Als Reaktion auf die Corona-Pandemie wenden sich immer mehr Menschen vom ÖPNV ab und setzen auf individuelle Mobilität, sei es mit dem Fahrrad oder einem Auto, um sich der Gefahr durch den Virus zu entziehen. Damit der Umstieg aufs Auto möglichst nachhaltig ist, will Kia die Abkehr vom öffentlichen Verkehr mit einem neuen vollelektrischen Kleinwagen nutzen, der mit ähnlichen Konzepten wie dem Citroen Ami und dem Renault Twizy konkurrieren soll. Sprich: Platz für zwei Personen, 45 km/h Höchstgeschwindigkeit und eine Reichweite um die 70 bis 100 Kilometer.
Emilio Herrera, COO von Kia Motors Europe, erklärte in einem Gespräch mit Auto Express, dass sich die Menschen trotz bzw. wegen Corona sicher fühlen wollen: „Wir haben dies sehr deutlich aus einer Umfrage gesehen, die nach dem Coronavirus in China durchgeführt wurde. Sie ergab, dass viele Menschen vom öffentlichen zum privaten Verkehr übergegangen waren.“ Das Ergebnis sei „sehr klar“ gewesen: Der Anteil von Autofahrenden sei von 34 auf 65 Prozent gestiegen: „Der Grund dafür ist, dass sie sich in ihrem Auto sicher fühlen und sich im öffentlichen Verkehr unsicher fühlen. Ich denke, wenn die Leute in London die Wahl hätten, würden sie ihr eigenes Auto fahren“, so Herrera weiter.
Kia prüfe daher Pläne für den Bau eines kleinen Elektroautos, um diese Verschiebung für sich zu nutzen. Der Hersteller sehe viel Potenzial bei Kleinstfahrzeugen für den städtischen Gebrauch als Alternative zum ÖPNV sowie zu unnötig großen und schweren PKW, so der Manager. „Bei den Fahrzeugen, auf die wir abzielen, handelt es sich um Elektrofahrzeuge — zu 100 Prozent elektrisch mit geringer Reichweite“. Da sie jedoch ohnehin nur in städtischen Umgebungen eingesetzt werden sollen, sei Reichweitenangst kein Thema.
NEWS: #Kia is set to launch a small electric car in 2022 with a tiny price to match its dimensions, and our exclusive image previews how it could look…>> https://t.co/vjW7hm6HK4 pic.twitter.com/nDiRFZyNxH
— Auto Express (@AutoExpress) May 22, 2020
Interessant: Kia will das Fahrzeug zu ähnlichen Kosten wie öffentliche Verkehrsmittel anbieten können. Herrera bringt ein Abonnementmodell ins Spiel, oder auch kurzfristige Mietverträge auf Wochen- oder Monatsbasis. Das Angebot soll — wie öffentliche Verkehrsmittel auch — möglichst flexibel sein. Herrera verweist in dem Gespräch ausdrücklich auf die Preisgestaltung des Citroen Ami als Vorbild. Dieser kann in Frankreich abzüglich der staatlichen Prämien für 6000 Euro gekauft werden. Alternativ beträgt der Preis im Monatsabo 19,99 Euro bei einer einmaligen Anzahlung von gut 2650 Euro.
Komplett aus dem Nichts kommt die Ankündigung von Kia indes nicht: Bereits Anfang dieses Jahres kündigte Kias Schwestermarke Hyundai eine Zusammenarbeit mit dem in Los Angeles ansässigen Elektroauto-Hersteller Canoo an, um gemeinsam eine skalierbare Plattform für kleine, autonome Elektrofahrzeuge fürs städtische Umfeld zu entwickeln. Dabei wurde ausdrücklich auch auf kommende Elektrofahrzeuge von Kia verwiesen.
Herrera wollte sich nicht darauf festlegen, ob die Canoo-Plattform auch für den kleinen Kia verwendet werden könnte. Er erwarte allerdings, dass Kia die Entwicklung einer neuen Plattform für seinen neuen Kleinwagen, der weltweit zu einem „sehr günstigen Preis“ erhältlich sein soll, auch leiten werde: Die Idee sei, „eine dedizierte Plattform von Kia zu haben, die wir dann mit Hyundai teilen könnten.“
Herrera wollte sich auf keinen Zeitplan für den neuen kleinen Kia festlegen. Auto Express geht davon aus, dass der L7e-Stromer im Jahr 2022 das zweite oder dritte neue Elektrofahrzeug sein könnte, das nach der Serienversion von Kias Imagine-Konzept auf den Markt kommt, das für Anfang des kommenden Jahres erwartet wird.
Quelle: Auto Express — Kia plans small electric car to rival Citroen Ami