Auch Autohersteller müssen klimafreundlicher werden. Gezwungen dazu werden sie in Europa maßgeblich durch die CO2-Vorgaben der EU für ihre Neuwagenflotten – die in diesem Jahr nochmals deutlich enger gezogen werden. Durften neu zugelassene Autos 2024 im Schnitt noch 116 Gramm CO2 ausstoßen, sind es 2025 schon nur noch 94 Gramm. Jedes Gramm darüber wird mit Strafzahlungen belegt. Seit 2019 wussten die Autohersteller, was auf sie zukommt, und hatten – wie man meinen möchte – genug Zeit, sich entsprechend darauf vorzubereiten. Trotzdem wurden zuletzt Stimmen laut, die 2025er-Ziele seien beim besten Willen nicht zu schaffen. Manchen malten gar Untergangsszenarien an die Wand.
Die von Renault-Chef Luca de Meo in seiner Funktion als Präsident des europäischen Branchenverbandes ACEA in den Raum gestellten 15 Milliarden Euro an Strafzahlungen, die europäischen Herstellern drohen sollen, gelten anderen Berechnungen zufolge als massiv übertrieben. Mehr als eine Milliarde Euro dürften es nicht sein, hat T&E errechnet.
Außerdem haben die meisten Hersteller mittlerweile mehrere Elektroauto-Modelle im Portfolio, die dabei helfen, die strengeren CO2-Vorgaben zu erfüllen. Und viele Hersteller haben bereits damit begonnen, ihre Preispolitik zu ändern, um den Käufern E-Mobile schmackhafter zu machen: viele Elektroautos wurden in den vergangenen Wochen günstiger eingepreist, während Verbrenner verteuert wurden. Ein Trend, der sich weiter fortsetzen dürfte.
Neben dem Verkauf von mehr Elektroautos und Plug-in-Hybriden steht den Autoherstellern noch ein Hintertürchen offen, um ihre CO2-Ziele zu erreichen: das sogenannte Pooling mit anderen Herstellern. Dabei können Autobauer, die oberhalb der Grenzwerte liegen, CO2-Emissionsrechte von anderen Hersteller erwerben, die ihre Ziele übererfüllen. Bereits 2019, als die Grenzwerte zuletzt verschärft wurden, war dies ein beliebtes Instrument. Und hat seitdem vor allem E-Auto-Branchenprimus Tesla, der ausschließlich klimafreundliche Stromer im Angebot hat, Milliardensummen in die Kassen gespült. Allein in den ersten drei Quartalen 2024 waren es zwei Milliarden US-Dollar.
Das wird 2025 kaum anders sein: Berichten zufolge hat Stellantis (mit Marken wie u.a. Opel, Peugeot, Citroën, Fiat) bereits erklärt, sich mit Tesla zusammenzutun, um seine CO2-Vorgaben einhalten zu können. Auch Ford und Toyota sind demnach interessiert an einem Pooling mit Tesla, ebenso wie Mazda und Subaru. Das gehe aus einem EU-Dokument zu den ab 2025 geltenden Vorschriften hervor, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt.
Volkswagen (mit u.a. Audi, Porsche, Cupra und Skoda) und BMW indes gehen davon aus, dass sie ihre CO2-Ziele aus eigener Kraft erreichen können, vor allem bei den Münchnern dürfte dieser Plan mit Blick auf die bereits hohe E-Quote aufgehen, bei Volkswagen allerdings muss man ein großes Fragezeichen setzen. Man warte bis Herbst ab, heißt es aus Wolfsburg, ob die Ziele alleine oder im Pooling erfüllt werden.
Mercedes-Benz wiederum hat den Vorteil, sich auf kurzem Dienstweg bei einer der vielen Marken des chinesischen Partners Geely bedienen zu können, etwa Smart, Polestar und Volvo. Erstere haben sogar ausschließlich E-Autos im Portfolio, und Volvo einen Anteil von 65 Prozent E-Autos und Plug-in-Hybriden bei Zulassungen in Europa.
Quelle: Reuters – Autobauer wollen CO2-Ziele mit Hilfe von Tesla & Co erreichen / Matthias Schmidt Research – Mercedes-Benz intends to CO2 pool with their equity stakeholders, Geely, across the EU during 2025