Der chinesische Elektroautohersteller Leapmotor formuliert ehrgeizige Ziele für die kommenden Jahre. Innerhalb des nächsten Jahrzehnts will das Unternehmen jährlich mehr als vier Millionen Autos absetzen. Diese Erwartung äußerte Konzernchef Zhu Jiangming bei einem Auftritt am Firmensitz in Hangzhou, wie Reuters berichtet. Bereits deutlich früher soll ein wichtiger Zwischenschritt erreicht werden: Für das Jahr 2026 peilt Leapmotor einen Absatz von einer Million Autos an. Rückenwind erhofft sich das Management dabei von der internationalen Expansion, die gemeinsam mit dem Autokonzern Stellantis vorangetrieben wird.
Strategischer Schritt in Richtung höherer Preissegmente
Parallel zum geplanten Wachstum erweitert Leapmotor sein Portfolio nach oben. Zhu kündigte an, dass eine neue Premium-Baureihe vorbereitet werde, deren Preise oberhalb von 250.000 Yuan liegen sollen. Umgerechnet entspricht das rund 29.155 Euro. Damit bewegt sich der Hersteller erstmals klar außerhalb seines bisherigen Kernsegments, das vor allem durch vergleichsweise günstige Elektroautos geprägt ist.
Dass Leapmotor diesen Schritt wagt, hängt eng mit der Entwicklung auf dem chinesischen Heimatmarkt zusammen. Das erst zehn Jahre alte Unternehmen hat sich in einem besonders umkämpften Umfeld behauptet und seine Verkaufszahlen zuletzt deutlich gesteigert. Im Jahr 2025 verbesserte sich zugleich die Profitabilität. Ein zentrales Modell ist dabei das elektrische SUV C10. Mit diesem Preis positioniert sich Leapmotor im Volumensegment und gewinnt Marktanteile bei Elektroautos unterhalb von 21.250 Euro, einem Bereich, der lange von BYD dominiert wurde.
Zahlen der China Passenger Car Association unterstreichen diese Verschiebungen. In den ersten elf Monaten des Jahres 2025 setzte Leapmotor demnach mehr als 482.000 reine Elektroautos sowie Plug-in-Hybride im Inland ab. Das entspricht nahezu einer Verdopplung gegenüber dem Vorjahreszeitraum. BYD kam im selben Zeitraum auf 3,1 Millionen Einheiten, was einem Rückgang von 5,1 Prozent entspricht. Trotz der weiterhin deutlich höheren absoluten Stückzahlen zeigt sich, dass der Wettbewerb im unteren Preissegment an Schärfe gewinnt.
Ein wesentlicher Faktor für Leapmotors Kostenstruktur liegt nach Einschätzung von Zhu in der hohen Fertigungstiefe. Der gelernte Elektroingenieur, der das Unternehmen mitgegründet hat und zuvor am Aufbau des Überwachungstechnikkonzerns Dahua Technology beteiligt war, setzt konsequent auf Eigenentwicklungen. Nach seinen Angaben stammen rund 65 Prozent der Bauteile gemessen am Wert aus eigener Entwicklung. Dadurch entstehe ein Kostenvorteil von etwa zehn Prozent gegenüber vergleichbaren Anbietern.
Partnerschaften sollen Wachstum und Unabhängigkeit sichern
Neben organischem Wachstum treibt Leapmotor auch strategische Partnerschaften voran. Gemeinsam mit FAW wolle man ab 2026 gemeinsam Autos entwickeln und produzieren, die unter der Marke FAW angeboten werden. Finanzchef Li Tengfei betonte, dass weder FAW noch Stellantis, das sich bereits 2023 an Leapmotor beteiligt hatte, eine Kontrolle über den Hersteller anstreben. Stattdessen verweist das Management auf eine ausgewogene Eigentümerstruktur. Li sprach von einem „stabilen Aktien-Dreieck“, das sich aus den Gründern sowie den beiden Industriepartnern zusammensetze. Diese Konstellation solle die langfristige Position von Leapmotor stärken und strategische Entscheidungen erleichtern.
Auch die europäische Präsenz wird konkreter. Ab 2026 soll in Spanien produziert werden. Nach Angaben von Shu Chuncheng, verantwortlich für die Lieferkette, müssen dabei 40 Prozent der Bauteile gemessen am Wert lokal bezogen werden, wie es die Behörden vorgeben. Für Leapmotor bedeutet dies einen weiteren Schritt hin zu einer stärker regionalisierten Produktion und einer engeren Verzahnung mit den Zielmärkten außerhalb Chinas.
Quelle: Reuters – China’s Leapmotor targets annual sales of more than 4 million units in a decade







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