Zwar ist der größte chinesische Autohersteller BYD gemeinsam mit Tesla weltweit der größte Anbieter von Elektroautos, doch in Deutschland tut sich das Unternehmen bislang schwer. Zuletzt wurden hierzulande weniger als 200 Fahrzeuge pro Monat abgesetzt – deutlich weniger als erhofft. Und sogar weniger als in deutlich kleineren Märkten wie beispielsweise Österreich oder Belgien. Wie das Handelsblatt berichtet, soll nun die Topmanagerin Stella Li dem Europa-Geschäft neue Impulse versetzen.
Die mit dem neuen Superfrachter in Bremerhaven angelieferten BYD-Elektroautos würden dort deutlich länger stehen als angenommen. Allerdings betreffe dies auch andere Hersteller. Dabei gibt es wohl auch Probleme mit Schimmel, der sich im Inneren mancher Fahrzeuge gebildet habe. Dieses Problem sei bei längere Zeit übers Meer transportierten Fahrzeugen durchaus nicht selten, doch offenbar sind die Fahrzeuge der Chinesen überproportional häufig davon betroffen. “Von einer mittleren dreistelligen Anzahl deutscher Kunden, die länger warten müssen, spricht ein Insider”, heißt es im Artikel des Handelsblattes. Laut BYD sei dieses Problem durch eine Ozon-Reinigung inzwischen aber behoben, die noch in Bremerhaven stehenden Fahrzeuge seien nicht davon betroffen.
Da der deutsche Markt für BYD das Eintrittstor nach Europa werden soll, will das Unternehmen deutlich nachbessern. Dieser Aufgabe nimmt sich nun offenbar Stella Li an, die nach Geschäftsführer und Gründer Wang Chuanfu als die zweitwichtigste Person im Unternehmen gilt. “Als BYD noch hauptsächlich Akkuhersteller war, trieb Li bereits die internationale Expansion voran. Inzwischen leitet sie im Fahrzeugbereich das für BYD politisch heikle Amerikageschäft”, erläutert das Handelsblatt. Es habe bereits Gespräche zwischen Stella Li und einigen BYD-Händlern in Deutschland gegeben.
Händler offenbar zum Teil frustriert
„Wir verkaufen gerade ohne große Rabatte, was frustrierend ist“, zitiert das Handelsblatt einen Vertreter. Demnach gebe es eine größere Menge an unverkauften Elektroautos, die bereits ein Jahr oder älter seien. Das sei “ein Riesenthema“. Der Konzern selbst weist diese Darstellung jedoch offenbar zurück. Ein Grund für den schleppenden Absatz in Deutschland könnte die derzeit generell ein wenig gegen die Elektromobilität gekippte Stimmung sein. Mit einem Plug-in-Hybrid bringt BYD aber wohl noch in diesem Jahr ein Verbrennermodell auch auf den deutschen Markt.
Branchen-Experten gehen indes davon aus, dass BYD mittelfristig einen zweiten Standort für ein europäisches Werk suchen könnte. Derzeit entsteht das erste BYD-Werk Europas in Ungarn, nachdem der Hersteller sich gegen eine Übernahme des Ford-Werkes in Saarlouis entschieden hatte. Auch in Südamerika könnten weitere neue Werke entstehen, dann aber freilich für den amerikanischen Markt.
Eine größere Bekanntheit in Europa erhofft sich BYD zudem durch die offizielle Partnerschaft mit der UEFA bei der im Juni startenden Fußball-EM der Männer in Deutschland. Es kam für viele überraschend, dass die Chinesen sich dafür den Zuschlag sicherten und nicht beispielsweise Volkswagen.
Quelle: Handelsblatt – Unter 200 Zulassungen im Monat: BYD hat ein Deutschland-Problem