So ist das mit den Räuschen. Erst die Euphorie, später macht sich Katerstimmung breit. Was hat die Ankündigung von Elon Musk, im Südosten von Berlin eine Tesla-Gigafactory aufbauen zu wollen, für einen Rausch verursacht. Nun, gut vier Wochen danach, kommen leicht verstimmte Neuigkeiten aus Brandenburg. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) warnte beim Kreistag in Oder-Spree vor allzu großen Erwartungen an den Neuankömmling aus Kalifornien: Tesla müsse alsbald möglich detaillierte Antragsdokumente für den Bau der geplanten Fabrik vorlegen, sollte der Hersteller wie geplant schon in zwei Jahren mit der Fahrzeugproduktion beginnen wollen.
„Wir haben das Ding noch lange nicht in trockenen Tüchern“, sagte Steinbach RBB24 zufolge. Das Genehmigungsverfahren sei erst zur Hälfte abgeschlossen, vom Baubeginn sei man noch ein ganzes Stück weit entfernt. Denn nicht nur die Fabrik muss errichtet werden. Auch die Infrastruktur mit Straßen, Strom, Wasser sowie der Neubau von Wohnungen müssen mit eingeplant werden. Immerhin sollen in der Gigafactory in Brandenburg einmal 8000 Leute arbeiten.
„Wenn wir die Verkehrsinfrastruktur und auch die soziale Infrastruktur den neuen Bedarfen anpassen, werden wir sicherlich Jahre brauchen“, sagte Rolf Lindemann, der Landrat von Oder-Spree, im RBB-Inforadio. Aktuell sei Tesla gefordert, damit die Sache ins Rollen kommt: „Tesla hat jetzt in der Hand, in welcher Qualität die Unterlagen vorgelegt werden und wie schnell wir dann auch in Genehmigungsverfahren vorankommen“, so Lindemann.
Die neue Tesla-Fabrik soll in Grünheide entstehen, auf einer Industriefläche nahe der Autobahn 10 und gut 30 Kilometer von Berlins Zentrum entfernt. Tesla plant, dass die Bauarbeiten im ersten Quartal 2020 beginnen. Für die Fabrik ist ein etwa 300 Hektar großes Areal vorgesehen, für das ein bereits rechtsgültiger Bebauungsplan vorliegt. Das Grundstück war 2001 für eine Ansiedlung von BMW vorgesehen. Damals entschied sich der Autobauer aber für Sachsen. Für Tesla könne der bestehende Bebauungsplan das weitere Verfahren inhaltlich und zeitlich vereinfachen.
Für die Planung müssen aber auch Prüfungen nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz vorgenommen werden, was unter anderem eine Umweltverträglichkeitsprüfung mit Beteiligung der Öffentlichkeit mit einschließt. Der NABU Landesverband Brandenburg hat bereits darauf hingewiesen, dass für die Gigafactory 300 Hektar Waldfläche gerodet werden müssten. Tesla teilte bereits mit, dass für jeden gefällten Baum an anderer Stelle drei neue Bäume gepflanzt werden sollen. Landrat Lindemann zufolge soll das Personal bei den Behörden aufgestockt werden, um die Prüfungen zeitnah erledigen zu können.
Quellen: RBB24 – Wirtschaftsminister Steinbach: Tesla nicht in trockenen Tüchern // Golem – Tesla soll Planung für Gigafactory bald einreichen