Der Kia EV3 markiert die jüngste Erweiterung in der elektrischen Modellfamilie des südkoreanischen Herstellers und positioniert sich als kompaktes Elektro-SUV, das mit durchdachten Technologien, attraktiver Reichweite und einem geräumigen Interieur aufwartet. Im Rahmen eines Fahrevents rund um Lissabon, Portugal, konnten wir dem E-SUV auf den Zahn fühlen.
Kia hat das Feld für den EV3 bereits geräumt. Nachdem der Kia e-Soul / Soul EV bereits aus dem Fahrzeugportfolio verschwunden war, folgte vor wenigen Tagen der Kia Niro EV. Der Fokus wird also geschärft auf jenes Elektroauto, das 2025 den meisten Absatz im Elektro-Portfolio der Südkoreaner in Europa erreichen soll.
Konkurrenz und Marktstellung: Vergleich mit anderen Modellen
Die Konkurrenz aus dem eigenen Haus wurde zwar erfolgreich aus dem Weg geräumt. Die Marktbegleiter von Kia werden aber so schnell nicht aufgeben. Hier gilt es, sich den Alternativen am Markt, wie dem Volvo EX30, VW ID.3, Cupra Born, Smart #1, Renault Megane E-Tech, MG4 Electric sowie Skoda Elroq zu stellen. Zumindest unternehmensinterner Auswertungen nach braucht man diesen Vergleich nicht zu scheuen. Gemessen daran, wie viel Kilometer man in einer Minute nachladen kann, kommt der EV3 auf Rang 1.
- Kia EV3 – 81,4 kWh – 13,6 km
- Volvo EX30 – 69 kWh – 12,8 km
- Smart #1 – 66 kWh – 10,6 km
- Renault Megane E-Tech – 60 kWh – 9,5 km
Was man aus diesen Zahlen macht, sei jedem selbst überlassen. Greifen hier doch zu viele Faktoren in die Berechnung ein. Alleine die Tatsache, dass man die Ladekurve der Modelle außen vorlässt, lässt keine ganz transparente Bewertung zu. Aber nehmen wir dies einfach mal so hin und messen den Stromer an seinen technischen Daten und Versprechungen.
Kia EV3: “Ein durchdachtes Gesamtkonzept”
Hier ließ sich aus der Vorstellung von Rogier Priester, Manager Product Marketing des Kia EV3, ableiten, dass man sich einiges erhofft. “Der EV3 ist mehr als ein Elektroauto – er ist ein durchdachtes Gesamtkonzept, das nachhaltige Mobilität mit praktischer Funktionalität und modernem Design vereint”, so Priester bei der Vorstellung des EV3.
“Der Kia EV3 vereint kompakte Maße mit einem großzügigen Raumangebot, das für Familien und Pendler gleichermaßen attraktiv ist”, so der Manager Product Marketing des Kia EV3 weiter. Trotz seiner mit 4,30 Metern eher überschaubaren Länge und 1,85 Metern Breite ohne Spiegel macht der EV3 einen kraftvollen Eindruck. Dies liegt zum einen an seiner Höhe von 1,56 Metern, aber auch an einigen spannenden Designelementen wie den Felgen mit rechteckigen Elementen.
Design und Interieur: Großzügiges Raumangebot und hochwertige Materialien
Das Design des EV3 verbindet aerodynamische Effizienz mit einem markanten Auftritt. Die breitere Front (im Vergleich zu anderen Modellen in seiner Klasse) sorgt für eine dynamische Erscheinung, während das Heck aerodynamisch verjüngt wird, um den Luftwiderstand zu minimieren. Dieser wird mit 0,263 cW angegeben. Der Radstand von 2,68 Metern, vergleichbar mit dem des größeren Kia Sportage, schafft eine großzügige Innenraumausnutzung.
Fahrer:in und Beifahrer:in sitzen erhöht und genießen eine gute Rundumsicht, wobei längere Beinauflagen wünschenswert wären, insbesondere für längere Strecken. Dennoch thront man angenehm, ohne sich beengt zu fühlen. Der Fahrersitz lässt sich automatisch verstellen, rechts davon nur manuell. Sitz- und Lenkradheizung sind nicht zentral vorzufinden, sondern an der jeweiligen Tür. Auch im Fondbereich.
Dort profitieren Mitfahrer:innen von ausreichender Beinfreiheit und einer komfortablen Sitzposition. Der Kofferraum bietet mit 460 Litern ausreichend Platz für den Alltag und lässt sich bei umgeklappter Rückbank auf bis zu 1251 Liter erweitern. Praktisch ist der ebene Ladeboden, der das Beladen erleichtert, auch wenn die Ladekante recht hoch ausfällt. Zusätzlich gibt es einen 25-Liter-Frunk unter der vorderen Haube für Ladekabel oder kleinere Gegenstände.
Nachhaltige Materialien und moderne Technik
Im Innenraum schafft der Kia EV3 mit modernen Materialien und durchdachten Details ein angenehmes Ambiente. Bereits in der Einstiegsvariante setzt man sich von einigen Marktbegleitern ab. Zumindest, wenn man den Blick auf den Innenraum lenkt. Hier setzt Kia auf hochwertige genarbte Kunststoffoberflächen, die teils unterschäumt sind und sich vom Hartplastik-Ambiente früherer Modelle klar abheben.
Damit nicht genug, mit dem EV9 begonnen, setzt Kia mit dem EV3 den Ansatz fort, zehn nachhaltige Must-have-Elemente in seine neuen Modellreihen zu integrieren. Etwas, was sich wunderbar im Rahmen eines Presseevents erläutern lässt, im Alltag eher nicht. Stimmt nicht ganz. Mit dem Kia EV3 kann der Beifahrer nun einfach den QR-Code an den Luftausströmern scannen und mehr über diesen Ansatz und die im kompakten E-SUV verwendeten nachhaltigen Materialien erfahren. Im Detail hat Michael den Ansatz für Elektroauto-News.net bereits aufgearbeitet. Daher möchten wir einfachheitshalber auf diesen Artikel verweisen. Ein kleiner Sidefact noch: 28,5 Kilo des verbauten Kunststoffes stammen aus recycelten Materialien.
Das zentrale Element des Cockpits bildet ein Panorama-Display, das aus zwei 12,5-Zoll-Bildschirmen und einer separaten fünf Zoll großen Bedieneinheit für die Klimaanlage besteht. Diese ist geschickt zwischen dem digitalen Cockpit und dem Infotainment-Touchscreen integriert, jedoch teilweise vom Lenkrad verdeckt. Ergänzt wird das Display durch klassische Knöpfe und Hebel in der Mittelkonsole, die für eine intuitive Bedienung sorgen. Optional steht ein Head-up-Display mit 12,3 Zoll zur Verfügung, das die Anzeige modern abrundet. Lediglich den Start-Knopf, mit EV gekennzeichnet, gilt es ein wenig zu suchen, da dieser vom Lenkrad verdeckt wird. Zu finden ist er direkt am Gangwahlhebel.
Die Konnektivitätslösungen umfassen kabelloses Apple CarPlay und Android Auto sowie die Möglichkeit, über den Kia Digital Key 2.0 das Auto per Smartphone zu öffnen und zu starten. Ab 2025 wird die Integration von zusätzlichen Services wie Kia CarPay erwartet, mit dem sich etwa Parkgebühren direkt aus dem Auto heraus begleichen lassen. Auch die Integration von KI-gestützten Services sowie Entertainmentangebote von Disney, Youtube, Amazon Music, Netflix und Soundcloud sollen im Verlauf 2025 folgen.
Batterieoptionen und Reichweite: Flexibilität für unterschiedliche Bedürfnisse
Technisch bietet der EV3 eine solide und vielseitige Grundlage. Zur Wahl stehen zwei Batteriegrößen: 58,3 kWh für bis zu 436 Kilometer Reichweite und 81,4 kWh. Priester ordnete das Ganze wie folgt ein: “Mit einer maximalen Reichweite von bis zu 605 Kilometern setzen wir in der Kompaktklasse neue Maßstäbe und bieten alltagstaugliche Elektromobilität.” Damit hat er gar nicht mal unrecht. Wie immer kommt es darauf an, welche Variante man fährt. Entschieden hatten wir uns für den Kia EV3 Long Range in der Earth-Line auf 17-Zoll-Reifen bei unserer Testfahrt. Dabei war dies eine durchaus überlegte Entscheidung, gehen die Südkoreaner doch davon aus, dass dies die meistverkaufte Kombination aus Variante und Ausstattung werden wird.
Kurz zu den Akkus. Hier setzt der EV3 auf NMC-Zellen (Nickel-Mangan-Cobalt) in der vierten Generation, gefertigt von LG Energy Solutions. Mit mittlerweile 86 Prozent Nickel-Anteil, dem Rohstoff, der zur Erhöhung der Energiedichte beiträgt – damit mehr Reichweite. Diese kommen auch im EV6 Facelift zum Einsatz. Anders als beim EV6 wird im EV3 jedoch die 400-Volt-Technologie verwendet, was aus Kostengründen in der Kompaktklasse nachvollziehbar erscheint. Zeigt sich natürlich entsprechend in der Ladeleistung.
Während die Ladeleistung von 11 kW beim AC-Laden noch als völlig angemessen gilt, zeigt sich die maximale Ladegeschwindigkeit an einer DC-Säule eher im Mittelfeld: Die kleinere Batterie erreicht bis zu 102 kW, die größere Version maximal 128 kW. An einer Wallbox dauert eine vollständige Ladung von zehn auf 100 Prozent etwa 7 Stunden und 15 Minuten für die 81,4-kWh-Batterie beziehungsweise 5 Stunden und 20 Minuten für die kleinere Variante.
Beim Schnellladen sind 80 Prozent Kapazität in 29 Minuten (58,3 kWh) beziehungsweise 31 Minuten für die größere Batterie erreicht. Kleiner Hoffnungsschimmer für die AC-Lader: Ab 2026 soll ein Upgrade auf 22 kW (aufpreispflichtig) möglich sein. Bidirektionales Laden für Vehicle-2-Load ist bereits möglich, Vehicle-2-Home und -2-Grid soll folgen, sobald regulatorisch der Weg hierfür bereitet wurde.
Fahrerlebnis: Komfort und Effizienz auf portugiesischen Straßen
Konzentrieren wir uns nun auf unseren Testwagen, den Kia EV3 Long Range in der Earth-Line und wie er sich beim Fahren auf den Straßen Portugals geschlagen hat. Wie die Einstiegsline Air sowie die GT-Line, welche sich am oberen Ende positioniert, verfügte auch unser Testwagen über einen reinen Frontantrieb mit 150 kW (204 PS) Leistung und 283 Nm Drehmoment. Dieser beschleunigt den E-SUV in 7,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Ab 2026 folgen Allradvarianten und sportlichere Modelle wie die GT-Version des kompakten SUV.
Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 170 km/h. Drei Fahrmodi – Eco, Normal und Sport – verändern das Ansprechverhalten des Gaspedals und die Rückstellkräfte des Lenkrads. Ein individuell anpassbarer Modus sowie ein spezielles Programm für Schnee runden das Angebot ab. Gefahren sind wir auf unserer gut zweistündigen Fahrt sowohl Überland, innerhalb von Städten und Dörfern als auch eine Strecke von rund 15 km über die dortige Autobahn.
Dabei präsentierte sich das Fahrwerk des Kia EV3 komfortabel abgestimmt und unbeeindruckt von Querfugen und anderen Unebenheiten. Die Fahrmodi selbst ließen sich über den entsprechenden Button am Lenkrad durchschalten. Der Schub nach vorn, im Zwischensprint von 80 auf 120 km/h fiel eher zurückhaltend aus, dafür ist der 5-Sitzer, der als vollwertiger Familienwagen durchgeht, aber auch nicht erdacht worden. Mitschwimmen kann er aber allemal.
Zu beachten ist allerdings, dass sich die Fahrmodi nur marginal auf das Ansprechverhalten des Strompedals auswirken sowie eine straffere Lenkung. Wer dennoch mal schneller fährt, als es erlaubt ist, der kann entsprechende Warntöne mit langem Halten des Lautstärken-Drehrads am Lenkrad deaktivieren.
Positiv hervorheben lässt sich das i-Pedal, das die intelligente Rekuperation in drei Stufen bis hin zum One-Pedal-Drive-Modus beschreibt. Einzusteuern über entsprechende Pedals links und rechts hinter dem Lenkrad. Ab 20 km/h abwärts spürt man die Rekuperation bis zum Stillstand deutlich. Das gefällt. Kommen wir noch auf den Energieverbrauch zu sprechen. Und damit etwas, womit wir nicht gerechnet hätten.
Dieser wird nach WLTP-Zyklus mit 14,9 kWh / 100 km im technischen Datenblatt für unseren Testwagen angegeben. Wir haben tatsächlich nur 13,3 kWh / 100 km benötigt, und das ohne uns einzuschränken oder bewusst sparsam zu fahren. Im Gegenteil. Gefahren sind wir sowohl im Normal- als auch im Sport-Modus. Das kann sich definitiv sehen lassen.
Kia EV3: Verfügbarkeit, Preise und Einführungsbonus
Wer nun selbst einsteigen und den Kia EV3 (Probe) fahren möchte, der kann dies bereits ab kommendem Wochenende (16.11.) tun. Gekauft und vorbestellt werden kann der Stromer bereits seit August. Die Preise starten bei 35.990 Euro für das Modell mit Standardakku und bei 41.390 Euro für die Langstreckenversion. Unser Testwagen rollt ohne weitere Zusatzausstattung für 43.690 Euro vom Band. Dieses Fertigungsband steht übrigens im AutoLand Gwangmyeong, dem ersten dedizierten Elektroauto-Werk in Korea.
Das Interesse für Probefahrten ist durchaus vorhanden. Bis Ende Oktober waren über 1200 Testfahrten bereits fest vereinbart, so Kia. Ferner gab es verbindliche Bestellungen in dreistelliger Höhe für den E-SUV, ohne, dass dieser zuvor vom künftigen Fahrer gesehen oder gefahren wurde, wie uns ein Kia-Mitarbeiter zu verstehen gab.
Kund:innen, die sich noch im November für den Kauf des mit dem Goldenen Lenkrad 2024 prämierten E-SUV entscheiden, erhalten einen Einführungsbonus von 1200 Euro. Die Auslieferung erfolgt allerdings erst ab Januar 2025. Dies gilt auch für Stromer, die im Leasing ab 349 Euro ohne Anzahlung mit 10.000 km im Jahr geleast werden.
Bei Kia geht man von aus, dass die Air-Line des EV3 lediglich 15 Prozent des Gesamtabsatzes ausmacht, am meisten Absatz dürfte auf die Earth-Line Long Range mit 17-Zoll-Reifen entfallen. Die GT-Line füllt entsprechend auf. Wobei Kia gegenüber Elektroauto-News zu verstehen gab, dass man davon ausgeht, dass sich rund zwei Drittel der Käufer:innen für die große Batterie entscheiden werden. Auch zur meistverkauften Farbe wurde bereits ein Tipp der Südkoreaner abgegeben: Schiefergrau Metallic. Lassen wir uns mal überraschen.
Fazit: Kia EV3 ein durchdachtes Gesamtpaket für den Alltag
Der Kia EV3 tritt als kompakter Elektro-Crossover auf und richtet sich an Kunden, die nach einem alltagstauglichen E-Auto mit praktischer Funktionalität suchen. Seine Reichweite von bis zu 605 Kilometern, abhängig von der gewählten Batteriegröße, und das geräumige Interieur mit einem durchdachten Platzangebot heben ihn in seiner Klasse positiv hervor.
Im Rahmen unserer Testfahrten in Portugal hinterließ der EV3 einen insgesamt guten Eindruck, vor allem durch sein komfortables Fahrverhalten und die intuitive Bedienbarkeit der zahlreichen Funktionen. Die Verarbeitung im Innenraum, geprägt durch hochwertige Materialien und ein modernes Panorama-Display, zeigt, dass Kia auch auf Details achtet.
Auf der technischen Seite bietet der EV3 solide Werte, ohne in allen Bereichen zu glänzen. Die DC-Ladeleistung mit bis zu 128 kW für die größere Batterie bewegt sich im mittleren Bereich im Vergleich zu Wettbewerbern. Dennoch dürfte die Ladezeit für die meisten Nutzer alltagstauglich und ausreichend sein. Die Fahrmodi und die Rekuperation lassen sich leicht anpassen und sorgen für ein komfortables und individuell abgestimmtes Fahrerlebnis, auch wenn die Performance des Frontantriebs-Modells eher auf Effizienz als auf sportliche Ambitionen ausgelegt ist.
Insgesamt zeigt sich der Kia EV3 als ein durchdachter Begleiter für den Alltag, der Komfort und Technik zu einem vernünftigen Preis kombiniert. Kia hat mit dem EV3 einen kompakten Stromer geschaffen, der sich gut gegen die starke Konkurrenz behaupten kann.
Disclaimer: Kia hat zum Kennenlernen des Kia EV3 nach Portugal eingeladen und hierfür die Reisekosten übernommen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.