Laut der Beratungsagentur PA Consulting müssen die 13 führenden Autohersteller wegen Verfehlungen der ab diesem Jahr gültigen CO2-Emissionsziele mit Bußgeldern von mehr als 14,5 Milliarden Euro rechnen. Es gibt jedoch noch einige Stellschrauben, mit denen die Hersteller gegensteuern und die Strafen etwas abmildern könnten. Bis zum Jahr 2021 dürfen alle neu zugelassenen Pkw in der EU im Schnitt maximal 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Dies entspricht einem durchschnittlichen Verbrauch von 3,6 Liter Diesel oder 4,1 Liter Benzin. Was keiner der Hersteller erreichen dürfte.
Einige Autohersteller müssen deshalb der Analyse zufolge mit hohen individuellen Strafen rechnen, die einen wesentlichen Einfluss auf ihre Rentabilität und ihren Ruf haben. Volkswagen könnte wegen seines hohen Absatzvolumens in ganz Europa eine Geldstrafe von bis zu 4,5 Milliarden Euro drohen. Auch für Fiat-Chrysler mit 2,4 Milliarden Euro und Ford mit 1,5 Milliarden Euro könnte es teuer werden. Auch frühere Top-Performer wie Renault-Nissan-Mitsubishi (1 Milliarde Euro), Volvo (382 Millionen Euro) und Jaguar Land Rover dürften tief in die Tasche greifen müssen. Selbst Toyota, der Marktführer bei Hybridfahrzeugen, wird der Prognose zufolge sein Ziel knapp verfehlen und 18 Millionen Euro zahlen müssen. Jaguar Land Rover drohen die größten Auswirkungen von Bußgeldern auf der Grundlage des EBIT: 93 Millionen Euro, was 400 Prozent des Gewinns von 2018 entspricht.
Nach vier Jahren stetigen Fortschritts beim CO2-Ausstoß hat die Analyse von PA im vergangenen Jahr einen Rückschritt festgestellt. Die Emissionen sind auf breiter Front gestiegen, was hauptsächlich auf den Kauf von SUVs, die starke Nachfrage nach leistungsstarken und schwereren Autos, den Mangel an emissionsarmen Optionen in Ausstellungsräumen und die nach dem Diesel-Skandal veränderte Präferenz für Benziner zurückzuführen ist.
„Es gibt viele Möglichkeiten für Autohersteller, Emissionen zu reduzieren und künftige Bußgelder zu minimieren. Aber die Dringlichkeit der Situation bedeutet, dass sie schnell handeln müssen. Die Autohersteller haben nicht mehr genügend Zeit, um die Leistungsdaten der Fahrzeuge schnell genug zu verbessern, um Bußgelder zu vermeiden. Marketing-, Verkaufs- und Preisstrategien hingegen, die die Akzeptanz emissionsarmer Fahrzeuge erhöhen, sind von entscheidender Bedeutung, um die Hersteller näher an die Ziele heranzuführen.“ — Michael Schweikl, Automotive-Experte bei PA Consulting
Mögliche Lösungen für die Autohersteller könnten sein, z.B. Elektroautos und Plug-in-Hybride günstiger anzubieten, um deren Absatz zu steigern und gleichzeitig umweltschädliche Fahrzeuge immer mehr vom Markt zu nehmen. Auch die Entwicklung von Service-Programmen zur Steigerung eines emissionsarmen Fahrzeuggebrauchs oder Fusionen mit anderen Autoherstellern nennt PA Consulting als Ausweg. Empfohlen wird auch die Entwicklung offener Plattformen wie der MEB-Plattform von Volkswagen, welche der Hersteller auch seinen Mitbewerbern für eigene E-Fahrzeuge zur Verfügung stellt.
PA bewertet jeden Hersteller anhand seiner CO2-Leistungsprognose für 2021. Toyota bleibt der beste Performer, PSA ist jetzt Zweiter und überholt Renault-Nissan-Mitsubishi. Volvo, Volkswagen, Daimler und BMW sind weiter von ihrem Ziel entfernt als im Vorjahr. Jaguar Land Rover weist nach wie vor den höchsten CO2-Ausstoß auf und läuft jetzt Gefahr, sein spezifisches Ziel zu verfehlen.
Das Ausmaß der Herausforderung für die Automobilhersteller ist klar. Die Analyse von PA zeigt, dass sie mehr als 2,5 Millionen zusätzliche rein batteriebetriebene Elektroautos verkaufen müssten, um ihre Ziele zu erreichen. Dies entspricht einer Steigerung von 1280 Prozent bis 2021. Engpässe bei der Produktionskapazität machen dies nahezu unmöglich.
Aus Ländersicht geht aus dem Bericht hervor, dass alle Länder außer Norwegen und den Niederlanden eine Verschlechterung ihrer Gesamtzahlen verzeichneten. Norwegen hat die Emissionen von 83,7 g CO2 / km im Jahr 2017 auf 72,4 g CO2 / km im Jahr 2018 gesenkt. Die Niederlande waren mit einem CO2-Ausstoß von 106 g / km und einem Anteil von sechs Prozent am Gesamtabsatz vollelektrischer Fahrzeuge auf dem zweiten Platz, jedoch weit hinter Norwegen. In Großbritannien gingen die Emissionen von 120,8 CO2 / km auf 125,1 CO2 / km zurück. In Deutschland stiegen die Emissionen von durchschnittlich 126,2 g CO2 / km auf 129,1 g CO2 / km.
Quelle: PA Consulting — Pressemitteilung vom 13.01.2020