Mitte Juli haben wir einen Ausblick darauf gewagt wie sich Elektromobilität in 2020 und den Jahren danach entwickeln wird. Es hat uns positiv gestimmt, so viel sei verraten, mehr Details im zuvor verlinkten Artikel. Positiv vor allem deshalb, da der Absatz von E-Autos nicht nur wächst, sondern auch die CO2-Flottenziele für 2020 greifbar erscheinen. Am europäischen Markt werden vor allem die jeweiligen Regierungen ihren Teil dazu beitragen, dass diese erreicht werden können und die Hersteller von etwaigen Strafzahlungen verschont bleiben.
Wie aus einer Studie der Strategieberatung Strategy& hervorgeht, die zum Beratungsunternehmen PwC gehört, stiegen die Neuzulassungen von elektrisch angetriebenen Autos in zehn großen europäischen Märkten um fast 26 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, im ersten Halbjahr 2020. “Setzt sich der Absatzerfolg elektrifizierter Fahrzeuge fort, so erreichen die europäischen Automobilhersteller voraussichtlich in diesem Jahr die neuen CO2-Grenzwerte der EU”, sagte PwC-Automobilexperte Felix Kuhnert.
Von Übergangsregelungen 2020 abgesehen, dürfen die neu verkauften Autos der Hersteller im Schnitt im Grundsatz nur noch 95 Gramm Kohlendioxid pro gefahrenem Kilometer ausstoßen. Davon waren auch die deutschen Autokonzerne Volkswagen, Daimler und BMW im vergangenen Jahr noch deutlich entfernt mit Werten von jeweils deutlich über 120 Gramm. Elektroautos, als auch Plug-In-Hybride tragen ihren Teil dazu bei die Flottenwerte zu senken. Jedoch ist zu beachten, dass der Absatz von E-Autos nicht nur gewachsen, sondern der von Verbrenner zurückgegangen ist, was die Gleichung für die Hersteller interessanter macht.
Betrachtet man beispielsweise den europäischen Elektroautomarkt im Mai 2020 zeigt sich, dass man sich trotz Corona-Krise um die 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau befindet. Dies ist insofern als positiv anzusehen, da der gesamte PKW-Markt im gleichen Zeitraum ein negatives Wachstum von -57,2 Prozent verzeichnen musste. Wochenlang konnten die Autobauer über die Händler wegen des Lockdowns keine Autos mehr verkaufen. PwC bezifferte in den zehn europäischen Ländern das Minus von Benziner und Diesel auf fast 58 Prozent in den ersten sechs Monaten.
Insbesondere der Anstieg bei den umstrittenen Plug-in-Hybridautos sorgte bei den Elektroautos für kräftigen Aufschwung. In den fünf größten europäischen Märkten kletterte der Absatz laut PwC mit rund 50.000 Stück auf über das Doppelte. Insbesondere Mercedes, BMW und Audi setzen auf PHEV um die eigenen Flottenwerte zum Positiven zu kehren. Aber auch E-Autos dürften weiterhin stark gefragt sein. “Aktuell trifft die starke Nachfrage der Verbraucher auf ein noch begrenztes Angebot beziehungsweise lange Lieferzeiten, weshalb die Effekte der staatlichen Fördermaßnahmen in Deutschland erst im kommenden Jahr deutlicher zu spüren sein werden”, sagte Kuhnert.
PwC-Analyst Christoph Stürmer ergänzt: “2020 könnte aus unserer Sicht den Wendepunkt für Elektromobilität in Europa darstellen, da die europäischen Regierungen jetzt koordiniert mit Fördermaßnahmen wie steuerlichen Vorteilen und Kaufprämien vorgehen.”
Quelle: Automobilwoche – 2020 könnte Wendepunkt für E-Autos in Europa sein