Wie US-Präsident Biden das Land mit 2.000 Milliarden Dollar modernisieren will

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Michael Neißendorfer
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US-Präsident Joe Biden will in den kommenden acht Jahren gut zwei Billionen US-Dollar (etwa 1,7 Billionen Euro) ausgeben, um die zum Teil sehr marode Infrastruktur des Landes zu erneuern, die Elektromobilität zu fördern und damit auch Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen. Konkret in Planung seien unter anderem die Modernisierung von mehr als 30.000 Kilometer Straßen, 10.000 Brücken, mehreren Flughäfen sowie Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr und die Ladeinfrastruktur für Elektroautos.

In die Sanierung der Verkehrsinfrastruktur sollen 621 Milliarden US-Dollar (526 Milliarden Euro) fließen, mehr als ein Fünftel davon in die Modernisierung von Autobahnen und anderen Straßen. Mit jeweils gut 100 Milliarden US-Dollar (85 Milliarden Euro) sollen das Stromnetz sowie Breitband-Internetverbindungen ausgebaut werden. Für die Förderung von Elektroautos und die Errichtung von gut 500.000 Ladestationen bis zum Jahr 2030 sind 174 Milliarden US-Dollar (148 Milliarden Euro) reserviert, gleichzeitig sollen Steuervergünstigungen für fossile Brennstoffe abgeschafft werden. Auch für Windkraft- und Solarenergie-Projekte sind Ausgaben in Milliardenhöhe vorgesehen. Zudem ist geplant, 50.000 ÖPNV-Dieselfahrzeuge durch Elektrofahrzeuge zu ersetzen und mindestens 20 Prozent der nationalen Schulbusflotte zu elektrifizieren.

Diese Investitionen entsprechen gut zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA. „Es ist kein Plan, der Kleinigkeiten ändern soll“, betont Biden mit Blick auf die riesigen Summen, die im Spiel sind. Wer sich öfter in den USA aufhält, sieht an vielen Ecken, wie dringend vor allem Straßen und Brücken saniert werden müssen. „Die Vereinigten Staaten von Amerika sind das reichste Land der Welt, aber wir belegen den 13. Platz, wenn es um die Qualität unserer Infrastruktur geht. Nach Jahrzehnten der Desinvestition bröckeln unsere Straßen, Brücken und Wassersysteme. Unser Stromnetz ist anfällig für katastrophale Ausfälle“, begründet das Weiße Haus die Dringlichkeit der Investitionen in einer aktuellen Mitteilung.

Um die gewaltigen Kosten auf lange Sicht auszugleichen, plant Biden Steuererhöhungen, die Unternehmenssteuer etwa soll von 21 Prozent auf 28 Prozent steigen, multinationale Unternehmen, die sich mit Steuertricks oft vor Abgaben drücken, sollen noch stärker besteuert werden. Den Versandgiganten Amazon nannte Biden sogar explizit als Ziel für höhere Abgaben.

Um das Investitionspaket verabschieden zu können, brauchen Bidens Demokraten im Senat allerdings die Stimmen von etwa zehn Republikanern, was als ungewiss gilt. Da aber Umfragen zufolge eine Mehrheit der Amerikaner das Investitionspaket positiv sieht, sieht Biden gute Voraussetzungen, um einige Republikaner umzustimmen. Sein Vorschlag sei „ehrlich und haushaltspolitisch verantwortungsbewusst“, bewirbt Biden sein Paket. Der republikanische Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, erteilte Bidens Plan wenig überraschend umgehend eine Absage. „Diese neue demokratische Regierung bewegt sich in die falsche Richtung“, sagte er. Die geplanten Ausgaben empfindet er als zu hoch. McConnell kritisierte auch Bidens Vorhaben, die Steuern zu erhöhen.

Quelle: Tagesspiegel – So will Biden das Rennen mit China gewinnen und das Klima retten / Reuters – Biden proposal seeks billions of dollars to advance climate change agenda / The White House – Pressemitteilung vom 31.03.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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EffEll:

Ja, diese Überlegung hatte ich auch schon. Aber man sollte doch wissen, dass eine deutsche Schlagzeile auch in Deutsch verfasst ist? Im englischen wird darauf ja auch keine Rücksicht genommen und mW sowohl billion (Mrd) als auch trillion (Bio) verwendet.

Markus Doessegger:

Tja, Infrastruktur ist zu einem weitläuffigen Begriff geworden. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass jenseits des Atlantiks tatsächlich so manche nicht ganz dicht sind, was schon immer meine Vermutung war.

Jeder kann selber denken was er will und ob das über genügend ist.

Facts, gemäss CBO=Congrational Budget Office, im sogenannten 2 Trillion+ infrastructure bill von Presidentin Kamala Harries, House Speaker Nancy Pelosi und Senat Leader Chuck Schumer, Biden wird einfach am Pult sitzen und seine Signatur aufs Papier geben:

Weniger als 6% sind Strassen und Brücken.
Weniger als 40% sind Infrastruktur.

Dazu gehören:

  • Gebäude
  • Reparatur-Einrichtungen/Systeme von der Öffentlichkeit benützt.
  • Darunter fallen:
  • Rohre
  • Schulen
  • Broadband
  • Amtrak
  • Investitionen in die Widerstandsfähigkeit der Infrastruktur
  • und Weiteres

Keine Infrastruktur sind:

  • $213 Billion: Nachhaltigkeit bei Häusern und öffentlicher Wohnungsbau
  • $174 Billion: Elektromobilität (sehr positiv)
  • $400 Billion: Häusliche Plege für ältere und behinderte Menschen
  • $50 Billion: Forschungseinrichtungen bei der National Science Foundation
  • und so vieles mehr.

Nirgens im Bill wird eine Angabe gemacht, was unter Infrastruktur zu verstehen ist.

Gemäss Senatorin Kirsten Gillibrand’s (Dem,NY) Tweet infrastructure too ist ebenfalls Infrastruktur:

  • Bezahlter Urlaub :-)
  • Kinderbetreuung :-)
  • Pflege :-)

Wirklich notwendig wären meiner Ansicht nach mindestens $20 Trillion über 10 Jahre,
also US$ 20’000’000’000’000 aber dann nur in wirkliche Infrastruktur.

AOC=Alexandria Ocasio-Cortez (HouseDem,NY) und Senator Bernie Sandars (Dem,VT) wünschten sich sogar über $ 70 Trillion.

Heiko:
Im House haben die Demokraten die Mehrheit, zwar nur dünn aber das genügt. Im Senat steht es 50/50 aber Harris wird zur Stelle sein und den Stichentscheid geben.

Haben Sie keine Sorge: there is no way the bill will not be passed.

Die Demokraten haben keine Verpflichtung, zumindest in den nächsten 2 Jahren, jemals mit den Republikanern zu sprechen. Werden sie auch nicht tun. Jede Gesetzesvorlage wird angenommen werden, da gebe ich Ihnen jetzt schon Brief und Siegel, egal wie hoch die Kosten sein mögen. Was danach ist, das werden die Zwischenwahlen in 2 Jahren zeigen. Ich prognostiziere eine Alleinherrschaft der Demokraten für mindestens 20+ Jahre inkl. Präsidentschaft und einen von Demokraten dominierten Suprem Court. Aber eben, das ist nur meine Prognose. Also sollte es zumindest für die Energiewende reichen, was, so nehme ich an fast jedem hier im Forum gefallen wird.

Wolfbrecht Gösebert:

„Eigentlich sind es ja 2 Billionen. Ich verstehe nicht, warum die Zahlen in den Medien nicht auch korrekt wiedergegeben werden.“

Das hat Gründe – wie ich schon 1966 mit Beginn meiner journalistischen Ausbildung lernen mußte :)

Aus Wikipedia;

„[Übersetzung von Zahlen aus] verschiedenen Sprachen führt häufig zu Fehlübersetzungen, insbesondere im […] nachlässigen Journalismus. […]

im Deutschen […] hat eine Billion die Bedeutung von […]10^12

Im US-Englisch steht die Zahl „billion“ jedoch für 10^9

[…] die deutschsprachige Billion heißt im US-Englisch entsprechend trillion)“

Siehe entsprechend im CNN-Text:

„Last Wednesday President Joe Biden announced a more than $2 trillion plan to rebuild US infrastructure, …“

Heiko:

…. klingt aber nach „mehr“, was vielleicht einfach nur eine fettere Schlagzeile suggerieren soll.

Heiko:

Sie sehen doch, dass es von den Republikanern (zumindest vorerst) geblockt
wird und somit nicht realisiert werden könnte. Woran sollte man sich hier ein Beispiel nehmen?
Damit will ich natürlich diverse Pappnasen dieses Landes nicht entschuldigen.

EffEll:

Eigentlich sind es ja 2 Billionen. Ich verstehe nicht, warum die Zahlen in den Medien nicht auch korrekt wiedergegeben werden. Dieses Mindestmaß an Bildung muss man der Masse doch zugestehen oder etwa nicht? Dazu muss man doch kein Akademiker sein. Bei einer Milliarde ist doch auch nie von 1000 Millionen die Rede…

Sebastian Henßler:

Angepasst; ist uns durchgegangen. Danke sehr.

Das Nordlicht:

Bitte die Überschrift korrigieren. Das Programm umfasst 2.000 Milliarden Dollar. 2 Milliarden wären keine Nachricht wert …

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