Die neuen Zulassungszahlen bis Ende Juli, die Automobil-Analyst Matthias Schmidt in seinem aktuellen Report betrachtet hat, zeigen nicht nur große Verschiebungen auf Konzernebene, sondern auch klare Trends auf Modellbasis. Diese verdeutlichen, warum einige Hersteller wachsen, während andere Marktanteile verlieren. Insgesamt wurden rund 1,3 Millionen Elektroautos neu zugelassen, ein Plus von 25,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Juli allein waren es knapp 178.000 Einheiten, was einem Zuwachs von 31,7 Prozent entspricht.
Die Volkswagen-Gruppe bleibt mit Abstand an der Spitze. Besonders auffällig ist die Entwicklung einzelner Modelle. Der VW ID.4 und ID.5 kamen zusammen auf knapp 54.000 Neuzulassungen seit Jahresbeginn, ein Anstieg von fast 37 Prozent. Der ID.3 legte um knapp 38 Prozent auf über 43.000 Autos zu. Noch dynamischer wuchs der ID.7, der sich von 7146 auf über 42.600 Zulassungen steigerte. Ein Sprung, der das Modell zu einem zentralen Treiber des VW-Erfolges macht.
Škoda profitierte vom Enyaq, der auf 41.700 Zulassungen kam. Zusätzlich brachte der neu eingeführte Elroq fast 39.000 Einheiten in nur sieben Monaten auf die Straße. Auch Cupra mit dem Born und Audi mit dem neuen Q6 trugen entscheidend dazu bei, dass die VW-Gruppe ihren Marktanteil auf fast 29 Prozent ausbauen konnte.
Bei Stellantis zeigt sich ein gemischtes Bild. Peugeot und Fiat verloren im Jahresvergleich, während Citroën mit dem neuen ë-C3 für Aufschwung sorgte. Mit über 28.000 Zulassungen erreichte das Modell in kürzester Zeit einen hohen Marktanteil. Auch Opel und die Integration von Leapmotor stützten die Zahlen. Trotz Rückgängen einzelner Marken konnte Stellantis insgesamt um 18 Prozent wachsen.
BMW profitierte ebenfalls stark von neuen Modellen. Der iX1 kam auf mehr als 36.000 Neuzulassungen, ein Plus von 27 Prozent. Mini verdoppelte sich nahezu und erreichte knapp 23.000 Einheiten. Rückgänge gab es dagegen beim i4, der knapp unter Vorjahresniveau blieb. Insgesamt stützt sich der Erfolg des Konzerns vor allem auf die breite Modellpalette, die über verschiedene Segmente hinweg Käufer findet.
Tesla unter Druck – vor allem durch europäische Marken
Tesla hat stark an Boden verloren. Das Model Y, lange das meistverkaufte Elektroauto in Europa, kam nur noch auf gut 71.000 Neuzulassungen und damit 35 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Juli lag der Rückgang sogar bei fast 45 Prozent. Auch das Model 3 büßte ein Drittel seiner Verkäufe ein und erreichte nur 40.500 Zulassungen. Der fehlende Modellnachschub macht sich deutlich bemerkbar. Tesla rutschte dadurch auf 8,5 Prozent Marktanteil ab, nachdem es 2024 noch über 16 Prozent waren.
Hyundai und Kia zeigen ein gegenteiliges Bild. Beide Marken profitierten vom neuen Kia EV3, der bereits auf 38.000 Einheiten kommt. Dieses Modell erklärt den Großteil des Wachstums, das Hyundai-Kia fast gleichauf mit Tesla bringt. Ergänzend blieben die Zahlen für den Ioniq 5 und EV6 stabil, während der Kona Electric ebenfalls solide Ergebnisse erzielte.
Die Renault-Gruppe erlebte durch den neuen Renault 5 einen kräftigen Schub. Mit knapp 39.000 Zulassungen seit Jahresbeginn trägt das Modell wesentlich zum Wachstum bei. Zusammen mit dem Dacia Spring, der seine Stückzahlen mehr als verdoppeln konnte, summiert sich der Zuwachs auf über 93.000 Neuzulassungen. Damit erreichte der Konzern einen Marktanteil von sieben Prozent.
Verschiebungen bei chinesischen Marken
Geely verlor trotz neuer Modelle an Gewicht. Volvo musste beim EX30 einen Rückgang von 44 Prozent hinnehmen. Das Modell kam zwar auf 25.000 Einheiten, blieb damit aber weit unter den Erwartungen. Auch der EX40/EC40 verlor deutlich. Polestar dagegen wuchs auf fast 26.000 Autos, und Zeekr kam mit 2000 Einheiten auf ein kleines, aber wachsendes Volumen. Smart fiel stark zurück und erreichte nur noch 6.800 Zulassungen.
Mercedes-Benz hielt sich stabil, wobei die EQA-Reihe mit 22.000 Neuzulassungen leicht zulegen konnte. BYD nutzte mit Atto 3, Seal und Dolphin die Nachfrage und kam auf mehr als 45.000 Einheiten. Das entspricht einer Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. Ford überraschte mit einem Plus von 250 Prozent und fast 40.000 Verkäufen, getragen von der wachsenden Nachfrage nach dem Mustang Mach-E und dem Explorer.
Toyota legte mit dem bZ4X zu, der auf fast 20.000 Zulassungen kam. Das Modell ist inzwischen der wichtigste Treiber für die Marke im Elektro-Segment. SAIC mit MG verlor hingegen fast die Hälfte seiner Verkäufe und kam nur noch auf knapp 25.000 Einheiten. Andere Hersteller wie Nissan, Mazda oder Honda hatten ebenfalls Probleme. Der Nissan Ariya verlor spürbar an Marktvolumen, und bei Honda blieb die Zahl der Neuzulassungen weit hinter früheren Werten zurück. Nio rutschte mit weniger als 500 Einheiten ins Randfeld.
Die Detailanalyse zeigt: das Wachstum verteilt sich immer stärker auf neue Modelle. Renault 5, Kia EV3 und Škoda Elroq sind Beispiele für Modelle, die in kurzer Zeit hohe Stückzahlen erreichen und ganze Konzernbilanzen prägen. Gleichzeitig verlieren etablierte Modelle wie Tesla Model Y oder Volvo EX30 deutlich an Attraktivität. Der Markt wird dadurch kleinteiliger und dynamischer, was den Wettbewerb verschärft.
Quelle: Matthias Schmidt – Per Mail