Analyst:innen prognostizieren, dass sich die europäische Automobilindustrie im kommenden Jahr wieder erholen wird. Die Daten von Bloomberg Intelligence zeigen einen Kurs der Besserung für 2026 und 2027, nachdem dieses Jahr für europäische Autohersteller alles andere als gut aussah.
Der Analyse zufolge soll der Stoxx Europe 600 Auto Index in den kommenden Jahren einen starken Anstieg des Gewinns pro Aktie verzeichnen. Der Stratege für Bloomberg Intelligence, Laurent Douillet, bezeichnete dieses Jahr als Talsohle für die Gewinne der Branche, die sich nun durch neue Subventionen für Elektroautos, Kostensenkungsmaßnahmen und überarbeitete Strategien der Hersteller dem Ende nähert.
Milliardenverluste renommierter Marken
Ob durch die US-Zölle, die Konkurrenz mit Herstellern aus China oder die gesunkene Nachfrage nach Elektroautos: Die europäische Automobilindustrie musste sich in diesem Jahr mit vielen verschiedenen Hindernissen aus Wirtschaft und Politik auseinandersetzen.
Die ganz großen Player, wie die Konzerne Stellantis und Renault, aber auch die VW-Marke Porsche waren davon beeinträchtigt. So hat Stellantis bereits mit den Halbjahreszahlen Milliardenverluste gemeldet, die der Konzern mit exportstarken Marken wie Dodge oder Jeep unter anderem auf die US-Zölle zurückführte.
Bei Renault, dessen Marken sich eher auf den europäischen Markt fokussieren, waren die Halbjahreszahlen weniger stark von den US-Zöllen betroffen, dafür aber von der schwächelnden Nachfrage auf dem europäischen Markt für Nutzfahrzeuge sowie von der Beteiligung an Nissan, die einen Verlust von 9,5 Milliarden Euro einfuhr.
Porsche hat derweil ein besonders verlustreiches Jahr hinter sich. Viermal wurden die Prognosen der Marke nach unten korrigiert. Außerdem gehört die Aktie von Porsche seit wenigen Monaten nicht mehr zum Deutschen Aktienindex (DAX). Angesichts der gedämpften Nachfrage in China, Engpässen in der Lieferkette und einer nachlassenden Nachfrage nach Elektroautos hat Porsche die Strategie nun angepasst, weg vom Elektroauto und wieder mehr hin zu Verbrennern und Hybridautos. Der Analyst Harald Hendrikse bei Citigroup geht davon aus, dass der Umsatzrückgang bei Porsche nun weitgehend abgeschlossen ist, berichtet Automotive News.
Strapazierte Lieferketten und Chipmangel
Von den geopolitischen Spannungen betroffen sind auch die globalen Lieferketten von Materialien und Teilen, zu denen unter anderem die Chips als kritische Komponente der stark technologisierten Fahrzeuge gehören. Wenn in der Automobilproduktion nur eine Komponente fehlt, verlangsamt sich der gesamte Prozess. Die Folgen eines länger anhaltenden Chipmangels wären also für die Produktion verheerend.
Der Engpass des Chipherstellers Nexperia stellt eine Herausforderung dar. So hat Volkswagen erst kürzlich erklärt, dass das Unternehmen derzeit nur über genügend Chips verfüge, um seine deutschen Produktionsstätten eine Woche lang am Laufen zu halten, berichtet Automotive News. Der Hersteller für Halbleiter hat seinen Sitz in den Niederlanden, ist aber im Besitz eines chinesischen Unternehmens und geriet in einen politischen Konflikt zwischen den Niederlanden, China und den USA.
Inzwischen ist der Rückgang der Handelsspannungen zwischen den USA und China jedoch ein positives Signal für eine mögliche Wiederaufnahme der Chip-Lieferungen, berichtet Automotive News.
Chancen und Herausforderungen für 2026
Die Prognose für 2026 ist den Daten von Bloomberg zufolge gut, und 2027 soll die europäische Automobilindustrie sogar über dem Niveau von 2024 wirtschaften. Grund für die verbesserte Prognose sind unter anderem Kostensenkungen und Sanierungspläne bei den Autoherstellern, aber auch politische Maßnahmen wie die neu geplanten Subventionen für Elektroautos in Deutschland.
Außerdem stiegen die europäischen Autoverkäufe im September den dritten Monat in Folge, die Verkäufe von Stellantis in Nordamerika haben sich wieder verbessert und der Umsatz von Renault stieg im dritten Quartal um 7 Prozent.
Nichtsdestotrotz bleiben einige Herausforderungen bestehen. Laut Douillet gebe es Anzeichen für eine anhaltende Schwäche auf den wichtigen Märkten USA und China. Zwar wurde ein Zollabkommen mit den USA abgeschlossen, jedoch bleiben die USA ein weiterhin schwieriger Markt mit 15 Prozent Importzoll. In China, wo der Wettbewerb um Billigpreise für europäische Autohersteller kaum einholbar ist, verhält es sich ähnlich.
Quelle: Automotive News Europe – Europe’s automakers are on course for recovery in 2026, analysts forecast







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