Numbat plant 1000 Schnelllader mitsamt Batteriespeicher

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Numbat

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Gerade mal zwei Jahre alt ist das Unternehmen Numbat, das sich auf Schnellladesäulen mit einem integrierten Batteriespeicher spezialisiert hat. Die Lösung soll auch dort das Schnellladen eines E-Autos mit bis zu 300 kW ermöglichen, wo der Netzanschluss eigentlich eine so hohe Leistung gar nicht zur Verfügung stellen könnte. Ein Konzept, das zu Überzeugen scheint: Numbat aus Kempten im Allgäu konnte bereits mehrere namhafte Kunden gewinnen, mit Aussicht auf gut 1000 Standorte für seine innovativen Ladesäulen innerhalb kurzer Zeit.

Die ersten „Numbats“ wurden vor wenigen Wochen auf Parkplätzen der Lebensmittelkette Feneberg aufgebaut. Bis Ende Juni sollen die Schnelllader an insgesamt bis zu 50 Feneberg-Standorten aufgebaut werden. Für Numbat geht es dann ab dem 2. Quartal 2023 an die Umsetzung von weiteren gut 1000 Ladepunkten, 600 davon sollen noch in diesem Jahr entstehen, unter anderem mit der Lebensmittelkette Tegut, der Elektronik-Händlerkette Euronics (gut 100 Standorte) und weiteren Kunden wie z.B. Tankstellen (etwa 70 Standorte des familiengeführten Tankstellenunternehmens PM Pfennings Mobility) und Autohäusern. Numbat agiert dabei als Betreiber der Ladesäulen und verlangt aktuell zwischen 40 und 60 Cent je Kilowattstunde Ladestrom. Werbeeinblendungen auf großen Displays an den Säulen sollen zusätzliche Einnahmen generieren.

Gegründet wurde Numbat von Dr.-Ing. Maximilian Wegener und Martin Schall, beide langjährige Manager in der Batterietechnologie. Mit einer Kombination aus Ultra-Schnellladesäule und Batteriespeicher erfüllt ein Numbat zwei wichtige Kriterien vieler Kunden: Durch die Erweiterung des Lade-Angebots vor Ort haben E-Fahrer und E-Fahrerinnen einen zusätzlichen Anreiz, die Kunden anzufahren. Und dank der zusätzlichen Batteriefunktion können hohe Lastspitzen vermieden, der Eigenverbrauch optimiert und die Kosten reduziert werden. Ausgestattet mit zwei Ladepunkten, kann ein Numbat E-Autos mit einer Ladeleistung von bis zu 300 kW schnellladen. Bei gleichzeitiger Verwendung beider Ladepunkte sind bis zu 150 kW möglich. Der integrierte Batteriespeicher mit einer Kapazität von 200 kWh – die Batterien kommen von Samsung und LG – sorgt für ein nachhaltiges Energiemanagement in den Stationen.

Numbat_Schnelllader-Batterie-Speicher
Numbat

Die Anschlussleistung spielt dank des Batteriespeichers bei Numbat keine Rolle, weshalb ein Anschluss an das Niederspannungsnetz genügt. Nur 20 kW seien nötig, um einen Numbat betreiben zu können. Lange Wartezeiten für Transformatoren für Trafostationen sowie mit hohen Kosten verbundene Baumaßnahmen für einen Anschluss an die Mittelspannung entfallen. Ein Numbat könne schnell und unkompliziert an den entsprechenden Standorten installiert werden, so der Hersteller. Ein weiterer Vorteil des Batteriespeichers sei die Möglichkeit der Anbindung an eine Photovoltaik-Anlage. So könne selbst erzeugter Solarstrom im Numbat gespeichert und entweder für das Schnellladen oder den Bedarf des gesamten Standorts verwendet werden.

„Wir sind extrem aggressiv am Markt“

Numbat dringt damit in eine attraktive Marktlücke vor und will noch in diesem Jahr einen dreistelligen Millionenumsatz erreichen. „Wir sind extrem aggressiv am Markt“, sagte Gründer Schall dem Handelsblatt zur Strategie von Numbat. Geplant sei auch, das Numbat-Netz zu einem riesigen Schwarmspeicher zu verknüpfen, und überschüssige Energie ins Netz einzuspeisen. Dabei soll Solar- und Windenergie zu Überschuss-Zeiten billig eingekauft und zu lukrativen Lastspitzen-Preisen wieder ins Netz eingespeist werden.

Darin liegt ein enormes Erlöspotenzial. Zum Vergleich: Für Vehicle-to-Grid-Anwendungen rechnet die Branche damit, dass ein E-Auto bei Zur-Verfügung-Stellung von 8 kWh Kapazität während der üblichen Standzeiten einen Jahreserlös von 700 bis 1000 Euro erzielen kann. Was allein die 1000 mittelfristig geplanten Numbats mit jeweils 200 kWh Kapazität einnehmen könnten, dürfte die Millionen-Euro-Grenze mehr als deutlich übertreffen.

An fehlendem Startkapital sollte es nicht scheitern: Numbat konnte über Finanzierungsrunden bislang einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag einsammeln. Zu den ersten Geldgebern gehören bekannte Namen wie Paul-Josef Patt, mit seiner Firma eCapital einer der erfolgreichsten Technologieinvestoren Deutschlands. Auch Christoph Ostermann, der 2019 den Batteriespeicherspezialisten Sonnen für einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag an Shell verkauft hat, gehört zu den ersten Geldgebern und Unterstützern, auch was das Know-How betrifft: „Uns geht es nicht primär um die Geldvermehrung“, sagte Ostermann dem Handelsblatt. Er wolle vor allem seine Branchenkenntnis und Erfahrung beim Unternehmensaufbau weitergeben und so den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland vorantreiben. Beteiligen können sich über Finanzierungsvehikel auch Investoren wie Kapitalbeteiligungsgesellschaften und Banken – ähnlich wie zum Beispiel bei Windparks.

Quelle: Numbat – Pressemitteilungen / Handelsblatt – Numbat plant Tausende Ladesäulen mit Batteriespeichern vor Supermärkten

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Storch:

Wenn mich nicht alles täuscht ist das Konzept schon etwas anders als in den Kommentaren geschrieben. Die Anschlussleistung „lädt“ die Batterie (das kann auch über PV-Strom passieren). Lädt ein Fahrzeug wird die Leistung aus der Batterie mit dem Netzbezug quasi zusammengeschaltet und so eine entsprechend hohe Ladeleistung erzielt. Der Clou ist eben aus einer geringeren Anschlussleistung höhere Leistungen durch Pufferspeicher abgeben zu können.

Hagen:

Mir geht das nicht in den Kopf rein wie man immer alles schlecht reden kann. Ohne sich Gedanken um reales Ladeverhalten bzw. Um passende Anwendungen zu machen.
Es wird immer nur theoretische ungünstigste Fall angenommen. Der aber wahrscheinlich nie eintreten wird. Und selbst wenn. Dann vielleicht einmal im Winter. Na und? Dann hat vieleicht mal einer Pech und muss zur nächsten ladesäule fahren. Durch solche Systeme gibt’s einen deutlich höhere Chance das wir schneller und mehr Schnellader bekommen. Auch an Stellen wo das Netzt nicht so einfach und schnell hingeführt werden kann….
1. Heisst es nicht das die Geräte immer nur mit 20 KW angeschlossen werden. Die können auch mehr
2. Es gibt oft genug Orte mit grossen pv Flächen auf Dächern die man mit dem System. Super optimieren könnte. zB. Auf Aldi Lidl und Kaufland Filialen. Hier würden dicke 20 KW aus dem Netz reichen und für die Märkte würde es sich noch eher lohnen das ganze Dach zu bedecken und den Überschuss mit diesen Ladesäulen zu Puffern.
3. Verstanden haben sie das System generell nicht die Fahrzeuge werden immer nur aus der Pufferbatterie geladen und die kann man dann aus Netz, PV oder Windrad nachladen. Selbst ein EQE MIT 110 KW wird in der Regel Maximal. Von 10 bis 90% geladen das sind über den Daumen gepeilt 80KWh aber wie Daniel unten schreibt, laden die meisten Autos irgendwas zwischen 40 und 60 KWh nach. Das heisst Sie können ohne Anschluss vom Netz schon theoretisch ca. 4 Autos damit laden. (geht nicht ich weiss. nur sehr theroetisch)
Die wenigsten Autos laden aktuell schneller als 150 KW im Schnitt. Das heißt sie brauchen mindestens 20 min dafür. Im ungünstigsten Fall laden 2×2 Autos mit je 150 KW
Das dauert mindesten 40 min plus – rechnen wir mal 5 min wechselzeit in der Zeit hat das Netzt schon wieder 15 kwh nachgeladen und wäre dann halt noch nicht wieder einsatzbereit.

Aber das passiert auf Supermarktparkplätzen extremst selten seit dort das Laden Geld kostet, und die stromschnorrer lieber zu Hause laden.

Das ist ein super System und Optimal für die Stellen geeignet, wo man schnellladen braucht, aber nicht die optimalen Leistungen aus dem Netz ziehen kann. Sowas gibt’s in ähnlicher Form auch mobil für Baustellen mit Elektrobaumaschinen.
Aber diese Variante ist ideal für Supermärkte Standardtankstellen irgendwo ab vom Schuss.
Am besten immer verbunden mit einer grossen PV Anlage.
Es wäre auch optimal in der Nähe von Windkraftanlagen. Allerdings stehen die ja bekanntlich weniger in den Gebieten wo Supermärkte angesiedelt sind.

Im übrigen gibt es noch ähnliche Ansätze von vonCMblue und dem lokalen Energieversorger im Burgenland (AT) da wird ein ganzer ladepark mit eine Flussbatterie kompiliert um zum. Einen genügend Ladesäulen bereitzustellen und zum anderen auch das dortige Netzt zu stabilisieren

adson:

Eine ähnliche Lösung hatte VW schon mal in WOB und Umgebung getestet.
Leider ist es mir nur sehr selten gelungen dort nennenswert zu laden, da damals der Andrang an Schnellladern groß war (in der 1. Testphase kostenlos) und die Ladesäulen vorwiegend Leer waren. Während der Aufladezeit konnte man dort dann nicht laden.

Dominik:

Ich kann mich da Johannes und Daniel nur anschließen -> mit 20 kW Anschlussleistung kann immerhin (je nach EVs und benötigter Ladung) zwischen 10…20 EVs pro Tag schnellladen. Und mit der Speicherkapazität von 200kWh könnten (immernoch bei 20kW Anschlussleistung und angenommenen 30 kWh pro EV) 6…7 EVs ohne eine „Nachladepause“ für den Numbat schnellgeladen werden. Damit wird die „Rush Hour“ an den Ladesäulen abgemildert und wenig frequentierte Zeiten können zum Nachladen des Speichers genutzt werden.

Finde ich schon eine deutliche Verbesserung gegenüber einer 20kW Säule – die man mit vergleichbarem Aufwand installieren kann – wo man dann 1,5 Stunden für seine 30 kWh steht…

Aber vorallem ist es ab 20 kW Anschlussleistung.
Viele Standorte werden eine höhere freie Anschlussleistung und / oder die angesprochene unterstützende PV-Anlage haben.

Also ich finde es ein tolles Konzept!

Daniel W.:

20 kW und 24 Stunden wären 480 kWh am Tag, abzüglich Ladeverlust vielleicht 455 kWh, also 10 E-Autos könnte im Durchschnitt rund 45 kWh pro Tag laden. Werden die E-Auto-Akkus nur von 10 auf 80% geladen, dann dürfte der Akku rund 64 kWh netto bzw. 74 kWh brutto haben.

Ladeleistung bis zu 300 kW, rechnen wir als Durchschnitt 150 kW, dann wären 45 kWh in 18 Minuten geladen, d.h. ein kurzer Einkauf im Supermarkt und das E-Auto hätte für ca. 200 km Reichweite geladen.

480 kWh am Tag und 500 kWh Akkugröße mal 250 Euro pro kWh wären 125.000 Euro. Bei 4000 Ladezyklen wären es 31,25 Euro Verschleiß pro Ladezyklus geteilt durch 455 kWh knapp 7 Cent pro kWh.

Lange Wartezeiten für Transformatoren für Trafostationen sowie mit hohen Kosten verbundene Baumaßnahmen für einen Anschluss an die Mittelspannung entfallen.

Da die Kosten „für einen Anschluss an die Mittelspannung entfallen“, dürften die 7 Cent pro kWh Akkukosten vermutlich ausgeglichen werden und der Betreiber muss nur mit den normalen Strombezugspreisen rechnen.

Johannes:

Ganz so negativ sehe ich es nicht, aber 20 kW scheint wirklich recht niedrig gegriffen. Damit werden immerhin 480 kWh pro Tag transportiert. Wenn man pro Ladevorgang mit 30 kWh rechnet wären 16 Ladevorgänge am Tag möglich – vorausgesetzt es gibt genügend Pause um den Speicher wieder nachzuladen.
Es gibt sicher Standorte, die weniger Energie als besagte 480 kWh/Tag abgeben. Aber ich denke gerade Ladepunkte an Supermärkten dürften häufiger frequentiert werden.

egon_meier:

Das Konzept ist sehr nett .. hat nur einen riesigen Haken: Wenn ich mit 20 kw den internen Akku aufladen will wird das ganz schön lange dauern. Und wenn gleichzeitig von 2 Fahrzeuge (mit jeweils 100kw) laden wollen passiert annähernd nichts mehr.
Pro Fahrzeug 8 kw und inden Akku 4 kw???

Das ist ein Konzept für 2x laden eines Fahrzeugs pro Tag – nicht mehr.

Ach: die eigene PV-Anlage liefert den Rest? Ja – im Sommer und Mittags – ansonsten eher wenig, wenn man den Ladebedarf eines BEV betrachtet.

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