Mit dem Elroq hat Škoda sein erstes rein elektrisches Kompakt-SUV auf die Straße gebracht. Auf der MEB-Plattform positioniert, richtet er sich an Käufer:innen, die ein alltagstaugliches, aber modernes Elektroauto suchen – und tritt damit in Konkurrenz zu Modellen wie Kia EV3, Opel Grandland Electric oder VW ID.4. Für meinen Test stand mir der Elroq 85 in der Ausstattungslinie Bravo mit 82-kWh-Batterie und 210-kW-Heckmotor zur Verfügung. Über 700 Kilometer im Raum Heidelberg habe ich ihn durch Stadtverkehr, über Landstraßen und auf der Autobahn bewegt. Ziel war es, ein realistisches Bild jenseits von Prospektwerten zu gewinnen.
Škoda Elroq 85: Neue Designsprache mit klaren Linien und Details
Bevor es jedoch auf die Straße ging, fiel zunächst der äußere Auftritt ins Auge. Die neue Designsprache prägt das Auto deutlich: Die Motorhaube zieht sich weit nach unten, statt des bekannten Logos prangt nun der Škoda-Schriftzug auf der Front. Schmale LED-Tagfahrleuchten betonen die Breite, optional sind Matrix-LED-Scheinwerfer erhältlich, die das Auto bei Nacht sicher begleiten.
Am Testwagen montierte 20-Zoll-Felgen ergänzten den kräftigen Auftritt, die Proportionen mit 4,49 Metern Länge, 2,77 Metern Radstand und 1,63 Metern Höhe passen genau ins Kompaktsegment. Das Heck wirkt mit großem Dachkantenspoiler und geteilten Rückleuchten ebenfalls modern, bleibt aber klar als Škoda erkennbar. Der Grünton „Timiano“ unterstrich zudem den eigenständigen Charakter.
Im Innenraum verbindet der Elroq Bewährtes mit neuen Akzenten. Softtouch-Oberflächen ziehen sich über das Armaturenbrett und die Türverkleidungen, dazu kommen sauber gesetzte Ziernähte und strukturierte Einsätze, die das Ambiente aufwerten. Gerade die gewählte „Lodge“-Designausstattung fällt positiv auf: Kunstleder, Mikrofaser und Stoff sind so kombiniert, dass ein wohnlicher, aber zugleich strapazierfähiger Eindruck entsteht – ein Mix, der sich im Alltag ebenso angenehm anfühlt wie an warmen Sommertagen. Hartplastik ist zwar an einigen Stellen vorhanden, etwa an den Türgriffen oder in den unteren Ablagen, wirkt aber weder billig noch störend.
Die Sitze erwiesen sich als langstreckentauglich. Dank Heizung, Belüftung und sogar Massagefunktion war auch nach mehreren Stunden kein Ermüdungsgefühl spürbar. Die Polsterung bietet eine gute Balance aus Seitenhalt und Komfort, sodass man sowohl in Kurven als auch auf der Autobahn entspannt sitzt. Mit 1,86 Meter Körpergröße fand ich vorne problemlos eine passende Position, und selbst auf der Rückbank blieb bei dieser Einstellung noch genügend Beinfreiheit. Die Kopffreiheit reicht ebenfalls aus, sodass auch größere Mitfahrer nicht an Grenzen stoßen.
Praktisch zeigt sich der Elroq ebenfalls. Der Kofferraum fasst 470 Liter bei aufgestellter Rückbank und wächst auf bis zu 1580 Liter, wenn man die Lehnen umklappt. Die Ladefläche ist eben, was das Verstauen erleichtert. Typisch Škoda gibt es dazu einige Simply-Clever-Details: Taschenhaken, zusätzliche Ablagen und in meinem Testwagen sogar eine Gepäcknetztrennwand, die den Stauraum flexibel nutzbar macht. Nur auf einen Frunk verzichtet Škoda – ein Punkt, der vor allem beim Verstauen von Ladekabeln schmerzt, da diese im Hauptkofferraum Platz beanspruchen. Hier aber sind sie zumindest durchdacht untergebracht.
Das Cockpit zeigt sich funktional. Vor dem Fahrer sitzt ein schmales 5-Zoll-Display, das die wichtigsten Informationen liefert. Ergänzt wird es durch ein optionales Augmented-Reality-Head-up-Display, das Navigationshinweise direkt ins Blickfeld projiziert. In der Mitte thront serienmäßig ein 13-Zoll-Touchscreen, der auf die neuere Softwareversion 5.4 setzt. Die Bedienung läuft flüssig, die Menüstruktur ist logisch aufgebaut, und die Oberfläche lässt sich mit Shortcuts anpassen.
Praktisch sind die physischen Tasten für Klimafunktionen und eine Sensorleiste für Lautstärke und Temperatur, die sich blind bedienen lassen – wenn auch ein wenig hakelig. Apple CarPlay und Android Auto sind kabellos integriert und funktionierten im Test störungsfrei. Auch die Ladeplanung erwies sich als zuverlässig, inklusive Vorkonditionierung des Akkus beim Navigieren zu Schnellladesäulen.
Fahreindruck: Agiler Antritt und wendige Manöver
Beim Fahren zeigt der Elroq, dass er mehr sein kann als nur ein praktisches Auto. Mit 210 kW Leistung und 545 Nm Drehmoment beschleunigt er in 6,6 Sekunden auf 100 km/h. Die spontane Kraftentfaltung sorgt dafür, dass er beim Anfahren mehr Temperament versprüht, als man erwartet – gerade in engen Gassen war Fingerspitzengefühl am Strompedal gefragt. Gleichzeitig bleibt der Wagen erstaunlich wendig: Mit 9,3 Metern Wendekreis lässt er sich leicht durch enge Straßen manövrieren.
Das Fahrwerk ist straff genug, um die Karosserie in Kurven stabil zu halten, filtert Unebenheiten aber zuverlässig. In Kombination mit den optionalen adaptiven Dämpfern bot der Wagen eine angenehme Spreizung zwischen Komfort und Dynamik. Das Geräuschniveau bleibt niedrig, doppelt verglaste Seitenscheiben tragen spürbar zur Dämmung bei.
Auf Landstraßen bewies der Elroq seine Ausgewogenheit. Die Lenkung arbeitet direkt, ohne nervös zu wirken, und vermittelt ein sicheres Gefühl. Im Odenwald zeigte sich, dass er auch bei zügigem Tempo in Kurven souverän bleibt. Besonders angenehm war die automatische Rekuperation, die mit Navigationsdaten arbeitet und die Verzögerung an Kurven, Kreisverkehre oder Tempolimits anpasst. Dadurch entsteht ein harmonischer Fluss, der sich auf längeren Etappen positiv bemerkbar macht. Wer es individueller möchte, kann über Schaltwippen oder Menüs manuell zwischen mehreren Rekuperationsstufen wählen.
Auf der Autobahn spielt der Elroq seine Stabilität aus. Bis 160 km/h zieht er kraftvoll durch, bis zur Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h lässt der Vortrieb aber spürbar nach, was durch die Abrieglung nicht verwundert. Dennoch bleibt das Fahrverhalten souverän, auch bei Wind und höheren Geschwindigkeiten. Windgeräusche sind zwar an der A-Säule hörbar, aber nicht störend.
Das adaptive Fahrwerk zeigte sich gerade bei langen Etappen von Vorteil: Im Komfortmodus gleitet der Wagen ruhig dahin, im Sportmodus bleibt er straffer, ohne unruhig zu wirken. Bei 130 km/h pendelte sich der Verbrauch bei etwa 21 bis 22 kWh pro 100 Kilometer ein. Das zeigt, dass die realistische Autobahnreichweite eher bei 350 Kilometern liegt, während sich in gemischtem Betrieb 410 bis 430 Kilometer erreichen ließen. Über die gesamte Testdistanz von 735 Kilometern kam ich auf einen Durchschnittsverbrauch von 18,8 kWh.
Die Batterie im Testwagen stammte noch vom ursprünglichen Zulieferer mit einer maximalen Ladeleistung von 175 kW. Seit Produktionswoche 24/2025 wird eine Variante mit etwas geringerer Ladeleistung verbaut, die aber in Summe ähnlich schnell lädt. Offiziell gibt Škoda 542 bis 581 Kilometer Reichweite nach WLTP an, was im Alltag nicht erreichbar ist, aber dennoch solide Reserven bietet. Die Peak-Ladeleistung wurde nur kurz touchiert, im Schnitt lag der Tscheche eher bei 120 kW Ladeleistung. Für die Praxis bedeutet das: Auch auf langen Strecken kann man zügig nachladen. Wer es auf der Autobahn eilig hat, kommt mit einem kurzen 20-Minuten-Stopp wieder um die 200 Kilometer weiter.
Das Lichtsystem verdient eine eigene Erwähnung. Mit den optionalen Matrix-LED-Scheinwerfern leuchtet der Elroq die Straße homogen aus und nimmt entgegenkommende Fahrzeuge zuverlässig aus. Bei Nachtfahrten durch den Odenwald war das Licht ein echter Sicherheitsgewinn. Abbiegelicht und animierte Rückleuchten unterstreichen den modernen Auftritt.
Auch die Assistenzsysteme arbeiteten zuverlässig. Der Travel Assist hielt den Wagen sicher in der Spur, reagierte vorausschauend auf Kurven und Baustellen und erleichterte längere Autobahnetappen. Selbst Spurwechsel liefen automatisch und flüssig ab. Auffällig war, dass die Systeme dezent unterstützten, ohne ständig zu warnen oder den Fahrer zu bevormunden.
Solides Gesamtpaket mit dem gewissen Etwas
Nach einer Woche mit über 735 Kilometern bleibt ein klarer Gesamteindruck. Der Elroq 85 ist ein sehr ausgewogenes Elektroauto, das viele Anforderungen des Alltags erfüllt – zeigt sich auch in den Absatzzahlen des Stromers. Positiv aufgefallen sind das großzügige Platzangebot, die durchdachten Ablagen und der funktionale Kofferraum. Auch das Infotainment überzeugt mit schneller Reaktion und durchdachter Menüstruktur. Fahrverhalten und Komfort liegen auf einem hohen Niveau, Ladeleistung und Reichweite machen den Wagen langstreckentauglich.
Kritikpunkte gibt es dennoch: Die spontane Gasannahme beim Anfahren erfordert Eingewöhnung, oberhalb von 160 km/h fehlt etwas Durchzug – was man sicher auch nicht erwarten sollte. Der reale Autobahnverbrauch liegt spürbar höher als die WLTP-Werte, was aber auch bei Marktbegleitern ähnlich zu erkennen ist. Dazu kommt das Fehlen eines Frunks, was mit den Ladekabeln unpraktisch ist.
Preislich startet der Elroq 50 mit kleiner Batterie bei 33.900 Euro. Der Elroq 85 beginnt bei 45.630 Euro, voll ausgestattet klettert der Preis auf mehr als 54.000 Euro bei unserem Testwagen. Weitere Varianten sind mittlerweile am Start. Damit liegt er im Wettbewerbsumfeld, wirkt aber für das Gebotene fair kalkuliert. Wer ein solides, komfortables und praxistaugliches Elektroauto sucht, das nicht auf Show, sondern auf Alltag setzt, wird mit dem Elroq 85 fündig.
Disclaimer: Der Škoda Elroq wurde uns für diesen Testbericht kostenfrei für den Zeitraum von zwei Wochen von Škoda zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.