Anfang April ist in Großbritannien die geplante Steuerreform für Elektroauto-Käufer von Dienstwagen in Kraft getreten. Firmenwagenfahrer, die sich für ein reines Elektroauto entscheiden, sind nun ein Jahr lang komplett von der monatlichen Benefit-in-Kind-Steuer (BiK) befreit, eine Abgabe, die in etwa dem geldwerten Vorteil im deutschen Steuersystem entspricht und sich nach dem Kaufpreis des Fahrzeugs errechnet. Die Abgabe soll in einem Jahr auf ein Prozent und im April 2022 auf zwei Prozent steigen.
Damit ist die Abgabe deutlich niedriger als für herkömmlich angetriebene Fahrzeuge, die mit einem deutlich höheren BiK-Satz zu Buche schlagen: Für einen schweren Spritschlucker beträgt die Abgabe, die sich nach dem CO2-Ausstoß berechnet, sogar bis zu 37 Prozent. So mancher Dienstwagenfahrer wird es sich nun überlegen, ob er lieber einen schweren Verbrenner-SUV fährt oder nicht doch lieber ein Elektroauto.
Die Steuervergünstigung macht einen nicht zu vernachlässigenden Betrag aus. Schon für einen Renault Zoe ergibt sich je nach Steuerklasse des Fahrers eine Entlastung von gut 1050 bis 2300 Euro im Jahr. Poppy Welch, Leiter der Elektroauto-Kampagnengruppe Go Ultra Low, begrüßte die neuen Steuervorschriften als „die neuesten Anreize für Menschen, die über den Umstieg auf Elektromobilität nachdenken“. Sie geht davon aus, dass nun etliche Unternehmen verstärkt Elektroautos in ihre Flotten aufnehmen, auch um die Steuereinsparungen an ihre Mitarbeiter weitergeben zu können.
Von der Regeländerung können nach Angaben der British Vehicle Rental and Leasing Association (BVRLA) rund 970.000 Firmenwagen profitieren. Die Steueränderung könnte nach Ansicht einiger Branchenkenner deshalb auch einen Wendepunkt für die Entwicklung des britischen Gebrauchtwagenmarktes für Elektroautos darstellen.
„Es gibt eine wachsende Nachfrage nach gebrauchten Elektrofahrzeugen, weil die Leute erkennen, dass es attraktive Angebote gibt. Aber es gibt noch keine große Anzahl von ihnen, weil weniger als zwei Prozent der verkauften Neuwagen Elektrofahrzeuge sind“, sagt Jason Doran, Marketingberater für den Low Carbon Vehicle Partnership, eine öffentlich-private Initiative, die sich für emissionsarme und emissionsfreie Fahrzeuge einsetzt.
Die neuen Steuervorschriften kommen auch Plug-in-Hybriden zugute. Je höher die elektrische Reichweite eines Hybrids ist, desto niedriger fällt die BiK-Steuer aus. Ein Plug-in-Hybrid mit einer elektrischen Reichweite von mehr als 65 Kilometern wird mit sechs Prozent BiK-Steuer berücksichtigt, während ein Auto mit einer elektrischen Reichweite von weniger als 48 Kilometern mit 12 Prozent besteuert wird.
Quelle: Business Green — Company car tax rules changes pave way for EV market boost // Business Car — Company car tax rates change today with 0% BIK for EVs