Volvo EX30 Twin Performance: Was der Premium-E-SUV kann – und was nicht

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Elektroauto-News.net

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 8 min

Nachdem wir im Mai 2024 den Volvo EX30 Fully Electric Single Motor Extended Range Ultra getestet hatten, wollten wir uns im Winter des gleichen Jahres auch die Twin Performance Ultra Variante des EX30 von Volvo genauer ansehen. Der Fokus liegt dabei auf den Unterschieden der beiden Modelle sowie auf den spezifischen Stärken und Schwächen der leistungsstärkeren Version. Daher werden nicht alle Aspekte des Elektroautos erneut aufgegriffen, doch ein umfassender Überblick soll die wichtigsten Punkte beleuchten.

Wichtigste Technische Daten zum Volvo EX30 Twin Performance Ultra

  • Reichweite (kombiniert, WLTP): 449 km
  • Verbrauch (kombiniert, WLTP): 17,5 kWh/ 100km
  • Akku-Kapazität / Batteriekapazität (netto): 64 kWh
  • Akku-Kapazität / Batteriekapazität (brutto): 69 kWh
  • Ladezeit (AC, 11 kW): 4 Stunden von 0 auf 100 Prozent
  • Ladezeit (DC, 175 kW): 26,5 Minuten von 10 auf 80 Prozent
  • Ladeleistung: max. 175 kW
  • Drehmoment: max. 543 Nm
  • Leistung: 315 kW/ 428 PS
  • 0 auf 100 km/h: 3,6 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Wärmepumpe: serienmäßig, ausgenommen Single Motor

Volvo EX30 -kompakter Elektro-SUV für Minimalisten

Der Volvo EX30 setzt auf ein minimalistisches Design, das die klare Formsprache der Marke fortführt. Mit einer Länge von 4,23 Metern und einer geschlossenen Frontpartie, die die markante Thors Hammer-Beleuchtung integriert, wirkt das Auto kompakt, ohne seine SUV-Charakteristik zu verlieren. Das Interieur folgt dem gleichen Ansatz: Der Verzicht auf überflüssige Bedienelemente und die Verwendung recycelter Materialien prägen den Innenraum. Im Mittelpunkt steht ein vertikales 12,3-Zoll-Display, das sämtliche Funktionen bündelt. Während der fehlende Bildschirm hinter dem Lenkrad und ein Head-up-Display für Diskussionen sorgen kann, bleibt die Bedienung durch das zentrale Interface intuitiv. Praktische Elemente wie eine verschiebbare Mittelschublade oder der variabel einstellbare Kofferraumboden runden den Raumkomfort ab.

Die Twin Performance Ultra Variante ist mit einem Allradantrieb ausgestattet, der von zwei Elektromotoren verwirklicht wird. Die Vorderachse liefert eine maximale Leistung von 115 kW (165 PS), die Hinterachse 200 kW (272 PS). Zusammen ergibt sich eine Systemleistung von 315 kW (428 PS) und ein Drehmoment von 543 Nm. Diese Werte ermöglichen eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 3,6 Sekunden, während die Höchstgeschwindigkeit auf 180 km/h begrenzt ist. Der Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 69 kWh (64 kWh netto) bietet laut WLTP eine Reichweite von bis zu 449 Kilometern.

Die Ladezeiten des EX30 sind alltagstauglich. An einer DC-Schnellladestation kann der Akku in 26,5 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen werden, wobei eine maximale Ladeleistung von 175 kW erreicht wird. Wohlgemerkt laut technischem Datenblatt. Laut Auswertungen, unter anderem von Fastned, steht eine durchschnittliche Ladeleistung von 113 kW im Raum. Für das AC-Laden zu Hause oder an öffentlichen Ladestationen steht ein (optionaler) 22-kW-Onboard-Charger zur Verfügung, der eine vollständige Ladung in etwa drei Stunden dreißig Minuten ermöglicht.

Im Fahrverhalten zeigt sich die Twin Performance Ultra Variante solide. Der Allradantrieb sorgt für Stabilität, und das Fahrwerk gleicht Bodenunebenheiten zufriedenstellend aus. In Kurven neigt der Aufbau leicht zum Wanken, bleibt jedoch sicher. Die Lenkung könnte präziser abgestimmt sein und mehr Rückmeldung bieten. Die Kombination aus Leistung und Komfort macht den EX30 jedoch zu einem vielseitig einsetzbaren Modell, das für kurze wie längere Strecken geeignet ist.

Was macht der Volvo EX30 richtig gut?

Der Volvo EX30 in der Twin Performance Ultra Variante zeigt sich als durchdachtes Gesamtpaket mit zahlreichen Stärken, die ihn für unterschiedlichste Anforderungen attraktiv machen. Besonders hervorzuheben ist die überzeugende Leistungsfähigkeit des Antriebs. Die Kombination aus zwei Elektromotoren, die zusammen eine Systemleistung von 315 kW (428 PS) und ein Drehmoment von 543 Nm liefern, sorgt für ein dynamisches Fahrerlebnis. Der Sprint von 0 auf 100 km/h in 3,6 Sekunden zeigt das Potenzial des Allradantriebs, während die Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf 180 km/h den Fokus auf Sicherheit und Effizienz unterstreicht.

Die Reichweite von bis zu 449 Kilometern nach WLTP macht den EX30 auch für längere Fahrten geeignet. Wobei hier anzumerken ist, dass gerade in den kühleren Monaten die 17,5 kWh/ 100 km aus dem technischen Datenblatt nicht unbedingt zu erreichen sind. Wir lagen nach rund 850 km bei einem durchschnittlichen Energieverbrauch von 23,2 kWh/ 100 km. Also rund 32 Prozent darüber. Was sicher auch daran liegt, dass einige Hundert Kilometer Langstrecke auf der Autobahn eingeflossen sind.

Zumindest wird in kurzer Zeit nachgeladen. An DC-Schnellladestationen ist der Akku in 26,5 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen. Ein Wert, der so durchaus Bestand hat. Das trotz der Tatsache, dass wir die 175 kW-Peakladeleistung nicht zu Gesicht bekommen haben. Überzeugt hat hier noch mehr die AC-Ladegeschwindigkeit von 22 kW – damit lohnt sich auch kurzes Laden beim Einkaufen.

Auch in puncto Komfort überzeugt der EX30. Das Fahrwerk gleicht Unebenheiten zuverlässig aus, und die Geräuschdämmung sorgt für eine angenehme Atmosphäre im Innenraum. Der großzügige Einsatz recycelter Materialien unterstreicht den Nachhaltigkeitsanspruch der Marke und verleiht dem Innenraum eine moderne, dennoch funktionale Ästhetik. Der variable Kofferraumboden und praktische Details wie die verschiebbare Mittelschublade erhöhen die Alltagstauglichkeit.

Besonders lobenswert ist die umfangreiche Sicherheitsausstattung des EX30. Systeme wie der Spurhalteassistent, Notbremsassistenten und eine Türöffnungswarnung bieten einen hohen Standard, der Volvo-typisch ist. Moderne Technologien wie Over-the-Air-Updates und die Integration von Android Automotive mit Google-Diensten sorgen zudem dafür, dass das Auto stets auf dem neuesten Stand bleibt und ein benutzerfreundliches Erlebnis bietet. Kleinigkeiten wie Anzeige der Restreichweite bei Ankunft übers Google Navi lassen dann schon einmal keine Reichweitenangst aufkommen. Das Vorheizen über die Klimasteuerung hat im Dezember gut funktioniert, auch ohne an der Wallbox angeschlossen zu sein.

Was kann der Volvo EX30 besser machen?

Trotz seiner vielen Stärken zeigt der Volvo EX30 in der Twin Performance Ultra Variante auch einige Schwachstellen, die sich im Alltag bemerkbar machen. Besonders auffällig ist das Bedienkonzept. Der Verzicht auf ein Head-up-Display sowie ein klassisches Kombiinstrument hinter dem Lenkrad bedeutet, dass wichtige Informationen wie Geschwindigkeit oder Navigationshinweise ausschließlich über das zentrale 12,3-Zoll-Display abgerufen werden müssen. Diese Platzierung erfordert, dass der Blick des Fahrers von der Straße abgewendet wird, was nicht ideal ist, den sonst hohen Sicherheitsanspruch von Volvo infrage stellt und gelegentlich auch mit einem entsprechenden Systemhinweis quittiert wird.

Die Lenkung des Autos bietet zwar verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, wirkt jedoch stellenweise zu synthetisch und liefert wenig Rückmeldung von der Straße. Das beeinträchtigt das Fahrerlebnis, insbesondere bei dynamischen Fahrsituationen, obwohl der EX30 insgesamt stabil bleibt. Das Lenkrad des EX30 selbst liegt jedoch durch seine Form stets gut in der Hand.

Wer aus dem Auto heraus telefonieren möchte – getestet mit Android- und Apple-Geräten – muss sich darauf einstellen, dass das Gegenüber einen nicht sonderlich gut hört. Ein starkes Rauschen, Verzerren oder kurze Aussetzer gehören mit dazu. Sowohl auf freier Strecke (Autobahn), wie auch innerstädtisch. Verbesserungspotenzial ist hier durchaus vorhanden.

Im Innenraum zeigen sich Schwächen bei der Rückbank. Die Sitzfläche ist niedrig, wodurch Erwachsene in einer unbequem tiefen Knieposition sitzen, was auf längeren Fahrten störend sein kann. Zudem verwendet Volvo in einigen Bereichen Hartplastik, das zwar recycelt ist, aber in der Haptik nicht ganz den Premiumanspruch erfüllt, den das Modell ansonsten vermittelt. Vom Sitzen selbst muss man zudem anmerken, dass vier Erwachsene zwar durchaus Platz im Stromer finden. Auf Langstrecke wird es ab einer gewissen Größe der Personen dann aber doch unbequem. Zumindest in der angesprochenen zweiten Reihe.

Was weiterhin auffällt, ist nicht direkt im E-Auto zu finden: die Fernbedienung. Hier setzt Volvo ebenfalls auf Minimalismus und spendiert der Volvo EX30 Fernsteuerung keine Tasten. Schön und gut, solange das Auto im Trockenen steht, man im Dunklen nicht nach dem Knopf für den Kofferraum suchen muss oder eben nicht an dreckigen Fahrzeugflächen hantieren muss. Ist dies allerdings der Fall, wird es ein wenig herausfordernd. Hier würden ein, zwei Knöpfe durchaus Abhilfe schaffen.

Ein Fazit zum Volvo EX30 Twin Performance Ultra

Der Volvo EX30 Twin Performance Ultra kombiniert eine überzeugende Leistung von 315 kW (428 PS) mit moderner Technologie und nachhaltigem Design. Reichweite und Ladezeiten machen ihn alltagstauglich, während die umfangreiche Sicherheitsausstattung den gewohnt hohen Volvo-Standard bietet.

Dabei zeigt der Einstiegspreis ab 48.490 Euro in dieser Variante, dass der EX30 im Premiumsegment antritt. Schwächen wie die eingeschränkte Bedienung über ein zentrales Display, wenig Komfort auf der Rückbank und die minimalistische, aber unpraktische Fernbedienung trüben das Gesamtbild ein wenig. Kurzum: Ein starker Stromer, aber mit Potenzial zur Verbesserung.


Disclaimer: Der Volvo EX30 wurde uns für diesen Testbericht kostenfrei für den Zeitraum von zwei Wochen von Volvo zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Jennss:

Dann mal den ID.3 GTX Performance ansehen. Der braucht zwar 5,7 s. auf 100, kann dafür aber 200 km/h bei WLTP 601 km.

Jennss:

Der Brabus hat weniger Reichweite als der Volvo.

Pedro G.:

Autos mit nur einem Zentraldisply
sollten aus Sicherheitsgründen immer ein Head-Up haben
das hinüber schielen finde Ich so nervig und ablenkend !

HKO:

Das erwünschte (verbesserte) BEV gibt es doch schon längst als Smart #1 Brabus.

Gastschreiber:

Vorkonditionierung ist eine Möglichkeit den Verbrauch auf der Strecke zu reduzieren. WLTP im Winter, vielleicht, bei einigen Fahrzeugen in der Stadt möglich, mein EV ist in der Stadt nicht besonders effizient. Auf der Autobahn, bei den Temperaturen unter 10 Grad, nach meiner Erfahrung, keine Chance auch nur näherungsweise WLTP zu erreichen, außer man ist im Bereich Hypermiling unterwegs oder man hat die Heizung deaktiviert. Diese Fabelwerte, die manch ein EV-Fahrer gerne in den Ring wirft, sind schön, man sollte dann aber auch die Randbedingungn deutlich formulieren um das einschätzen zu können.
Um was für ein Fahrzeug handelt es sich denn konkret?
EDIT: selbst im Sommer kenne ich kein EV, das bei Richtgeschwindigkeit seinen WLTP-Wert erreicht, im Winter unmöglich.

Martin Hofstetter:

… also ich fahre im Winter mein 500km WLTP BEV auch mit 500km realer Reichweite, nicht Langstrecke sondern mit vielen Nächten die das Auto am Carport verbringt – Vorkonditionierung heißt das Zauberwort ;)

Gastschreiber:

Ich finde das Auto schön kompakt und optisch auch ziemlich eigenständig. Sehe hier im Umfeld auch gelegentlich EX30 herumfahren.
Traurig finde ich die WLTP Reichweite, 100km mehr wären m.E. ein Wert, der so ein Auto auch im Winter alltagstauglicher machen würden. Ich fahre gerade ein 443km WLTP Fahrzeug und da wird es im Winter schon zäh auf längeren Strecken, die ich regelmäßig fahre. Real sind da bei Richtgeschwindigkeit 200 bis 250km, je nach Wetter und Temperatur drin wenn man nicht immer letztes Elektron fährt. Das ist oft eher als eine Biopause nötig wird :)
Ansonsten, zu viele Stoffe, die mir im Innenraum nicht gefallen, das Bedienkonzept ist schlechter als das klassische mit Head-Up und ggf. Display.
Das war auch das Feedback des Händlers, dass man hofft, dass Volvo hier bei einem Facelift zumindest ein Head-Up nachlegt. Die typischen Kunden bei Volvo wollen etwas vor der Nase haben.
Allrad und Performance sind natürlich gut oder mehr als man im Alltag nutzt :)
Also lieber 15kWh mehr Akku und 150PS weniger :) und mit Head-Up, dann wird es alltagstauglicher.

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