Obrist Powertrain, ein österreichisches Ingenieurbüro behauptet im Januar 2020, dass sie das weit verbreitete Tesla Model 3 mit doppelter Reichweite und deutlich günstiger auf die Straße bringen können. Hierzu hat das Unternehmen aus dem reinen Elektroauto ein HyperHybrid-Auto gemacht, wie die Österreicher das Fahrzeug beschreiben. Noch vor der IAA 2021 geht man einen Schritt weiter und gibt zu verstehen, dass man künftig auf “flüssigen Strom” setzt, um den Klimawandel zu stoppen.
Zunächst noch kurz zum “Obrist MARK II”, hinter dem sich das umgebaute Tesla Model 3 verbirgt. In Bezug auf das Antriebssystem sei es aus Sicht von Obrist entscheidend zwischen normalen Plug-In-Hybriden (parallel Hybrid) sowie HyperHybrid (serieller Hybrid) zu unterscheiden. So reduziere der HyperHybrid ® -Antriebsstrang nicht nur die CO2-Emissionen während des Betriebs, sondern auch die Emissionen bei Produktion und Recycling, indem ein kleiner, leistungsstarker Li-Ion-Akku verwendet wird. Eine solche Batterie ist im Vergleich zu einer reinen Elektroauto-Batterie, bei der das Gewicht der Batterie bis zu 600 kg erreichen kann, in Größe, Gewicht und insbesondere Kosten reduziert.
Mit dem Fahrzeug MARK II konnten die im Betrieb befindlichen CO2 Emissionen drastisch auf einen realen Verbrauch von 2 l / 100 km und 7 kWh reduziert werden. “Ein Modell in der Art des heutigen Tesla Hyper Hybrid soll weltweit für rund 18.000 Euro verkauft werden können”, wie die NZZ im April 2021 zu verstehen gibt. Doch für Obrist stellt der MARK II nur eine Zwischenstufe in Richtung CO2-Reduktion dar.
“Globale Emissionen zu reduzieren reicht nicht aus, um den Klimawandel zu stoppen. Wir müssen C02 negativ werden. Mit aFuel schaffen wir das.” – Thorsten Rixxmann, Director of Communication
Denn statt die Fahrenergie aus einer 500 oder mehr Kilogramm wiegenden Batterie zu beziehen, sollen Gewicht und Preis des Stromspeichers gering bleiben – und zum Teil durch “flüssigen Strom” in Form von synthetisch hergestelltem Methanol ersetzt werden. Obrist selbst bezeichnet diesen Treibstoff als aFuel® (eMethanol) und hat sich schon tiefergehende Gedanken gemacht, wie dieser erzeugt werden kann.
Hergestellt werden soll das aFuel® durch Sonnenenergie, Wasserstoff aus der Wasserelektrolyse und CO2 direkt aus der Atmosphäre. Alles Prozesse, welche es heutzutage so schon gibt, die aber noch nicht oder nur bedingt miteinander verbunden werden, werden bei Obrist zusammengeführt. Obrist sieht aFuel® als erste Wahl, da dies leichter zu speichern und zu transportieren ist, da man unter anderem auf bereits vorhandene Infrastruktur (Transport, Tankstellen, usw…) setzen könnte. Produziert werden soll der Treibstoff in riesigen Kraftwerken in sonnenreichen Gebieten der Erde direkt am Meer. Diese Fabriken funktioniert ähnlich wie der natürliche Wald. eMethanol entsteht durch die Verbindung von Wasserstoff mit CO2. Der gesamte Prozess wird durch grünen Strom versorgt, der aus großen Photovoltaik-Feldern gewonnen wird.
“The Modern Forest”, wie die Fertigungsanlage von Obrist bezeichnet wird, besteht besteht aus einem riesigen Solarpanel-Feld, einer Wasseraufbereitungsanlage, einer Elektrolysestation, einer CO2-Luft-Filteranlage sowie der eMethanol-Syntheseanlage. Durch die Einbindung einer cSenke-Anlage, in der CO2 in eine feste Form umgewandelt wird, entsteht sogar die Möglichkeit, einen CO2-negativen Kraftstoff zu erzeugen. Wie das Unternehmen vorrechnet, soll in dieser Anlage aus zwei Kilogramm Meerwasser, 12 kWh Sonnenenergie und 3.370 Kilogramm Luft schlußendlich ein Kilogramm aFuel® und 1,5 Kilogramm Sauerstoff gewonnen werden. Zudem werden 1,38 kg CO2 abgebaut. Davon ausgehend, dass am idealen Fertigungsstandort “sowohl Wasser als auch Sonnenenergie im Überfluss zur Verfügung stehen, ist die Darstellung der Wirkungsgradkette nicht von entscheidender Bedeutung”, wie Obrist der NZZ zu verstehen gab.
Für die Umsetzung benötigt man ein wenig Mut und entsprechende finanzielle Mittel. Wer weiß, vielleicht findet Obrist auf der IAA 2021 in München entsprechende Interessenten für das Projekt.
Quelle: Obrist – Informationen per Mail // NZZ – Die Idee mit dem flüssigen Strom vom 07.04.2021