Spitzensegment. Porsche werde sich vor allem bei hohen Leistungs- und Energiedichten engagieren. “Die Zelle ist der Brennraum von morgen.”
Porsche werde daher auch weiterhin technologische Speerspitze bleiben, verspricht Blume. “Als kleiner Hersteller können wir mutiger und schneller sein.” Schon jetzt sei Porsche Impulsgeber für die Konzernstrategie. So bilde der Taycan die technische Basis für den Audi etron-GT. Die Hybrid-Plattform für den Bentley Continental, das Cabrio und den Flying Spur stamme vom Porsche Panamera. Dass die Marke nun quasi umziehe, sei konsequent. “Bentley ist im Premium-Luxus-Segment besser bei Audi aufgehoben als im sportlichen Bereich von Porsche. Deshalb geben wir das Unternehmen gern saniert nach Ingolstadt ab.”
Die Pandemie lege in der Automobilbranche schonungslos offen, wer seine Hausaufgaben gemacht hat, sagt Blume. “Klare Führung, starkes Teamwork und echter Kampfgeist sind gefragter denn je.” Mit über 272.000 ausgelieferten Fahrzeugen und nur drei Prozent unter dem Vorjahreswert habe sich Porsche sehr ordentlich geschlagen und sei zuversichtlich, trotz Corona eine zweistellige Rendite zu erreichen. Ziel bleibe eine Mage von 15 Prozent – auch wenn es in Zeiten der Transformation deutlich ehrgeiziger sei, weil erheblich in Elektromobilität, Digitalisierung und Qualifizierung von Mitarbeitern investiert werden müsse. “Deshalb sind 15 Prozent Rendite heute so wertvoll wie früher 20 Prozent.”
“Exklusive Restaurants haben nur zehn Gerichte auf der Karte.” Oliver Blume
Ohne Sparen werde aber auch Porsche nicht auskommen. Etwa in der Fahrzeugentwicklung. Früher seien für die Erprobung viele Prototypen mit Kosten in Millionenhöhe nötig gewesen, erinnert sich Blume. Das gehe digital mittlerweile ebenso gut oder sogar besser – vor allem aber deutlich günstiger. Wo es für die Identität von Porsche keine Bedeutung habe, würden zudem verstärket Standardbauteile verwendet. Zudem will Blume sehr selten nachgefragte Extras aus dem Angebot nehmen. Wie bei der Speisekarte eines guten Restaurants. “Hundert Gerichte auf der Karte verwirren den Gast. Exklusive Restaurants haben nur zehn Gerichte, die hochwertig zubereitet werden.” Trotzdem könne über die Porsche Exclusive Manufaktur jeder Kunde nach wie vor ein individuelles Auto bekommen.
Bei aller Wertschätzung für die E-Mobilität verteidigt Blume aber auch die Sonderrolle bei synthetischen Kraftstoffen. Es gebe schließlich über eine Milliarde Fahrzeuge auf der Welt, die mit einem Verbrenner unterwegs sind. Noch lägen die Kosten bei etwa zehn Dollar pro Liter. Bei entsprechenden Mengen könnten es in den nächsten zehn Jahren aber weniger als zwei Dollar werden. “Speziell aus Porsche-Sicht betrachtet entsteht damit eine Perspektive für unsere Ikone – den 911.”
Quelle: Porsche – Pressemitteilung vom 4. Februar