Greenwheels

„Ein Auto, wann Sie es brauchen“ lockt der Anbieter von Carsharing mit einem Namen, der die CO2-Ausstöße zumindest auf emotionaler Ebene verpuffen lässt. Oder dies zumindest anstrebt – ob zu Recht, erfahren wir unten.

Greenwheels – Wer ist das / Was kann man erwarten?

Was steckt dahinter? Ein Blick auf die Leistungspakete und Schilderungen zur Nachhaltigkeitsphilosophie zeigt: Der Betreiber setzt im Vergleich zu seinen Konkurrenten keine besonders ökologisch wertvollen Standards und verweist auf die allgemeinen Vorteile beim Carsharing.

Greenwheels

Das wäre einmal eine errechnete Verringerung von Privatautos um 30 Prozent, eine Reduzierung der Autonutzung um 18 Prozent und „Greenwheels“ rechnet es als Faktor „Lebensqualität“ in Kilos eingesparter CO2-Ausstöße um. Klingt gewaltig – ob aber der Vergleich mit anderen hier mithalten kann, ist noch immer fraglich.

Ein Fokus auf E-Fahrzeuge oder besonders treibstoffarmer Autos findet sich hier nicht. Der Punkt „Nachhaltigkeit“ kann also im Vergleich zu Privatfahrzeugen ein Plus generieren – verglichen mit anderen Carsharing-Unternehmen ist der Name allerdings sinnentleert. Nun lässt sich nur noch untersuchen, ob diese Enttäuschung durch andere Faktoren aus Preis und Leistung wieder gutgemacht wird.

Die Flotte und ihr Preis

Die Fahrzeuge stammen allesamt aus dem Hause Volkswagen und teilen sich in Stadtauto, Kombi und Lieferwagen. Ersteres nennt sich „Volkswagen Up“ und bietet auch alles, was man sich von einem Stadtauto erwarten darf – sofern es bis zu vier Personen sind, die es zu befördern gilt. In der Stunde kommt die Leihe auf nur 1,99 € und 27 Cent für die gefahrenen Kilometer.

Greenwheels

Beim Kombi handelt es sich um den Volkswagen Golf Variant. Der Grundpreis mit 3,99 € pro Stunde ist niedrig angesiedelt, die Kilometeranzahl ist mit 37 Cent zu honorieren. Preislich ist das noch immer ein gutes Niveau aus Kundensicht. Mit denselben Kosten wie der Kombi ist auch der Transporter, ein VW Caddy, belastet.

Greenwheels

Navigiert man aber neben dem jeweiligen Fahrzeug auf „Volle Kosten“ befürchtet man nun, eines Besseren belehrt zu werden. Doch auch hier präsentieren sich die Autos weiterhin günstig – der Unterpunkt ergänzt lediglich um die Tarifgruppen und ihre monatlich anfallenden Kosten. Diese bewegen sich ebenso im eher unteren Bereich der Skalen in der Carsharing-Branche. Die Tarifgruppen bestehen aus nur zwei Optionen und erstaunen weiter mit Niedrigpreisen:

  • „Greenwheels Zero“ kostet 0 € pro Monat
  • „Sparpaket“ kostet 10 € pro Monat

Der Unterschied bei diesen beiden Tarifen liegt nur in 60 Freikilometern pro Buchung. Die Wahl zwischen diesen beiden Grundtarifen ist also sehr einfach und bedarf nur einer kleinen Kopfrechnung in Bezug zu den geplanten Fahrten. Dazu kommen Sondertarife für Tagesausflüge oder ähnliches.

Die Werbebotschaften von Greenwheels

Es fällt auf, dass Greenwheels die vermutete Kundenmotivation an Mobilität in Gruppen einteilt – Wocheneinkauf, Tagesausflüge und ähnliches. Der Kunde darf seinen aktuellen Bedarf selber zuordnen.

Darunter findet sich auch ein „Nachmittags zu IKEA-Paket“. Dieser Gedankensprung ist objektiv betrachtet einer zu viel und trägt eher den Charakter von Produktplatzierung und Schleichwerbung. Die in diesem Paket umfassten Gratiskilometer passen wohl speziell zu dieser Anfahrt. VW-Konzern hilft Möbelkonzern – ein eher unsympathischer Effekt beim aktuellen Zeitgeist und lässt Vermutungen aufkeimen, wie die guten Preise anderwärtig gestützt werden könnten.

Historie und Aussichten – vom Verein zum Konzernanhängsel

Vor 20 Jahren begann der Vorgänger von Greenwheels als Erfolgsgeschichte, damals noch „Stattauto“ genannt, welches nun mehr mit 500 Fahrzeugen in 7 Bundesländern unterwegs ist. Und noch 2015 wurde es von der Stiftung Warentest als einer der günstigen Anbieter ausgezeichnet.

Greenwheels

Um das Jahr 2000 befand sich StattAuto aber in einer finanziellen Krise und wurde von einer Holding aus den Niederlanden „gerettet“. Der sonderbare Effekt, dass sich zwar der Sitz in Berlin befindet aber die Postanschrift offenkundig in den Niederlanden liegt, lässt sich so erklären – allerdings nicht freibleibend eines schalen Nachgeschmacks.

2005 wurde dann die ShellDrive Deutschland GmbH übernommen und diese Firmen zusammengeführt. Dadurch ergibt sich die Größe und Kundenanzahl von heute. Ab 2013 kam VW ins Spiel und ist unschwer erkennbar heute der dahinter stehende Akteur.

Die anfänglich löbliche Gesinnung in Sachen Umweltschutz, von welcher der Name heute spricht, ist heute jedenfalls nicht höher als bei jedem anderen Unternehmen mit Fahrzeugvermietung. Der Name von VW würde gerade anlässlich jüngster Ereignisse nicht unbedingt eine Indikation an Umweltschutz hervorrufen.

Greenwheels

Allerdings ist der Anbieter beim Preis wohl einer der Spitzenreiter in der Branche – dies lässt sich möglicherweise eher mit Hintergrundkooperationen zwischen den „Großen“ begründen. Umweltschutz ist jedenfalls nicht mehr die treibende Kraft. Zumindest lässt sich dahingehend der Webpräsenz keinerlei besondere Aktivität entnehmen.

Greenwheels setzt auf E-Mobilität

Im Raum Tarmstedt waren bis Herbst 2018 acht e-Golfs an sieben Stationen in verschiedenen Dörfern im Rahmen einer privaten Carsharing-Initiative unterwegs. Diese haben sich nun Greenwheels angeschlossen, um von der Struktur des niederländischen Carsharing-Dienstleisters zu profitieren.

Auf der anderen Seite profitiert auch Greenwheels davon mit der e-Golf-Flotte nun über erste E-Fahrzeuge im Angebot zu verfügen.

Die Stromautos aus dem Raum Tarmstedt seien in Deutschland die ersten mit dem alternativen Antrieb, sagt Alexander Hinz, Geschäftsführer von Greenwheels. „Das ist ein Pilotprojekt für uns. Wir schauen uns das an, das muss sich natürlich wirtschaftlich tragen.“ Nach seinen Angaben betrage die durchschnittlich gefahrene Strecke aller Anmietungen in Deutschland 50 Kilometer. So gesehen, meint Hinz, sei die Reichweite der e-Golfs von rund 250 Kilometern im Sommer eigentlich ausreichend.