Der Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen reagiert mit großer Sorge auf die von der Bundesregierung geplanten Kürzungen beim Klima- und Transformationsfonds (KTF) und verdeutlicht die Folgen für den Forschungs- und Industriestandort Deutschland. „Die Streichung von 75 Prozent der Batterieforschungsförderung wirkt sich massiv auf die Ausbildung von Studierenden und Doktoranden aus, so dass der deutsche Fachkräftemangel auch in diesem Bereich dramatisch zunehmen wird“, sagt PEM-Leitungsmitglied Professor Heiner Heimes. Zuvor hatte das Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien (KLiB) die Pläne bereits mit einem „Ausstieg Deutschlands aus der Batterieforschung“ gleichgesetzt.
Einer Studie des englischen Portals Verdict zufolge sind Berufe im Batteriesektor ohnehin schon die am schwierigsten zu besetzenden Stellen in der Technologiebranche. Hierzulande werde dies beispielhaft daran deutlich, dass die VW-Tochter PowerCo bis 2030 insgesamt 20.000 Fachkräfte für die Batterieproduktion gewinnen wolle, bis jetzt aber erst rund 1000 Stellen habe besetzen können, wie kürzlich bekanntgegeben wurde.
„Wenn allein in diesem Jahr 156 Millionen Euro Fördergelder wegfallen, sind die Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Schlüsselindustrien gravierend“, sagt Heimes. In geförderten Forschungsprojekten brächten Universitäten und Unternehmen gemeinsam bedeutsame Produkt- und Prozessinnovationen hervor. In solchen Vorhaben leiste die Industrie bereits einen Eigenanteil von bis zu 50 Prozent. „Der tatsächliche Wegfall von Investitionen in die Batterieforschung wird dadurch deutlich höher ausfallen – und der Anreiz für weitere Innovationen sinken“, sagt Heimes.
Branche kämpft bereits mit hohen Steuern und Energiepreisen
Ein Fokus der Batterieforschung liege derzeit auf energieeffizienten und ressourcenschonenden Produktionsverfahren wie der Trockenbeschichtung oder der Lasertrocknung. „Beides sind besonders vielversprechende Produktionstechnologien zur Energie- und Kosteneinsparung in der Herstellung von Batteriezellen“, sagt PEM-Leiter Professor Achim Kampker: „Im nächsten Schritt sollten Innovationen wie diese eigentlich zur Serienreife überführt werden. Bleiben eigene Innovationen aus, wird die deutsche Batterie-Industrie im globalen Wettbewerb weiter abgehängt.“
Dabei stehe die Branche auch ohne die geplanten Kürzungen vor massiven Herausforderungen: „Hohe Steuern und Energiepreise in Deutschland und eine attraktive Förderung in den USA motivieren Unternehmen zur Verlagerung ihrer Produktionsstätten ins Ausland“, mahnt Heimes.
Rund 60 Batteriefabriken in Europa, 150 in Asien
Dabei habe Europa sich zuletzt auch dank einer starken Beteiligung aus Deutschland zu einem vielversprechenden Standort für die Batterieproduktion entwickelt, die bislang von asiatischen Unternehmen wie CATL, LG und BYD dominiert wird. PEM-Informationen zufolge sind in Europa derzeit mehr als 60 Batterie-Gigafabriken geplant. In Nordamerika seien es knapp 50 – verglichen mit mehr als 150 in Asien. „Der Verzicht auf die KTF-Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Elektromobilität setzt letztlich auch die hart erarbeitete Verkehrswende aufs Spiel“, sagt Kampker.
Quelle: RWTH Aachen – Pressemitteilung vom 16.01.2024