Kurz vor der Bundestagswahl 2021 kommen Themen in der Politik hoch, welche man die vergangenen Jahre dort nur am Rande aufkommen sah. Sich aber aufgrund der Aktualität und des zeitlichen Drucks nun stark in den Vordergrund spülen. Stichwort Klimawandel. Dieser ist nur noch zu stoppen oder besser gesagt auszubremsen, wenn wir reagieren. Schnell reagieren, denn Zeit haben wir keine mehr. Es verwundert daher nicht, dass sich Umfragen vermehrt mit diesem Themenkomplex auseinandersetzen und zu teils außergewöhnlichen Ergebnissen gelangen.
Grund genug uns im heutigen Podcast mit drei solcher Umfragen/ Auswertungen aus der Gesellschaft auseinanderzusetzen, welche in der vergangenen Woche für Aufsehen gesorgt haben. Beginnen wollen wir mit einem Interview aus der Süddeutschen Zeitung, in welcher sich Christian Hochfeld, Leiter des ThinkTank Agora Verkehrswende, mit dem Thema Mobilität der Zukunft auseinandergesetzt hat. Laut ihm müssen diese Veränderungen “radikal” werden, damit der Verkehrssektor seine Klimaschutzziele erreichen kann: Die CO2-Emissionen müssen in diesem Bereich bis zum Jahr 2030 um gut die Hälfte sinken.
Hochfeld selbst nimmt kein Blatt vor dem Mund und gibt klar zu verstehen: „Wir alle werden sehr viel ändern müssen“, damit dieses Ziel erreicht werden kann. Zwei Dinge müssen seiner Meinung nach möglichst schnell umgesetzt werden: „Wir brauchen sehr viel mehr Elektroautos als heute. Und wir müssen Verkehr vermeiden, bündeln und verlagern“, so der Leiter des ThinkTank Agora Verkehrswende weiter.
In Hinblick auf die Politik ordnet Hochfeld das Ganze auch deutlich ein. So müsse aus seiner Sicht, die Regierung, welche Ende September neu gewählt wird, “unangenehme Maßnahmen” einführen. Zumindest wenn man es mit dem Thema Klimaschutz ernst nimmt. Dies “wird den Anschein haben, als greife sie in den Giftschrank, dabei bügelt sie nur die Untätigkeit der bisherigen Regierung aus.” Klare Worte!
Diese unangenehmen Maßnahmen, wie sie Hochfeld bezeichnet, bekommt der sprichwörtlich kleine Mann am deutlichsten zu spüren. Am eigenen Geldbeutel, versteht sich. “Denn ohne höhere Preise bekommt keine Regierung eine Lösung hin, die das Bundesverfassungsgericht aber einfordert”, so Hochfeld weiter. Aus seiner Sicht ist dies auch allen Parteien bekannt, aber aus nachvollziehbaren Gründen, wollen diese mit der Wahrheit nicht in Gänze herausrücken, könnte dies doch wertvolle Wählerstimmen kosten. Schlußendlich steht aber schon heute fest: die Kosten für Mobilität werden steigen. Deutlich.
Dennoch gilt es zu agieren, um den Klimawandel auszubremsen. Kurzfristig wäre dies mit drei Maßnahmen möglich, welche dann aber in ein Gesamtkonzept überführt werden müssen. “Benzin muss teurer werden. Dienstwagen sollten nur noch Steuererleichterungen bekommen, wenn sie vor allem elektrisch fahren. Und bei der Kfz-Steuer müssen wir E-Autos entlasten, Spritschlucker belasten”, so der Vorschlag des ThinkTank-Leiters.
Positiv hebt er hervor, dass die Automobilhersteller in Deutschland schon weiter seien als die Politik und den Wandel hin zur E-Mobilität anstreben. Denn daran führe kein Weg vorbei, wenn man die weltweit sich verschärfenden CO2-Emissionen einhalten wolle und vor allem weiterhin im Export Umsätze erzielen möchte. Die derzeitigen Umweltbedenken, welche es derzeit bei E-Autos noch gibt, gehören natürlich auch angegangen. Fairerweise solle man aus seiner Sicht Verbrenner und E-Autos aber auch auf einer Stufe vergleichen. Stichwort: Herkunft Rohstoffe, Benzin/ Strom sowie Recycling am Lebensende der Fahrzeuge.
Doch wie steht es mit denjenigen, die die Folge des Klimawandels am ehesten spüren? Dem Endverbraucher. Eine Umfrage des Felddienstleisters Norstat hat die Bereitschaft der Deutschen untersucht, ihr Mobilitätsverhalten den geänderten Anforderungen anzupassen. Das Ergebnis: Klimaschutz ja bitte, aber nicht, wenn es an den eigenen Geldbeutel geht. Dabei zeigen sich die Deutschen durchaus offen sind für Maßnahmen, die das Klima schonen. Doch trotz dieser Offenheit stoßen hohe Spritpreise und steigende Steuern zur Erreichung der Klimaziele auf große Ablehnung. Mehr als die Hälfte der Befragten widersprechen einem Anstieg der Benzinpreise, bei Steuererhöhungen sind es sogar fast zwei Drittel.
Die Zustimmung zu E-Mobilität – insbesondere E-Autos – fällt sehr niedrig aus. Rund die Hälfte der Befragten möchte nicht umsteigen. Dies geht einher mit einer als schlecht eingeschätzten Infrastruktur, insbesondere im ländlichen Raum. Demnach sehen nur 38 Prozent der Befragten das Elektroauto als den Antrieb der Zukunft. 45 Prozent der Befragten werten Stromer als unzuverlässig. Lediglich 16 Prozent der Befragten bewerten die Infrastruktur für E Autos im ländlichen Raum als sehr gut. Sprich, auch wenn die E-Mobilität aus Sicht der Experten der einzige Weg ist um den Klimawandel zu stoppen, bei den Befragten stößt dies derzeit noch nicht auf sonderlich viel Gegenliebe.
Fragt man die Bevölkerung was diese wollen sprechen sie sich eher für Wasserstoff-Fahrzeuge als für batteriebetriebene E-Autos aus. So die Ergebnisse einer Umfrage des Spiegels. Rund 39 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, Autos mit Brennstoffzellen dringend staatlich zu fördern, um die Verkehrswende voranzutreiben. Für batteriebetriebene E-Autos plädierten lediglich 14 Prozent. Besonders viele Fans hat die Brennstoffzelle laut Spiegel bei Wählerinnen und Wählern von Union und FDP. Fast jeder Zweite von ihnen wünscht sich Unterstützung für die Technik. Bei Grünen-Anhängern liegen Wasserstoff und Batterie am dichtesten beieinander (28 zu 23 Prozent).
Gegen E-Autos mit Batterien sprechen derzeit wohl die hohen Anschaffungskosten (Meinung von 63 Prozent der Befragten). Sowie die geringe Zahl der Ladestationen (64 Prozent), der Dauer des Ladens (53 Prozent) und der Reichweite der Fahrzeuge (59 Prozent). 58 Prozent der Befragten halten es für fraglich, ob E-Autos wirklich umweltfreundlicher sind als Verbrenner. Hier scheint es, als ob die Politik sowie die Automobilhersteller noch Aufklärungsarbeit betreiben müssen. Wir versuchen natürlich auch unseren Teil dazu beizutragen.
Um die Diskussion Wasserstoff- oder batteriebetriebenes E-Auto zu beenden: Die Effizienz des Wasserstoffantriebs liegt laut VW nur bei 25 bis 35 Prozent, das Batterieauto kommt auf 70 bis 80 Prozent. Was nun die sinnvollere Technologie ist scheint klar. Oder!?
Gerne kannst du mir auch Fragen zur E-Mobilität per Mail zukommen lassen, welche dich im Alltag beschäftigen. Die Antwort darauf könnte auch für andere Hörer des Podcasts von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für die bereits erwähnten Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung, beim Podcast-Anbieter deiner Wahl, freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.