Beschäftigt man sich mit dem Thema E-Mobilität ist meist die Rede von Wachstum, Wachstum und nochmals Wachstum. Man bekommt richtig das Gefühl, dass die Elektromobilität boomt. Dies ist in der Tat auch der Fall. Aber nicht so sehr wie man uns Glauben machen will. So sind die politischen Zielvorgaben für Elektromobilität und Klimaschutz aus Sicht der europäischen Industrieinitiative „Mobility Facts“ nicht zu schaffen.
Dies scheitert nicht am Willen es zu schaffen. Sondern an den Ressourcen. In einer Mitteilung von Anfang der Woche heißt es hierzu: “Klare physikalische und organisatorische Grenzen beschränken das mögliche Wachstum und führen die aktuelle Sanktionspolitik der EU ad-absurdum.”
In einer von „Mobility Facts“ beauftragten Studie geht die Unternehmensberatung Schlegel und Partner nun speziell den limitierenden Faktoren auf den Grund. Die Ergebnisse in Hinblick auf die Batterien, welche meist als limitierender Faktor erwähnt werden, fallen eher positiv aus. Faktoren, die in der Diskussion von Elektrogegnern gegen den Ausbau ins Feld geführt werden wie Energieverfügbarkeit, Reichweiten und Ladezeiten, schränken der Studie zufolge die angestrebte Verbreitung elektrischer Antriebe mittelfristig, also bis 2030, nicht mehr ein.
Klare Wachstumsgrenzen und damit Hemmnisse für die Entwicklung der E-Mobilität sieht man vielmehr im Ausbau der Kobalt-Förderanlagen. Stand heute sei eine Verdreifachung dieser notwendig, um die gewünschten Ziele zu erreichen. Realistisch scheint hier eher eine Verdoppelung. Des Weiteren müsste in puncto Produktionskapazitäten für Batteriezellen der industrielle Ausstoß um den Faktor 20 steigen, realistisch sei maximal eine Erhöhung um den Faktor neun.
Auch die oft kritisierte öffentliche Ladeinfrastruktur wird als Wachstumshemmnis gesehen. Existieren derzeit weltweit etwa 430.000 öffentliche Ladestationen, sind für die E-Ziele im Jahr 2030 mindestens 12 Millionen notwendig, erreichbar seien jedoch maximal 9 Millionen. Auf Basis dieser Annahmen sei die Prognose des Elektrozuwachses nicht zu halten.
Insgesamt müssten E-Fahrzeuge sowie Hybrid-Autos im Jahr 2030 einen globalen Marktanteil von 39 Prozent erreichen – dies entspricht einem hochgerechneten Absatzvolumen von 44 Millionen Einheiten. Das realistisch erreichbare Wachstum liegt laut der Studie jedoch bei ca. 29 Prozent – ca. 33 Millionen Fahrzeuge. Tatsächlich geht man jedoch davon aus, dass Verzögerungen und temporäre Engpässe zusätzlich bremsen. Hierdurch soll lediglich eine Elektrifizierung von 23 Prozent erreicht werden – ca. 25 Mio. Fahrzeuge.
Als Konsequenz könnte dies bedeuten, dass die Anzahl der Verbrenner weiter steigt, da die E-Mobilität nicht schnell genug Fuß fassen kann. Genau heißt es: “Auch bis 2050 ist mit keinem globalen Einbruch der Verbrennertechnik zu rechnen”. Entsprechend müsse mit der gleichen Energie weiter an der CO2-Reduktion des Verbrenners geforscht werden wie an der technischen Marktfähigkeit der Elektromobilität.
Quelle: kfz-betrieb – Studie: Wachstumsszenarien für E-Mobilität sind realitätsfern