Höhenflug nur von kurzer Dauer: VinFasts Aktie wieder abgestürzt

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VinFast

Felix Katz
Felix Katz
  —  Lesedauer 4 min

Eine zunehmende Anzahl von Herstellern aus Fernost drängt auf den hiesigen Markt für Elektroautos. Auch der eher unbekannte Autobauer VinFast aus Vietnam möchte hier Fuß fassen. Sein Börsendebüt an der Nasdaq war beeindruckend: Mit einer Bewertung von 85 Milliarden Dollar nach dem ersten Handelstag schien der Erfolg greifbar. Doch dieser Höhenflug war nur von kurzer Dauer.

Im Jahr 2019 brachte VinFast erstmals drei Modelle auf den vietnamesischen Markt: die Limousine Lux A2.0, den SUV Lux SA2.0 und das Stadtauto Fadil. Hinzu kamen drei E-Scooter. 2021 wagte das Unternehmen mit den Elektroautos SUV VF8 und VF9 einen ersten Schritt in den globalen Markt. Bis Ende Juni hatte VinFast nach eigenen Angaben weltweit etwa 19.000 Fahrzeuge verkauft. Die Einführung beider E-Modelle auch in Europa ist das erklärte Ziel.

Höhenflug nur von kurzer Dauer: VinFasts Aktie stürzt wieder ab
Der Vinfast VF 8 ist ein kompakter E-Crossover und kostet ab 53.000 Euro | Bild: VinFast

VinFast kurzzeitig wertvoller als Ford und GM

Die Pläne für einen US-Börsengang wurden im Dezember bekannt gegeben, VinFast wurde das erste vietnamesische Unternehmen, das diesen Weg einschlug. Der Verkauf von Autos in den USA ist für Ende des Jahres vorgesehen. Zudem plant das Unternehmen den Bau eines Werks im Bundesstaat North Carolina für vier Milliarden Dollar bis 2025. In Europa hat VinFast bereits Geschäfte in Paris, Köln und Berlin eröffnet. Der erfolgreiche Börsenstart werde als Unterstützung für das Engagement von VinFast für nachhaltige Mobilität weltweit und den Zugang zum internationalen Kapitalmarkt angesehen, erklärt Firmenchefin Le Thi Thu Thuy laut Tagesschau, die seit Anfang 2022 an der Spitze von VinFast steht. Ihr Vorgänger, Ex-Opel-Chef Michael Lohscheller, verließ seinen Posten bereits nach vier Monaten.

Nach seinem US-Börsendebüt war der vietnamesische Autobauer VinFast zeitweise mehr wert als die großen Player General Motors und Ford. Ein Kursanstieg auf über 37 Dollar führte zu einer Marktkapitalisierung von 85 Milliarden Dollar. Im Vergleich dazu ist Ford an der Börse derzeit knapp 48 Milliarden Dollar wert und General Motors gut 46 Milliarden Dollar. VinFast, Teil der Vingroup-Gruppe, wurde 2017 gegründet und gehört Pham Nhat Vuong, dem reichsten Mann Vietnams, der sein Vermögen durch den Verkauf von Instantnudeln in der ehemaligen Sowjetunion aufbaute.

VinFast ging über einen Umweg an die New Yorker Börse und fusionierte mit einer bereits börsennotierten Special Purpose Acquisition Company (SPAC). Der Ausgabepreis der Aktie lag bei 22 Dollar, der Kurs stieg am ersten Handelstag auf über 37 Dollar, ein Plus von rund 70 Prozent. Die Euphorie hielt jedoch nicht an, und der Kurs fiel bis zum Handelsschluss am Donnerstag um ein Drittel auf 19,80 Dollar. Aktuell (Stand: 22.08.2023, 10:30 Uhr) liegt er nur noch bei knapp 16 Euro. Die Pläne, Autos auch in den USA zu verkaufen, sollen dennoch Ende des Jahres umgesetzt werden.

Höhenflug nur von kurzer Dauer: VinFasts Aktie stürzt wieder ab
Der VF 9 ist das Flaggschiff der Marke und bietet Platz für bis zu 7 Personen. Preis: ab knapp 90.000 Euro | Bild: VinFast

VinFast ist noch nicht profitabel

Bezüglich des Börsenwerts ist zu beachten, dass nur wenige VinFast-Aktien gehandelt werden, was zu starken Kursbewegungen führen kann. Das Unternehmen sei laut Tagesschau noch nicht profitabel und verzeichnete im ersten Quartal einen Umsatzrückgang von 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sowie einen Nettoverlust von 598 Millionen Dollar. Auch für das Jahr 2022 wurde ein Verlust von 2,1 Milliarden Dollar ausgewiesen. Finanzchef David Mansfield erklärte dennoch, dass VinFast derzeit nicht aktiv Kapital beschaffen müsse, aber dennoch in Kontakt mit Investoren stehe und weitere Mittel beschaffen wolle, falls sich eine Gelegenheit ergäbe.

VinFast strebt an, mit günstigeren Modellen Tesla Konkurrenz zu machen und bietet die monatliche Miete der Batterie an. Ähnlich wie andere neue Autofirmen konnte VinFast hohe Börsenbewertungen nicht dauerhaft halten. Rivian, ein Hersteller von Elektro-Pickups, SUVs und Lieferwagen, erreichte im November 2021 eine Börsenbewertung von 150 Milliarden Dollar, die jedoch aufgrund von Lieferengpässen nun knapp unter 20 Milliarden Dollar liegt.

Quellen: Tagesschau – VinFast zeitweise wertvoller als Ford / N-TV – Höhenflug von E-Autobauer Vinfast hält nur zwei Tage / Auto Motor und Sport – VinFast präsentiert neue Elektroautos / Reuters – VinFast in no rush to raise additional capital, says finance chief

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Felix Katz

Felix Katz

Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.

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Spiritogre:

VinFast ist quasi ein Staatskonzern, in Vietnam landet man im Knast wenn man es wagt die Firma zu kritisieren.

Die Qualität ist nicht mal auf Dacia Niveau, aber es könnte ein Markt existieren, wenn die Fahrzeuge maximal die Hälfte kosten würden.

Vielmehr als eine nichtssagende Webseite gibt es hier in Europa aber ohnehin nicht von Vinfast zu sehen.

Die Firma wurde vor allem dadurch berüchtigt, dass sie bezahlte „Influencer“ auf YT ihre Autos hochjubeln ließen und normale Tests so gut es ging (vor Release) unterbanden.

egon_meier:

Angeblich sind nur 1% der Aktien an den Markt gebracht worden. Da ist der Manipulation natürlich Tor und Tür geöffent.
Mir ist auch völlig unklar, womit Vinfast am konkurrenzstarken Markt punkten will.
Technisch sind die Fzg nicht dolle, teuer sind sie .. ja was bleibt da ..

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