Vier Länder beherrschen Europas Elektroautomarkt

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

65,5 Prozent – so viel Einfluss üben vier Länder auf den europäischen Elektroautomarkt aus. An vorderster Front mit dabei Deutschland. Deutschland alleine brachte es auf einen Anteil von 27,2 Prozent an Europas E-Automarkt. Dabei ist anzumerken, dass sich diese Zahlen auf die sogenannten „Stecker-Fahrzeuge“, sprich, E-Autos sowie Plug-In-Hybride beziehen. Nachfolgend betrachten wir den Elektroautomarkt in Europa etwas detaillierter und gehen hierbei sowohl auf E-Auto, wie auf PHEV-Zulassungen bis Ende des 3. Quartals 2020 ein.

Betrachtet man den europäischen Elektroautomarkt (PHEV und E-Autos) in Gänze, zeigt sich, dass in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 insgesamt 750.670 Fahrzeuge mit Stecker zugelassen wurden. Aufgeteilt in 408.403 reine Elektroautos sowie 342.267 Plug-In-Hybride. Wie sich diese auf die einzelnen Hersteller verteilen haben wir im Artikel „Europas Hersteller im Fokus: E-Auto- setzen sich von PHEV-Zulassungen weiter ab“ bereits betrachtet. Nun sind die einzelnen Länder im Fokus.

Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Norwegen als Treiber der E-Mobilität

Eingangs bereits erwähnt zeichnen sich diese vier Länder für einen Großteil, knapp zwei Drittel, der Zulassungen von „Stecker-Fahrzeugen“ verantwortlich. Betrachtet man die reinen Zulassungszahlen von E-Autos bis Ende September 2020 in den vier Ländern, steigt der Anteil weiter an. Landet man in diesem Fall bereits bei 69,5 Prozent Marktanteil. Eine Ansage. Des Weiteren ist zu beobachten, dass das Verhältnis zwischen E-Auto- und PHEV-Zulassungen im Verhältnis stets zu Gunsten der E-Autos ausfallen. Generell gibt es eher weniger Länder, in welchen der Anteil der PHEV-Zulassungen überwiegt.

Zu erwähnen wären hierbei Belgien, wo 9.312 E-Autos auf 16.959 Teilzeitstromer treffen. In Finnland wird die Verschiebung noch deutlicher, treffen dort 2.681 E-Autos auf 9.597 Plug-In-Hybride. Griechenlands Zulassungszahlen sind ebenfalls stark ausgeprägt auf PHEV ausgerichtet – 287 Stromer gegenüber 598 Teilzeitstromer. Die absoluten Zahlen sind hier sicher nicht am aussagefähigsten. Daher nachfolgend die Einordnung der ersten vier Länder an der Spitze von Europas E-Automarkt mit ihrem E-Auto-Anteil gemessen an den zugelassenen „Stecker-Fahrzeugen“, sowie die drei eher PHEV-lastigen Länder.

E-Auto- gemessen an gesamten „Stecker-Fahrzeug“-Zulassungen

  • Deutschland – 48,2 Prozent Anteil
  • Frankreich – 63,6 Prozent Anteil
  • Großbritannien – 61,2 Prozent Anteil
  • Norwegen – 71,3 Prozent Anteil
  • Belgien – 35,4 Prozent Anteil
  • Finnland – 21,8 Prozent Anteil
  • Griechenland – 32,4 Prozent Anteil

Um die Zahlen einzuordnen, nachfolgend eine Erläuterung am Beispiel Norwegen und Finnland. Norwegen brachte bis Ende September 48.161 E-Auto- sowie 19.357 PHEV-Zulassungen zustanden. Gemessen an der Summe von 67.518 Gesamtzulassungen machten die reinen E-Autos 71,3 Prozent Anteil aus. Das andere Extrem ist in diesem Fall Finnland. Von den insgesamt 12.278 Zulassungen machten E-Autos nur 2.681 Einheiten aus; die restlichen 9.597 entfielen auf Teilzeitstromer. Beziehungsweise einen Gesamtanteil von 21,8 Prozent E-Autos an den „Stecker-Fahrzeug“-Zulassungen.

Aus meiner Sicht immer recht interessant zu sehen, wie sich die einzelnen Märkte positionieren und in welche Richtung entsprechende Verschiebungen stattfinden. Meist sind die Absätze durch die heimischen Automobilhersteller in die ein oder andere Richtung getrieben. Beziehungsweise auch durch die jeweilige Strategie der einzelnen Hersteller in den jeweiligen Länder. Im Groß und Ganzen lässt sich festhalten, dass vor allem die vorderen Ränge an Europas E-Automarkt auf reine Stromer setzen. Dahinter findet man eher ein ausgewogenes Verhältnis vor; bis auf Ausreißer, wie die zuvor erwähnten Länder Belgien, Finnland und Griechenland.

Prozentual liegen Norwegen, Schweden und Island bei „Stecker-Fahrzeugen“ vorn

An absoluten Zahlen gemessen, konnten wir bereits festhalten, wer die Nase am europäischen Elektroautomarkt vorn hat. Prozentual betrachtet, also den Absatz von Stecker-Fahrzeugen gemessen am Gesamtabsatz von PKW im jeweiligen Land, wirft jedoch ein anderes Land auf. Zwar findet sich  auch hier Norwegen mit 70,8 Prozent Anteil ganz vorn mit dabei, dahinter folgen allerdings nicht Deutschland, Frankreich und Großbritannien.

Stattdessen reiht sich Island mit einem Anteil von 42 Prozent dahinter ein. Gefolgt von Schweden mit einem Anteil von 27,9 Prozent. Sprich, im Fall von Schweden ist jedes vierte Fahrzeug entweder ein Plug-In-Hybrid oder Elektroauto. Bei Norwegen ist es gar so, dass nur fast jedes vierte Auto ein Verbrenner oder Diesel ist. Sprich, in gut drei von vier Fällen werden E-Autos oder Plug-In-Hybride zugelassen. Eine Ansage.

Quelle: Matthias Schmidt – The European Electric Car Report West European Market Intelligence – Edition 09.2020

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Thomas Steibl:

Der einzig korrekte Vergleich ist der im Bezug auf die angemeldeten Fahrzeuge.
Sie zeigt die Bereitschaft der Käufer an, E-Fahrzeuge zu kaufen und damit die Akzeptanz in der Bevölkerung.

Es ist ja klar das selbst 5% E-Käufe in Deutschland mehr Fahrzeuge sind als 50% in Lichtenstein… oder sehe ich das falsch.
Jedoch wären 50% der Fahrzeugkäufe eine Ansage im Bezug zur Akzeptanz, wobei 5% in Deutschland nur als „Ausrutscher“ gesehen werden könnten.

(Die Werte habe ich mir, natürlich, nur als Beispiel und Annahme aus dem Finger gesogen)

Wolfbrecht Gösebert:

Sebastian schrieb u.a. sinngemäß:

In absoluten Zahlen gemessen, konnten wir bereits festhalten, wer die Nase am europäischen Elektroautomarkt vorn hat.

Ohne Bezug auf die Einwohnerzahl halte ich bei Neuzulassungen die Verwendung absoluter Zahlen in solchen Vergleichen für zumindest leicht irreführend!
Die später im Artikel z.B. genannten Prozentanteile von Fahrzeugtypen hingegen sind IMO gut vergleichsrelevant!

oush:

bei diesem vergleich nur nach stückzahlen zu gehen ist doch falsch? hier müsste nach e-auto zulassungen pro eine million einwohner gerechnet werden!

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