Den sechsten Monat in Folge verzeichnet der chinesische E-Auto-Markt im Januar 2020 einen Rückgang der monatlichen Verkäufe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Unter anderem, da die staatlichen chinesischen Subventionen für New Energy Vehicles (NEVs) im zweiten Quartal 2019 reduziert oder ganz gestrichen wurden. Dies führt dazu, dass sich Europa im Januar 2020 am Elektroauto-Markt von China absetzen konnte. Wir betrachten die Entwicklung.
China – Elektroauto-Markt rückläufig; mit Chance auf Besserung
Der Januar wurde durch den Ausbruch des Coronavirus beeinträchtigt, der dazu führte, dass viele Teile des Landes nach den offiziellen Feiertagen in Schockstarre verfielen. Ein Report des chinesischen Pkw-Verbandes gab einen Rückgang des chinesischen Pkw-Marktes um 92 Prozent in den ersten beiden Februarwochen an und prognostiziert einen Rückgang von 70 Prozent für den gesamten Monat. Dies wird wahrscheinlich zu einem starken Aufschwung in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 führen – vorausgesetzt, dass die Bedingungen unverändert bleiben. Für die nahe Zukunft ist allerdings weiterhin von einem geschwächten Markt auszugehen.
China brachte es im Januar 2020 auf 30.900 zugelassene Elektroautos, welche mit einem Marktanteil von 1,6 Prozent gleichzusetzen sind. Im Vergleich zum Vorjahr (72.200 Einheiten) entspricht dies ein Rückgang der Zulassungen von 57,2 Prozent bzw. 41.300 E-Fahrzeugen. Es lässt sich somit festhalten: Im größten Elektrofahrzeugmarkt China sanken erstmals im Gesamtjahr die Neuzulassungen von New Energy Vehicles (NEV). Daher verwundert es nicht, dass China, entgegen anderslautenden Vermutungen der vergangenen Monate, die Subventionen für NEVs, zu denen neben weiteren Fahrzeugen mit alternativen Antrieben auch Elektroautos gehören, in diesem Jahr nicht wesentlich kürzen wird.
Im Jahr 2020 wird die lokale Tesla-Produktion wahrscheinlich den Elektroauto-Markt ankurbeln. Ab Oktober 2020 plant VW mit 300.000 E-Autos (steigend) in China. Die Grundlage hierfür ist gelegt. Ein neues ID.-Modell läuft bereits in Vorserie vom Band. Die Frage für China bleibt nur, ob die Prognose von einer Millionen E-Autos bis Ende 2020 gehalten werden kann. Der turbulente Start ins aktuelle Jahr lässt es nicht vermuten.
Europas Elektroauto-Markt wächst um knapp 90 Prozent ggü. Vorjahr
Das europäische Elektroauto-Jahr begann mit einer Wachstumsrate von knapp 90 Prozent (88,5%). Die Prognose von mehr als 700.000 Einheiten in diesem Jahr basiert auf einer stärkeren zweiten Jahreshälfte als die erste Hälfte. Vor allem dadurch bestimmt, dass die MEB-Modelle der Volkswagen-Gruppe erst im Sommer auf den Markt kommen. Mit einem potenziellen Ansturm auf das Angebot der VW Gruppe wird derzeit gerechnet. Herbert Diess, CEO von Volkswagen gab erst vor kurzem zu verstehen, dass “der ID.3 auf die Straße muss” – schließlich trägt er seinen entscheidenden Teil zur Erreichung der CO2-Grenzwerte bei. Eine ähnliche Situation war 2015 zu beobachten – KIA in Deutschland -, als 130g/km-Ziele eingeführt wurden.
Der Volkswagen Konzern erwartet, dass etwas mehr als 200.000 Elektroauto-Einheiten in der gesamten EU-Europa-Region (plus EFTA und Großbritannien) erreicht werden. Dies entspricht mehr abgesetzten E-Autos, als der gesamte westeuropäische Elektroautomarkt im Jahr 2018 verzeichnen konnte. Es wird prognostiziert, dass sich das E-Auto-Niveau im Jahr 2020 gegenüber 2019 verdoppeln und über 700.000 Einheiten oder etwas mehr als 5 Prozent des gesamten Pkw-Marktes erreichen wird.
USA: Tesla Model Y dürfte bereits jetzt als Sieger in 2020 feststehen
Bekannt ist, dass die Tesla Model Y Produktion 6 Monate früher als geplant zu starten scheint, von Auslieferungen im ersten Quartal war bereits die Rede. Bereits seit Anfang des Jahres werde das Model Y gefertigt und soll zum Ende des ersten Quartals an erste Kunden ausgeliefert werden. Die Produktion des Model Y in Shanghai sei allerdings erst in 2021 vorgesehen. Gerade für den amerikanischen Markt könnte das Tesla Model Y prägend sein.
Denn Automobil-Analysten gehen davon aus, dass die Einführung des Tesla-Model Y den Markt wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte unterstützen wird, während andere Automobilhersteller den US-Markt wahrscheinlich ignorieren und sich auf die Erfüllung der chinesischen und europäischen CO2-Grenzwert-Ziele konzentrieren werden. Es werden Lieferungen unter 350.000 Einheiten erwartet. Ende Januar brachte man es auf um die 22.000 ausgelieferten E-Autos.
Japan schwächelt 2020 weiterhin am E-Auto-Markt
Für den japanischen Elektroauto-Markt lässt sich festhalten, dass sich die schwache Entwicklung fortsetzt, was sich in einem weiteren Rückgang des Marktes äußert. Um knapp 70 Prozent ist der Absatz von E-Autos im Januar 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Sprich, es wurden gerade einmal 880 anstatt 2.866 Einheiten im Vorjahr zugelassen. Bedingt hierdurch machen E-Autos nur 0,3 Prozent des gesamten Automarktes aus. Es wird prognostiziert, dass das Niveau von 2020 unter 40.000 Einheiten bleiben wird.
Quelle: Matthias Schmidt – West European Electric Car Market Intelligence Monthly Report Edition 01.2020