Hans-Ulrich Rülke, Politiker der FDP, sieht Probleme für das Stromnetz und bei der Stromproduktion, mit aufkommendem Interesse an der Elektromobilität. Das Energieversorgungsunternehmen EnBW widerspricht und gibt Entwarnung. So sei der zusätzliche Strombedarf für eine große Zahl Elektroautos kein Problem, ein Blackout nicht zu befürchten.
Eine Millionen E-Autos verursachen “nur” 0,40 Prozent mehr Strombedarf
Damit widerspricht die EnBW Aussagen des FDP-Politikers Hans-Ulrich Rülke, der einen schnellen Ausbau der Ladeinfrastruktur in einem Interview der Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten als unrealistisch bezeichnet hatte. Die EnBW untermauert zudem ihre Aussage mit Zahlen. So werden für gut eine Millionen E-Autos, nach EnBW-Angaben, rund 0,4 Prozent Strom zusätzlich benötigt. Ausgehend von einem durchschnittlichen Verbrauch pro Fahrzeug von 20 Kilowattstunden je 100 Kilometer und 15.000 Kilometern Jahresfahrleistung. Im vergangenen Jahr sind wir bereits bei einem ähnlichen Wert gelandet.
EnBW-Sprecher Heiko Willrett gab zudem zu verstehen “Der Strombedarf ist aus heutiger Sicht keine Herausforderung für die Elektromobilität”. Derzeit, gibt es nach einer Schätzung auf Basis von Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes, rund 200.000 Elektrofahrzeuge einschließlich, sogenannter Plug-in-Hybride in Deutschland. Demnach ist noch deutlich Luft nach oben vorhanden, um überhaupt an der erwähnten ein Millionen-Grenze zu kratzen.
Im September 2017 konnten wir bereits berichten, dass die in Deutschland erzeugte Strommenge für eine komplett elektrifizierte Pkw-Flotte reichen wird. Zumindest zweifelte damals kaum ein Experte. Florian Samweber von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FFE) etwa habe errechnet, dass 45 Millionen Elektroautos pro Jahr insgesamt 105 Terawattstunden (TWh) Strom verbrauchen würden, ungefähr 15 Prozent der heute produzierten Menge. Somit kann auch aus dieser Sicht ebenfalls Hans-Ulrich Rülke widersprochen werden.
Heutige Infrastruktur reicht bereits heute für etwa 13 Millionen E-Fahrzeuge aus
Denn dieser hatte im Landtag gesagt: “Schnell aus der Kohle aussteigen und gleichzeitig hängt jeder sein Elektroauto an die Ladesäule? Das kann nicht funktionieren, das ist im besten Falle politische Illusion.” Des Weiteren gab er zu verstehen, dass wenn Ladestationen wie Pilze aus dem Boden schössen, würden die Stromnetze völlig überlastet. Ein weiterer Punkt, welchen die EnBW, unter Berufung auf einen Bericht der Expertengruppe der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität, widersprechen konnte.
Demnach wären schon mit der heutigen Infrastruktur etwa 13 Millionen E-Fahrzeuge machbar. Das entspreche einem Anteil von 30 Prozent aller Autos in Deutschland. Allerdings seien in Ballungsgebieten bei konzentrierten Zuwächsen lokale Engpässe möglich. Daher erfordert das Stromnetz für E-Autos mehr Köpfchen statt Kupfer… So seien laut dem Energieversorgungsunternehmen Investitionen in den Netzausbau nötig, um die Verteilnetze leistungsfähiger zu machen.
Selbst plant die EnBW in seinem Gebiet Investitionen von 500 Millionen Euro bis 2025 zu tätigen. Das sei besonders wichtig, wenn mehrere E-Autos in einer Straße gleichzeitig geladen werden sollen. Ein Feldversuch in Ostfildern bei Stuttgart habe gezeigt, dass von zehn Anwohnern mit E-Auto nie mehr als fünf gleichzeitig laden.
Nachweisbar haben die meisten Fahrzeuge zwar in den Abendstunden am Kabel geladen, allerdings an unterschiedlichen Tagen. Zudem habe man den Vorteil den Strom entsprechend zu steuern, wodurch der Ladevorgang durch mehrere am Stromnetz hängende Autos eine Stunde länger dauern kann, der Kunde es allerdings nicht merkt, da die Fahrzeuge eh über Nacht geladen werden.
Quelle: Automobilwoche – Energieversorger EnBW: Strom reicht für viele E-Autos