SUV boomen. Ihre Fahrer lieben das Raumgefühl und den sportlichen Fahrspaß. Aber ist das noch zeitgemäß angesichts einer drohenden Klimakatastrophe? Frank Bekemeier, Chief Technology Officer E-Mobilität bei Volkswagen, und Jens Obernolte, Leiter Energie- und Gewichtsmanagement, erklären in einem von VW selbst veröffentlichten Interview, wie der ID.4 in der leistungsstarken GTX-Version Umweltbewusstsein und Fahrspaß unter einen Hut bringe.
Ein klimafreundliches SUV sei eben anders als man meinen möchte kein Widerspruch in sich, wie Obernolte erklärt. „Der ID.4 GTX ist ein vollelektrisches SUV, das kein Abgas ausstößt, aber jede Menge Leistung bietet“, sagt er. „Da kann man guten Gewissens mit einem sportlichen und zugleich effizienten Allradantrieb unterwegs sein“, und das mit dem Fahrgefühl und dem Komfort, welches die Anhänger der viel kritisierten Karosserieform so schätzen.
„Die große Faszination im ID.4 GTX ist die lautlose Power des Antriebs. Wenn man das rechte Pedal voll durchtritt, schieben bis zu 220 kW an – aus dem Stand heraus, mit großer Wucht und ohne jede Verzögerung, aber praktisch geräuschlos“, so Obernolte weiter. Aus dem Stand heraus beschleunigt der allradgetriebene Wagen in 6,2 Sekunden auf Tempo 100, schneller als der Golf GTI. „Und weil die Batterie wie ein Gewicht im Fahrzeugboden liegt, hat der ID.4 GTX einen viel tieferen Schwerpunkt als herkömmliche SUV – das lässt ihn satt auf der Straße liegen“, erklärt der Ingenieur die Vorzüge des Elektroantriebs.
Der E-Mobility CTO Bekemeier verweist in diesem Zusammenhang auf die unterschiedliche Bauart der zwei voneinander unabhängigen E-Maschinen an Vorder- und Hinterachse. In den meisten Alltagssituationen sei nur die E-Maschine im Heck am Arbeiten. „Wir haben uns hier für einen permanenterregten Synchronmotor entschieden, weil er besonders effizient ist“, so Bekemeier. Erst bei höherem Leistungsbedarf schaltet sich der Frontmotor zu, eine Asynchronmaschine. Diese hat andere Vorteile: „Sie ist sehr kompakt und leicht, und sie produziert nur minimale Schleppverluste, wenn sie unbestromt mitläuft.“
Dieser Dualmotor-Allradantrieb zeichne sich vor allem im Gegensatz zu Verbrennern durch eine besonders hohe Effizienz aus. „Er kommt ohne Kupplung und Kardanwelle aus, also ohne große Bauteile, die beim mechanischen Allradantrieb Reibungsverluste verursachen“, erklärt Obernolte. Im ID.4 GTX hingegen „müssen wir nur noch Ströme schalten – das aber möglichst intelligent und effizient“, etwa wenn es vom Vortrieb in die Verzögerungsphasen geht und das Fahrzeug rekuperieren soll. Durch diese Energierückgewinnung wird der Verbrauch reduziert und die Reichweite erhöht.
Warum VW voll auf E-Autos setzt
Diese Effizienz, die für andere Antriebe unerreichbar ist, sei auch der Grund, warum Volkswagen so massiv auf den batterieelektrischen Antrieb setzt, so Obernolte: „Batterie und E-Maschinen wandeln die eingesetzte Energie zu 70 bis 80 Prozent in Vortrieb um“, so der Ingenieur. Das schaffe weder ein Brennstoffzellenauto noch ein Verbrenner, der mit nachhaltig erzeugten Kraftstoffen (E-Fuels) betrieben wird. Bei Wasserstoff liegen die Wirkungsgrade im Bereich von 25 bis 30 Prozent und bei E-Fuels sogar noch deutlich darunter.
Obernolte rechnet dies an folgendem Beispiel vor: Der ID.4 GTX verbrauche im NEFZ-Zyklus 16,3 kWh auf 100 Kilometer. Ein entsprechender Verbrenner mit Benzinmotor komme auf einen Verbrauch von circa 7 Litern pro 100 Kilometer – „aber das entspricht einer Energie von rund 60 kWh, weil sein Wirkungsgrad mehr als dreimal niedriger ist als beim E-Auto“, so Obernolte. Mit Dieselmotor sehe die Energiebilanz „nicht so viel besser aus, da reden wir über circa 50 kWh pro 100 Kilometer“.
Eine weitere große Stärke des elektrischen Antriebs ist sein geringer Raumbedarf. Wenn der Verbrennungsmotor mit seinen Nebenaggregaten entfällt, können die Designer einen kurzen Vorderwagen und einen entsprechend großen Innenraum konzipieren. „Von außen ist der ID.4 GTX ein kompaktes und wendiges SUV, aber innen bietet er üppig Platz für die Familie und für alles, was mit an Bord soll“, so Bekemeier.
Bekemeier verweist auch darauf, dass auch die Klimabilanz von Elektroautos deutlich besser ist als die von anderen Antrieben: „Wenn wir den ID.4 mit einem konventionellen Auto vergleichen, erzielt er in jedem Fall eine klar positive CO2-Bilanz“, so der Manager. Werde er mit dem durchschnittlichen EU-Strommix betrieben, dann sei sein CO2-Fußabdruck „schon nach deutlich weniger als 100.000 gefahrenen Kilometern kleiner als der eines vergleichbaren Verbrenners“. Beim Laden mit Ökostrom sei dieser Kipp-Punkt „sogar noch um ein Drittel früher erreicht“.
Auch deshalb fördere VW den Ausbau erneuerbarer Energien und investiere bis 2025 im großen Stil in neue Wind- und Solarparks in Europa. „Damit wollen wir dafür sorgen, dass der gesamte Strom, den unsere E-Flotte auf der Straße benötigt, bilanziell aus grüner Energie stammt“, sagt Bekemeier.
Quelle: Volkswagen – Pressemitteilung vom 21.07.2021