Zwischen der Europäischen Union und den USA scheinen sich Fortschritte bei den Zollregelungen abzuzeichnen. Das Handelsabkommen würde dann für die meisten Importe einen Zollsatz von 15 Prozent vorsehen. Noch ist im Gespräch, ob dieser Zollsatz auch für Sektoren wie die Automobilindustrie gelten wird. Stahl- und Aluminiumimporte über einer bestimmten Menge würden Berichten zufolge weiterhin mit einem höheren Zollsatz von 50 Prozent belegt werden.
Seit US-Präsident Donald Trump vor wenigen Monaten die US-Importzölle erhöht hat, unter anderem auf Produkte aus der EU, ist die europäische Wirtschaft im Ausnahmezustand. Vor allem die für Europa und Deutschland zentrale Autoindustrie sieht sich mit hohen Zöllen konfrontiert. Die Auswirkungen machen sich nun bereits in den ersten veröffentlichten Halbjahreszahlen bemerkbar, beispielsweise bei dem europäischen Konzern Stellantis, zu dem Exportmarken wie Ram oder Jeep gehören.
Entsprechend sind EU-Diplomat:innen bemüht, eine Einigung mit den USA zu erzielen, und das möglichst zeitnah, denn Trump hat Brüssel mit einem Zoll von 30 Prozent auf die meisten Waren gedroht, sollten beide Seiten bis zum 1. August keine Einigung erzielen. Für diesen Fall bereitet die EU mögliche Gegenmaßnahmen vor, die ihrerseits Zölle auf amerikanische Waren im Wert von mehr als 90 Milliarden Euro umfassen würden. Unter den betroffenen Produkten wären dann u. a. Flugzeuge, Autos und Whiskey.
Außerdem wird innerhalb der EU die Aktivierung des Instruments gegen Zwangsmaßnahmen (engl. anti-coercion instrument, ACI) diskutiert. Das ACI ermöglicht es der EU, eine Reihe verschärfter Maßnahmen zu ergreifen, benötigt aber die Zustimmung einer Mehrheit der Mitgliedstaaten. Zu den Möglichkeiten zählen dann beispielsweise neue Steuern für bestimmte Unternehmen und Branchen, gezielte Beschränkungen für Investitionen und die Einschränkung des Zugangs zum EU-Markt.
Die führenden Vertretenden der EU sind einem Bericht von Automotive News zufolge zwar optimistisch, dass eine Einigung gefunden wird, jedoch muss Trump jedes finale Dokument unterschreiben und seine endgültige Entscheidung sei schwer vorherzusagen.
Globale Zollsituation erschwert den Handel
Neben einer allgemeinen Abgabe hat Trump Importe von Autos und Autoteilen mit einem Zoll von 25 Prozent belegt. Stahl, Aluminium und bald vielleicht auch Kupfer liegen sogar bei 50 Prozent. Außerdem drohte er mit neuen Zöllen auf Arzneimittel und Halbleiter ab nächstem Monat.
Der derzeit diskutierte Zollsatz von 15 Prozent würde den aktuellen Meistbegünstigungssatz einschließen, der zwischen der EU und den USA durchschnittlich 4,8 Prozent beträgt. Entsprechend würde der potenzielle neue Zollsatz einem Aufschlag von 10 Prozent entsprechen. Die EU versucht außerdem, denselben Satz auch für Sektoren wie pharmazeutische Produkte oder Mikrochips zu erwirken. „Das wäre eine enorme Erhöhung, aber die makroökonomischen Auswirkungen für die Eurozone insgesamt wären begrenzt“, sagte Andrew Kenningham. Der Chief Economist für Europa bei Capital Economics schätzte zudem, dass dies die EU-Produktion um etwa 0,3 Prozent verringern würde.
Quelle: Automotive News – EU sees progress toward U.S. trade deal with 15% tariffs