Der Blick von Automobil-Analyst Matthias Schmidt auf die Neuzulassungen von Januar bis Ende Juli verdeutlicht eine klare Verschiebung im europäischen Elektroauto-Markt. Die Spitzenposition einzelner Modelle bröckelt, die Vielfalt nimmt zu. Kein Modell erreicht in diesem Zeitraum mehr als 5,3 Prozent Marktanteil, den das Tesla Model Y für sich beanspruchen konnte. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 10,3 Prozent.
Auch im Juli zeigt sich der Einbruch beim einst unangefochtenen Marktführer: Mit gut 5100 Zulassungen kam das Model Y nur auf 2,9 Prozent Marktanteil, ein Jahr zuvor waren es noch über 9200 Einheiten und 6,9 Prozent Marktanteil. Das bedeutet einen Rückgang von knapp 45 Prozent im Monatsvergleich und rund 35 Prozent über sieben Monate.
Andere Modelle des US-Herstellers geraten ebenfalls ins Hintertreffen. Das Tesla Model 3 liegt im bisherigen Jahresverlauf bei rund 40.500 Zulassungen und verliert damit fast 30 Prozent gegenüber 2024. Im Juli beträgt das Minus noch gut 31 Prozent. Deutlich wird damit, dass Tesla seine frühere Marktstellung nicht mehr halten kann.
Neue Modelle verändern das Bild
Parallel dazu treten neue Modelle mit hohem Tempo in den Markt ein. Der Škoda Elroq verzeichnet bereits knapp 39.000 Zulassungen seit Jahresbeginn. Im Juli allein waren es mehr als 8100 Einheiten, womit er in die Spitzengruppe vorstößt. Der Renault R5 kommt im gleichen Zeitraum auf fast 39.000 Zulassungen, im Juli waren es über 5400. Auch der Kia EV3 startet stark und erreicht mehr als 38.000 Einheiten in den ersten sieben Monaten. Diese drei Modelle schaffen es damit in kürzester Zeit, eine ähnliche Größenordnung wie etablierte Wettbewerber zu erreichen. Citroën stößt mit dem ë-C3 in eine ähnliche Richtung vor, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Er kommt bislang auf rund 28.000 Einheiten.
Volkswagen profitiert von einer breiten Modellpalette. Der ID.3 steigert sich seit Jahresbeginn auf knapp 44.000 Zulassungen, ein Plus von fast 38 Prozent. Der ID.4 und ID.5 zusammen kommen auf fast 54.000 Einheiten, rund 37 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders auffällig ist der ID.7, der im Vergleich zum Vorjahr von gut 7100 auf mehr als 42.600 Zulassungen steigt – ein Plus von fast 500 Prozent. Allein im Juli erreichte er über 5400 Einheiten und damit mehr als das Doppelte des Vorjahresmonats.
BMW liegt mit dem iX1 bei 36.400 Zulassungen, was einem Wachstum von mehr als 27 Prozent entspricht. Im Juli erreicht er knapp 6100 Einheiten. Der i4 hingegen verliert leicht und liegt bei gut 25.300 Einheiten. Audi zeigt ein gemischtes Bild. Der Q4 verliert auf Jahressicht rund 13 Prozent, bleibt aber mit 34.400 Zulassungen stabil im Mittelfeld. Der neue Q6 erreicht bereits 30.000 Einheiten.
Rückgänge bei etablierten Marken
Andere Hersteller haben Mühe, mitzuhalten. Besonders deutlich ist dies bei Volvo. Der EX30 sinkt von fast 44.700 auf 25.000 Zulassungen und verliert damit 44 Prozent. Im Juli liegt das Minus sogar bei mehr als 60 Prozent. Auch die Modelle EX40 und EC40 zusammen verlieren 38 Prozent und erreichen nur noch rund 21.800 Einheiten. Mercedes kann mit dem EQA leicht zulegen und liegt mit gut 22.000 Einheiten knapp über dem Vorjahr, das Plus beträgt jedoch nur rund 6 Prozent. Mini dagegen legt kräftig zu. Mit fast 23.000 Zulassungen verdoppelt sich das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr. Toyota steigert den bZ4X von rund 14.500 auf knapp 19.700 Einheiten.
Die Entwicklung zeigt, dass der Erfolg im Elektroauto-Markt immer stärker von Modellneuheiten abhängt. Neue Angebote wie Škoda Elroq, Renault R5 oder Kia EV3 können innerhalb weniger Monate etablierte Platzhirsche unter Druck setzen. Gleichzeitig zeigt der Rückgang bei Tesla und Volvo, wie rasch sich die Nachfrage verschiebt, wenn die Produktpalette nicht im gleichen Tempo erneuert wird.
Quelle: Matthias Schmidt – Per Mail