Die IAA in Frankfurt wurde bereits des Öfteren von mir besucht, die Nutzfahrzeuge IAA in Hannover noch nicht. Bisher waren auch keine Schnittpunkte vorhanden, doch dies hat sich durch Elektroauto-News.net geändert. Denn autonomes Fahren, alternative Antriebe wie E-Mobilität und Co. halten auch bei Nutzfahrzeugen Einzug.
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Dies gilt sowohl für LKW, Busse, Sprinter, usw… sämtliche Nutzfahrzeuge können und werden elektrifiziert. Doch die Hersteller denken weit darüber hinaus. Wie mein Besuch mit Daimler Trucks & Buses bei der IAA 2018 Hannover aufzeigt. Unter dem Motto “Transforming Transportation” hat man vor Ort einen Einblick auf aktuelle Entwicklungen gegeben.
“Transforming Transportation” – Wandel bei Daimler Trucks & Buses
Die Vorstellung des neuen Actros stand im Mittelpunkt des Events. Doch darauf möchte ich erst ein wenig später eingehen, zumindest auf die E-Variante. Fangen wir zu Beginn des Events “Transforming Transportation” an. Dieses wurde von den Herren Martin Daum, Till Oberwörder, Volker Mornhinweg und Stefan E. Buchner eröffnet. Die alle auf ihren jeweiligen Bereich einen Einblick gegeben haben.
Die Entwicklung der Daimler Trucks & Buses Sparte stand hierbei natürlich im Mittelpunkt. Daum, der die Geschäftsfelder Daimler Trucks und Daimler Buses verantwortet gab direkt zu Beginn zu verstehen, dass sich der Markt für die eigenen Produkte stetig erweitert. Bereits heutzutage sei der chinesische Markt alleine so groß, wie der gesamte Markt von USA, Japan und Westeuropa in Summe.
Ein Markt, der erobert werden will. Und hier kommen eben auch neue Antriebe, autonomes Fahren und durchdachte Services ins Spiel. Präsentiert wurde dies auf dem Flughafengelände Hannovers. Dies war allerdings nur möglich, da Teile des Flughafens wegen Umbauarbeiten gesperrt waren. Für uns vor Ort aber definitiv eine Möglichkeit hautnah die neuen Fahrzeuge kennen zulernen, praktische Erfahrungen zu sammeln, sowie Expertengesprächen beizuwohnen.
Daum zeigt sich sicher und verkündet “We deliver”. Sprich, Daimler verspricht den Kunden nicht nur etwas, sondern hält es auch. Möglich wird dies, da sich jeder Bereich auf seinen Kern konzentriert, dort Entwicklungen vorantreibt und so das gesamte Unternehmen stärkt.
Und dennoch sei der Austausch untereinander gegeben. Am Beispiel von Daimler Buses und dem eActros lässt sich eine solche Verbindung aufzeigen. Da man dort eng miteinander zusammenarbeitet und aus den Fehlern der anderen lernt. Aber eben auch aus deren Erfolgen.
“E-Mobilität macht nicht für jeden Sinn”
Im Rahmen “von Transform Transportation” ist diese Aussage sinngemäß gefallen. Wobei es direkt abgeschwächt wurde. Die E-Mobilität ergibt durchaus Sinn, muss aber eben immer für den jeweiligen Einsatzzweck passen.
Ein Schwerlast-LKW wird mit rund 100 bis 150 Kilometer Reichweite keine sinnvolle Verwendung finden. Für den eVans gibt es diese dann schon eher im innerstädtischen Stadtverkehr. Daher hat man sich bei Daimler Trucks & Buses auch auf die Fahne geschrieben die Kunden zu beraten und die passende Lösung zu präsentieren.
eActros – elektrifiziert auf die Straße
Vor zwei Jahren präsentierte das Unternehmen seinen ersten schweren E-LKW auf der IAA. Im Februar diesen Jahres folgte dann die Weltpremiere des eActros von Mercedes-Benz. Mittlerweile ist dieser auch im Kundeneinsatz unterwegs. In Serie geht es ab 2021. So der Plan.
Der eActros zeichnet sich durch elf Batteriepakete im Bereich des Rahmens sowie unterhalb aus. Diese kommen mit einer nutzbaren Gesamtkapazität von 240 kWh und ein Antrieb über radnabennahe Elektromotoren mit einer Maximalleistung von 2 x 126 kW daher. Das Mehrgewicht von rund 2,5 Tonnen im Vergleich zum konventionellen Antrieb wird zum Teil durch die Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichts um eine Tonne für Lkw mit Alternativantrieb in der EU wieder kompensiert.
Die Reichweite des eActros wird mit rund 200 Kilometer abgegeben. Vollkommen ausreichend für eine typische Tagestour. Und dennoch wird es schwer derzeitige LKW-Fahrer zu überzeugen. Dies hat auch das Gespräch mit Martin Zeilinger, Leiter LKW-Vorentwicklung gezeigt. Doch dazu später mehr.
FUSO eCanter – emissionsfrei im Einsatz auf drei Kontinenten
Der FUSO eCanter fährt bereits in Nordamerika, Europa und Asien lokal emissionsfrei und nahezu geräuschlos für unterschiedlichste Kunden in sechs Metropolen. Die sechs Batterien des leichten Lkw mit zusammen 82,8 kWh Gesamtleistung ermöglichen Reichweiten von über 100 km. Ebenfalls ausreichend für den angedachten Zweck des eCanter.
Einen Blick in die Zukunft bietet auf der IAA der E-FUSO Vision One als Ausblick auf einen realistischen vollelektrischen schweren Lkw der Marke E-FUSO. Der Dreiachser für den Verteilerverkehr wird dank 300 kWh Batteriekapazität eine Reichweite von bis zu 350 km erreichen.
Auch mit diesem konnte ich mich in einem kurzen Workshop beschäftigen, dazu ebenfalls später mehr. Gehen wir zunächst auf weitere Fahrzeuge von Daimler Trucks & Buses mit alternativen Antrieben ein.
Daimler Trucks elektrifiziert Amerika
Daimler Trucks stellte Anfang Juni zwei neue vollelektrische Lkw der US-Tochter Freightliner vor, den schweren eCascadia und den mittelschweren eM2. Die ersten Kunden Penske Truck Leasing und NFI Industries werden ab Ende 2018 30 elektrische Freightliner-Modelle testen.
Von Mannheim in die Welt: eCitaro Stadtbus
Bereits des Öfteren war der eCitaro ein Thema hier bei Elektroauto-News.net. Dieser besticht durch sein innovatives Thermomanagement, welches zu einer bislang noch nicht bekannte Energieeffizienz führt. Bereits jetzt deckt der eCitaro mit einer Batteriekapazität von 243 kWh, bis zu 88 Fahrgastplätzen, seiner hohen Effizienz und radnabennahen Elektromotoren einen großen Teil der Einsätze von Stadtbussen ab.
In den kommenden Jahren soll der eCitaro mit einer Brennstoffzelle – als Range-Extender – den Verbrennungsabtrieb vollständig ersetzen können. Eigener Aussage nach liegen noch vor dem Serienstart im Herbst Aufträge über mehrere Dutzend eCitaro aus dem In- und Ausland vor.
eSprinter und eVito zeigen sich auch auf der IAA 2018
Der eSprinter geht ab 2019 an den Start und zeigt sich zuvor auf der IAA im Herbst 2018. Mit einer Batteriekapazität von 55 kWh beträgt die voraussichtliche Reichweite rund 150 km bei einer maximalen Zuladung von 900 kg. Mit der zweiten Batterieoption können Kunden andere Prioritäten setzen. Auch die Höchstgeschwindigkeit lässt sich auf Kundenwunsch entsprechend konfigurieren.
Bereits ab diesem Herbst ist der Mercedes-Benz eVito verfügbar. Er beweist, dass elektrifizierte Modelle konkurrenzfähig sind und je nach Einsatz mit Verbrennungsmotoren bei den Kosten gleichziehen können. Eine Batteriekapazität von 41 kWh sorgt für eine Reichweite von rund 150 km. Selbst bei ungünstigen Bedingungen steht eine Reichweite von 100 km zur Verfügung. Der Antrieb leistet ebenfalls 85 kW.
Im Gespräch mit Martin Zeilinger, Leiter LKW-Vorentwicklung
Im Abschnitt über den eActros habe ich bereits darauf hingewiesen, dass mir die Möglichkeit geboten wurde, in einer Runde mit fünf anderen Bloggern / Journalisten, mit Martin Zeilinger, Leiter LKW-Vorentwicklung zu sprechen. Nicht nur über den eActros an sich, sondern vor allem über den Wandel zur E-Mobilität und die Bedeutung für Unternehmen und Fahrer.
Mit dem eActros habe man seiner Aussage nach zwei Technologie-Pfade verfolgt, den des autonomen Fahrens und den des elektrifizierten Fahrens. Laut Zeilinger hat man mit dem eActros Nachhaltigkeit geschaffen, welches auf die Straße kommt. Von der Vision ist man zu einem serienreifen E-Fahrzeug gekommen.
Nun muss man sich allerdings der Problematik stellen neue Technik in den Alltag zu integrieren. Dies ist vor allem eine Herausforderung für Fahrer. Aktuell werden dies hinsichtlich E-Mobilität eher wenig geschult. Man konzentriert sich vielmehr auf Flotten-Betreiber und Unternehmen – Herstellerübergreifend – baut aber nicht direkt Vorurteile an der “Fahrer-Front” ab.
Ängste vor Elektromobilität wird Menschen noch nicht genommen – so zumindest die Rückmeldung aus der Runde. Die Ladeinfrastruktur kommt auch hier als Hauptkritikpunkt auf. Im Fall von LKW und Bussen jedoch deutlich schwerwiegender, als im PKW-Bereich. Sicherlich ein Punkt, bei dem Bewusstsein geschaffen werden muss. Wer das macht, ob Hersteller, Politik oder Unternehmen scheint noch nicht ganz klar.
Martin Zeilinger zeigte sich verständlich und gab zu verstehen, dass in der Tat Energie gemanagt werden muss. Sprich, der Fahrer muss Sicherheit bekommen und bereits beim Einsteigen wissen, ob er am gewünschten Ziel ankommt. Hier muss das Fahrzeug eine führende Rolle einnehmen.
Im Gespräch ging es dann vor allem auch, um den innerstädtischen Verkehr. Sowie die Bedeutung von Transport und Logistik in urbanen Räumen. Gerade Lärm-Emission spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Und eben diese kann gesenkt werden.
Hier fand ich auch den Einwurf von Zeilinger bezüglich Senkung von Lärm-Emission und CO2-Emission ganz passend. Denn seiner Meinung nach kann durch E-Mobilität diese Emissionsbelastung lokal gelöst werden und zu den globalen Problemen zumindest ein Teil der Lösung beigetragen werden.
FUSO eCanter – Ein Blick auf die Technologie
Ebenfalls bereits zuvor erwähnt wurde der kurze Workshop zum FUSO eCanter. Dieser schloss inhaltlich direkt an die Aussage Zeilingers an “Verkehr muss ruhiger und emissionsfreier werden”. Vor allem, wenn man der Vorhersage Glauben schenken darf, dass 2030 60% aller Menschen in Städten leben.
Und dennoch oder vielleicht gerade deshalb werden Transportfahrzeuge auch dann noch gebraucht. Allein der E-Commerce wird hierzu seinen Teil beitragen. Mit dem FUSO eCanter möchte man sich für diese Entwicklung rüsten.
Bereits seit 2006 gibt es diesen teil-elektrifziert – letztes Jahr feierte der eCanter, dann als vollelektrifizierte Variante seine Weltpremiere. Dieser hat mittlerweile 500.000 km Testfahrten hinter sich. In Stuttgart, Portugal und Japan, bei unterschiedlichsten Temperaturen – Winter- und Sommertests – wie wir es bereits vom EQC kennen.
Und dennoch, der reine E-Antrieb reicht nicht aus. Konnektivität, Tele-Diagnostik sowie die dazugehörige Infrastruktur sind ebenso notwendig, damit sich Elektromobilität im Alltag durchsetzen kann. Gerade hinsichtlich der Infrastruktur für LKW gibt es noch Herausforderungen zu lösen.
Bei Daimler Trucks hat man daher eine eigene App entwickelt, welche die passenden Ladestationen aufzeigt. Damit der eCanter geladen werden kann. Sollte keine Infrastruktur vorhanden sein, kann der E-LKW auch am Haushaltsstrom geladen werden. Was natürlich entsprechend länger dauert.
Des Weiteren erlaubt es das Fahrzeug, dass entsprechende Fahrzeugdaten ausgewertet werden können. Sowohl Verbrauchs- als auch Leistungswerte sowie Positionsbestimmung sind per Online-Plattform auswertbar.
Neben den rein technischen Fakten des eCanter – die man von Elektroauto-News.net bereits kennt – war vor allem der Blick auf den “Energy Flow” des E-LKW interessant. Dieser teilt sich, eingehend vom Ladestecker auf die sechs Batterien des LKW auf, welche sich im Boden, zwischen den Achsen befinden.
Diese Positionierung trägt auch zum guten Schwerpunkt des eCanter bei. Aus den Batterien heraus wird der E-Motor gespeist, als auch technische Funktionen des Fahrzeugs. Welche zuvor natürlich noch auf die entsprechende Stromstärke reguliert werden.
Fazit: “Transforming Transportation” – mein Eindruck
Für mich war das Event eine tolle Möglichkeit die eher trocknen Fakten aus den Pressemitteilungen, Zeitungsberichten und Blog-Beiträgen zu vertiefen und ein wenig Praxis einfließen zu lassen. Des Weiteren war es großartig sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und verschiedene Ansatzpunkte zu erörtern.
Persönlich bin ich mehr den je der Meinung, dass an E-Mobilität kein Weg vorbeiführt. Wo diese allerdings ihre Schwerpunkte setzt und wie ausgeprägt sie daherkommt, das steht noch ein wenig offen.
Daimler Trucks & Buses hat zumindest bewiesen, dass man entsprechende Wege verfolgt und konkurrenzfähige Produkte auf den Markt bringt. Frei nach dem Motto “We deliver” – man darf gespannt sein, wo die Reise noch hingeht.
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Mit freundlicher Unterstützung von Daimler Trucks & Buses, durch die Übernahme der Reisekosten und die Einladung zu diesem Event.
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