Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess möchte durchsetzen, dass seine Führungskräfte mehr Elektroauto fahren. Damit will er die in den letzten Jahren immer höher gestiegene CO2-Bilanz der unternehmenseigenen Dienstwagenflotte deutlich verbessern, berichtet die Welt am Sonntag. Bislang seien die Mitarbeiter nach Diess’ Einschätzung in zu schnellen und zu durstigen Spritschluckern unterwegs. Die CO2-Emissionen der VW-Dienstwagen liegen im Schnitt bei 130 Gramm je Kilometer.
Es dürfe nicht sein, so Diess, dass man die Kunden davon überzeugen will, sparsame und saubere Autos zu kaufen, selbst aber schwere SUV mit unnötig viel PS und hohem Spritverbrauch zu fahren. Das sei nicht gut fürs Image, zudem sollten sich die Führungskräfte ihrer Vorbildfunktion bewusst sein. Derzeit liegt der Anteil an Elektro– und Hybridautos bei der Firmenwagenflotte von Volkswagen im Promillebereich, so die Zeitung. Das soll sich schon bald ändern, entsprechende Änderungen für die Vorgaben in der Dienstwagenregelung seien in Arbeit. Über ein Bonus-Malus-System soll die Nutzung von alternativen Antrieben attraktiver werden. Spätestens Ende 2019 sollen die Änderungen in Kraft treten.
Die Ankündigung des VW-Chefs bei einer Führungskräfteveranstaltung vor einigen Tagen löste unter manchen Top-Managern nicht gerade Begeisterungsstürme aus. Ab dem mittleren Management stehen jedem VW-Mitarbeiter zwei Dienstwagen zu, beim unteren Management ist es einer. Kosten dafür fallen außer der Versteuerung des geldwerten Vorteils in Höhe von einem Prozent des Bruttolistenpreises nicht an, auch nicht für Kraftstoff oder Service.
VW-Manager, die auch mit der neuen Regelung an starken Verbrennungsmotoren festhalten wollen, sollen künftig dafür bezahlen müssen, so die Welt am Sonntag über die neuen Pläne. Eine endgültige Entscheidung, wie die neuen Vorgaben aussehen werden, gebe es aber noch nicht.
Diess will deutsche Zellfertigung für Elektroauto-Akkus
Und auch an anderer Front hat sich Diess für die Elektromobilität ausgesprochen: Er wünscht sich den Aufbau einer eigenen deutschen Fertigung von Batteriezellen. „Ich finde es erschreckend, dass wir in diese große Abhängigkeit geraten sind“, sagte Diess dem Handelsblatt. Derzeit sind die deutschen Autohersteller noch von Zelllieferanten aus Japan und Südkorea abhängig, die den Großteil des Welthandels dominieren, China holt derzeit stark auf. Deutschland aber habe bereits in den 1970er-Jahren den Anschluss bei der Batterietechnik und „damit die industrielle Massenfertigung“ verloren.
Mit dem deutlichen Ausbau der E-Mobilität sollte Deutschland nicht auf die eigene Zellfertigung verzichten. 2025 sei mit zehn Millionen Elektroautos auf den Straßen zu rechnen, jede Batterie koste zwischen 5000 und 6000 Euro. „Wir reden hier also von einem Umsatz zwischen 50 und 60 Milliarden Euro“, sagte Diess. Angesichts dieses großen Betrages stünde es der deutschen Autoindustrie gut uns Gesicht, „wenn wir unseren Beitrag dazu leisten“.
Diess sprach sich dafür aus, dass die Zulieferer die Zellfertigung übernehmen. „Wenn ein Hersteller wie Volkswagen Batteriezellen produzieren würde, würde uns ein Konzern wie Daimler die Zellen wahrscheinlich nicht abnehmen“, sagte der VW-Chef. Eine markenübergreifende Fertigung bei den Zulieferern sei deshalb die bessere Lösung.
Quellen: Die Welt – VW-Manager sollen auf E-Autos umsteigen // Handelsblatt – Vorabmeldung vom 21.08.2018