Die AG 5 der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM), die sich mit der Verknüpfung der Verkehrs- und Energienetze, der Sektorkopplung beschäftigt, hat zwei neue Papiere zur Entwicklung der öffentlichen Ladeinfrastruktur vorgestellt: Der Bericht „Bedarfsgerechte und wirtschaftliche öffentliche Ladeinfrastruktur“ (hier als vollständiges PDF) und das „Themenpapier Kundenfreundliches Laden“ (hier als vollständiges PDF). Dabei ging es um zwei immer wichtiger werdende Fragegestellungen.
Wie kann der künftige Bedarf an öffentlicher Ladeinfrastruktur ermittelt werden, so dass sie auch wirtschaftlich betrieben werden kann? Ein dynamisches Modell liefert Antworten unter Berücksichtigung der Technologieentwicklung bei Elektroautos und des Auslastungsgrades der Ladeinfrastruktur. Was macht eine kundenfreundliche Ladeinfrastruktur aus? Das Themenpapier arbeitet die zentralen Merkmale heraus und identifiziert die wesentlichen Themen. Aktuell besteht weniger ein Regulierungs-, sondern vor allem ein (Auf-)Klärungsbedarf.
„Der erfolgreiche Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur muss bedarfsgerecht und auf die Nutzerbedürfnisse und Fahrzeugtechnologie ausgelegt sein. Die richtige Mischung der Lademöglichkeiten – zu Hause, am Arbeitsplatz, unterwegs – und Ladeleistung sind dafür die wesentlichen Faktoren, die sich kontinuierlich weiterentwickeln. Die Ladeinfrastruktur muss aber auch wirtschaftlich betrieben werden können, wenn wir nachhaltig erfolgreich sein wollen. Das heißt, die Auslastung der Ladeinfrastruktur muss stimmen. Beides – Bedarfsorientierung und Wirtschaftlichkeit – sind damit zentrale Punkte, die auch bei der öffentlichen Förderung berücksichtigt werden müssen. Natürlich muss der Ladevorgang auch kundenfreundlich sein. Dafür haben wir bereits einen sehr guten regulatorischen Rahmen; jetzt gilt es, dass sich im Markt die attraktiven Produkte und Dienstleistungen durchsetzen.“ — Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. und Vorsitzende der AG 5 der NPM
Bedarfsgerechter und wirtschaftlicher Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur
Zur Beschleunigung des Ladeinfrastrukturausbaus im öffentlichen, aber auch im privaten Bereich zu Hause und beim Arbeitgeber, hatte die AG 5 im letzten Jahr das „Sofortpaket Ladeinfrastruktur 2019“ vorgelegt. Wesentliche Punkte dieses Sofortpakets sind anschließend von der Bundesregierung in ihrem „Masterplan Ladeinfrastruktur“ aufgegriffen worden.
Der Bericht zum bedarfsgerechten und wirtschaftlichen Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur liefert nun ergänzende Informationen zur zentralen Frage, wie viel und welche Ladeinfrastruktur zur Versorgung der für das Jahr 2030 angestrebten sieben bis 10,5 Millionen Elektroautos notwendig ist. Dafür hat die AG 5 ein dynamisches Modell entwickelt, das den Kundenbedarf (öffentlich oder privat laden) und die Fahrzeugtechnologie (Schnell- oder Normalladen) mit einer wirtschaftlichen Auslastung der Ladeinfrastruktur verbindet. Dieses dynamische Modell kann darüber hinaus die in den nächsten Jahren zu erwartenden Veränderungen im Kundenverhalten und der Fahrzeugtechnologie gut abbilden und für ein kontinuierliches Monitoring genutzt werden.
In die Modellierung sind die Rahmenparameter aus den „Eckpunkten für das Klimaschutzprogramm 2030“ der Bundesregierung, des „Masterplan Ladeinfrastruktur der Bundesregierung“ sowie des Koalitionsvertrags eingeflossen. Diese Rahmenparameter legen einen sehr breiten Zielkorridor zwischen 180.000 und 950.0000 Ladepunkten nahe. Die Zahlen zeigen, wie sehr der künftige Ladeinfrastrukturbedarf ein „moving target“ darstellt, welches ein kontinuierliches Monitoring erfordert. Es wird aber auch eine Untergrenze deutlich, die für 10,5 Millionen Elektroautos bei rund 40.000 Schnell- und rund 130.000 Normalladepunkten liegt. Nicht zuletzt zeigt das Modell, dass bei der öffentlichen Förderung die perspektivische Wirtschaftlichkeit der Ladeinfrastruktur im Sinne ihrer Auslastung stärker berücksichtigt werden muss.
Kundenfreundliches Laden
Ein Elektroauto zu laden ist für die Nutzerinnen und Nutzer eine neue Erfahrung und nicht mit Tanken vergleichbar. Daher gibt es im öffentlichen Diskurs noch kein allgemeines Verständnis, was „kundenfreundliches Laden“ ausmacht. Dies ist insofern wichtig, als dass eine Definition erforderlich ist, um die Diskussion fokussieren und wesentliche Fragestellungen und Handlungsbedarfe identifizieren zu können. Dies liefert das Themenpapier.
Laden wird dann als kundenfreundlich definiert, wenn es einfach, immer und überall möglich, transparent und sicher ist. Ein weiteres Merkmal ist der Komfort beim Laden. Auf Basis dieser Definition gibt das Papier einen Überblick über die relevanten Themen wie beispielsweise Informationen zur Verfügbarkeit des Ladepunktes („einfach Laden“), die technische Interoperabilität („immer und überall“), Informationen zum Ladevorgang („transparent“), Datenschutz („sicher“) und einer Reservierungsfunktion („komfortabel“). Der Gesetzgeber hat – bis auf wenige Ausnahmen – bereits einen sehr guten Rahmen für kundenfreundliches Laden geschaffen, damit sich im Markt wettbewerbsgetrieben nutzerorientierte Lösungen entwickeln. Darüber hinaus wurden (Auf-)Klärungsbedarfe für die beteiligten Verbände vereinbart.
Quelle: NPM — Pressemitteilung vom 22.04.2020