Auf der jüngsten Internationalen Automobilausstellung (IAA) hat Carsten Spohr, der Geschäftsführer von Lufthansa, die Automobilindustrie dazu aufgerufen, die begrenzten E-Fuels den Fluggesellschaften zu überlassen. Seiner Meinung nach benötigen Fluglinien diese dringend, um den Luftverkehr umweltfreundlicher zu gestalten. Doch sollte Lufthansa nicht selbst die Initiative ergreifen, um die Entwicklung dieser Treibstoffe voranzutreiben?
Während Lufthansa den Bedarf an E-Fuels betont, sind es Unternehmen wie Porsche, Volkswagen und ihr chilenischer Partner HIF, die Pionierarbeit leisten. Sie haben in Patagonien die weltweit erste Produktionsstätte für synthetische Treibstoffe errichtet. Ferner arbeiten Porsche und Volkswagen an der Entwicklung einer Direct-Air-Capture-Technologie, die CO₂ direkt aus der Atmosphäre extrahiert – ein entscheidender Schritt bei der Herstellung von E-Kerosin.
Lufthansas Engagement in E-Fuels
Es ist nicht so, dass Lufthansa sich nicht an E-Fuel-Projekten beteiligt. Allerdings sind die Bemühungen des Luftfahrtunternehmens im Vergleich zu denen von Porsche und HIF weniger fortgeschritten und intensiv. Anstatt sich auf die Öl- und Gasindustrie oder andere Sektoren zu verlassen, sollte Spohr proaktiver werden und die Initiative ergreifen, wie die WirtschaftsWoche einordnet. Es wäre an der Zeit, dass Unternehmen wie Lufthansa eine aktivere Rolle bei der Entwicklung und Produktion von E-Fuels übernehmen.
Das Magazin geht davon aus, dass Spohr die Vorteile von Skaleneffekten zu übersehen scheint. Je mehr Direct-Air-Capture-Anlagen weltweit produziert werden, desto günstiger werden sie. Dies gilt auch für die Elektrolysetechnologie, die zur Produktion von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und Wasser benötigt wird. Ein weiteres Beispiel sind Solarzellen, bei denen die Preise mit steigender Produktionskapazität sinken. Reduzierte Kosten für klimaneutrales Kerosin würden auch den Fluggästen zugutekommen, die weiterhin erschwingliche Flugtickets benötigen.
Es gibt ausreichend Raum für die Produktion von E-Fuels, einschließlich der notwendigen Wind- und Solarparks. Regionen wie Nordafrika, der Nahe Osten, die USA, Australien und Grönland bieten ideale Bedingungen. Es liegt an Führungskräften wie Spohr, die Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen, wie man weiter einordnend.
Sollte die Lufthansa selbst handeln?
Die Aufforderung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr an die Automobilindustrie, auf E-Fuels zu verzichten, wirft somit berechtigterweise Fragen über die Rolle von Fluggesellschaften bei der Entwicklung nachhaltiger Treibstoffalternativen auf. Während Unternehmen wie Porsche und Volkswagen bereits bedeutende Fortschritte gemacht haben, muss Lufthansa ihre Bemühungen intensivieren und eine aktivere Rolle bei der Entwicklung und Produktion von E-Fuels übernehmen. Insofern darf man durchaus die Frage stellen, ob der Ruf nach einem Verbot beziehungsweise der Reduktion von E-Fuels im Automobilsektor angebracht ist oder ob die Lufthansa nicht selbst die Zügel in die Hand nehmen sollte?
Quelle: WirtschaftsWoche – Die E-Fuel-Forderung des Lufthansa-Chefs ist absurd
Also zum einen hat der Herr natürlich absolut recht damit, dass die teuren und Energieintensiven E-Fuels für Branchen reserviert bleiben sollten, die nicht so einfach Elektrifiziert werden können. Das sind eben Flugzeuge sowie auch Schiffe. Das wird nichts mit Akkus und die CO2 Emissionen aus diesen Bereich sind horrend.
Der PKW gehört aber definitiv nicht dazu. Von daher hat er schon recht damit, dass die Autohersteller damit nicht planen sollten. Ich erinnere mich an Prognosen, dass die bis 2035 geplante globale Produktionskapazität von E-Fuels gerade mal reichen würde um 10% des heutigen deutschen Bedarf an fossilen Brennstoffen zu decken.
Dazu kommt nunmal im PKW: Ich kann regenerativen Strom in einem BEV so sagen wir 80% umsetzen in Vortrieb (+ Klima, Heizung usw). 10% Ladeverluste und der E-Motor läuft auch nicht mit 100% Wirkungsgrad.
Für E-Fuels muss ich zunächst Wasserstoff aus Wasser durch Elektrolyse herstellen, was laut Schätzung vielleicht mit maximal 80% Wirkungsgrad geht. Dann muss ich diesen Wasserstoff mit CO2 aus der Luft (0,04%!!!!) zu Methanol umsetzen und dann werden daraus E-Fuels gemacht. Jede Umwandlung hat Verluste, das ist Physik/Chemie. Da kommt man nicht drum herum. Bei manchen Prozessen kann man vielleicht noch die Abwärme sinnvoll nutzen (in der Wüste natürlich schlecht). Dann muss das Zeug transportiert und verteilt werden. Zum Abschluss verbrennen wir es in einem Motor der real im Durchschnitt vielleicht mit 20% Wirkungsgrad läuft (die immer propagierten 40% sind im Betriebsoptimum wo man quasi nicht fährt). Der Rest ist Abwärme die insbesondere im Sommer weggekühlt werden muss. Also eigentlich ist ein Verbrenner-PKW eher eine fahrende Heizung wenn man es so betrachtet ;-). Abgasreinigung muss man natürlich auch noch machen, genauso wie heute auch. Kostet auch gut Geld.
Bilanziell habe ich am Ende aus Wasser und CO2 wieder Wasser und CO2 gemacht. Von der chemischen Energie her also +/-0, aber dafür eine Menge zwischendurch machen müssen-
Es sollte also niemanden wundern, dass man am Ende vermutlich nur um die 10% des regenerativen Stroms wirklich in Vortrieb umgesetzt hat wenn man ein Auto mit E-Fuels betreibt. Davon ab, dass es davon in Absehbarer Zeit (15 Jahre+) sowieso nicht genug geben wird.
Da macht man sich das Leben aber leicht bei der Lufthansa! Der Mehraufschlag müssen die Kunden bezahlen und liefern müssen andere. Die Lufthansa will sich nicht groß mit sonstigen Problemen befassen, dabei wären es ja auch grade die Flugzeuge, die eben sehr großen schlechten Fußabdruck haben beim Klimaschutz. Unglaublich arrogant finde ich das verhalten, zu sagen E Fuels: Luftfahrt first. Grade im Luftverkehr brauchen wir große Veränderungen und Umdenken!
Die Fluggesellschaften stehen, wie die Automobilunternehmen, weltweit unter erheblichem Druck in Bezug zur Umweltverträglichkeit. Dabei ist zu beachten, daß die Länder untereinander deutlich unterschiedliche Zeile verfolgen, teils sogar überhaupt keine. In D könnte man das, zusammen mit EU, so regeln, daß bei der Landung und bei Start Gebühren entstehen, die Umweltvorgaben berücksichtigen. Damit wäre ein Wettbewerb auf Augenhöhe eher möglich. Während die EU die Akku-Antriebe hoch subventioniert, ist das bei eFuells weit weniger zu beobachten. Sollte die Umwelt wirklich wichtig sein, dann wäre eine internationale Kommision sinnvoll, die mit Kapital den Anlauf der Produktion mit der Verwertung ausgeglichen in die Wege leistet. Eine Gesellschaft, wie Lufthansa wäre im internationalen Kapitalmarkt in kürzester Zeit am Boden, siehe jetzt nur knapp über 8€ / Aktie, verm. gerade wg. diesem Thema, wenn sie sich selbst führend in die eFuells Thematik aufschwingt. Insofern ist der Gedanke von Spohr, bei den big cars producern schon mal das Thema anzustoßen, sicher nicht so schlecht. Weil auch die wollen ja keine Fehlentwicklung riskieren.
Mir ist schon klar, dass der Vergleich allein aufgrund der Bilanzsummen hinkt, aber die Lufthansa ist eher in der Position von Flixbus als in der von Porsche. Die kaufen, was auf dem Markt verfügbar ist und stellen nichts selber her.
Vielleicht müsste man dafür sorgen, dass die Ölindustrie tatsächlich selber in die Vermeidung von CO2 (beispielsweise durch E-Fuels) investiert, statt mir meine CO2 Vermeidung abzukaufen.
Ohne Worte. Anstatt sich wie Privathaushalte sowie Straßen- und Schienenverkehrsunternehmen selbst um die Energieversorgung zu kümmern, stellt sich Spohr wie ein Corona-Hamsterkäufer auf die IAA und will den dort ausstellenden Firmen (die mehr für alternative Kraftstoffe getan haben als er!) vorschreiben, welche Energieträger sie zu verwenden haben. Was bildet er sich ein?! Welchen Aufschrei gäbe es, wenn die Bahn solch eine Ökostrom-Reservierung forderte? Beispielsweise AME/Porsche/HIF haben Haru Oni mit der Absicht gebaut, Oldtimer sowie Renn- und Sportwagen klimaneutral zu betreiben (unabhängig davon, ob das jetzt gut ist oder nicht). Sie haben Milliarden dafür in die Hand genommen, da sollte eigentlich klar sein, dass sie jetzt auch bestimmen, wer das Zeug zu verwenden hat. Dass Spohr jetzt auf einer internationalen Messe mal wieder das Klischee des mit dem Finger auf andere zeigenden Deutschen bedient hat, finde ich peinlich. Herr Spohr: Verbauen sie in allen Flugzeugen AeroShark und investieren sie selbst in E-Fuels, dann ist ihr Vorschlag nicht mehr ganz so indiskutabel wie jetzt.
Eine Lufrfahrtgesellschaft betreibt Luftfahrt und verdient mit dieser Leistung ihr Geld.
Sie würde sich wahrscheinlich verzetteln, wenn sie nebenbei auch noch eFuels, bessere Antriebe und neuartige Flugmaschinen herstellen wollte.