Fabian Brandt ist Partner bei Oliver Wyman und leitet den globalen Geschäftsbereich Automobil- und Fertigungsindustrie bei der Strategieberatung. In einem Interview mit dem Manager Magazin erklärte der Autoexperte, warum Elektroautos in 2020 so erfolgreich waren. Und wie es 2021 weitergehen könnte.
Der Effekt des im Corona-Hilfspaket auf 9000 Euro erhöhten Umweltbonus „war sehr deutlich spürbar, wie die Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamts zeigen“, so Brandt. Im November machten reine Elektroautos bei den Neuzulassungen bereits einen Anteil von zehn Prozent aus, hinzu kommt ein Anteil von 25 Prozent durch Hybridautos. „Das sind wirklich stolze Zahlen, die auf eine steile Hochlaufkurve hinweisen“, so der Berater. Sie zeigen auch, dass staatliche Anreize für den Erfolg der E-Mobilität „schon ein großer Hebel“ und ein „klares Signal“ sein können.
Elektroautos seien in 2020 so richtig im Automarkt angekommen. Die großzügige Förderung spiele dabei natürlich eine Rolle, hinzu komme aber auch das deutlich größere Angebot an Fahrzeugmodellen: „Es gibt nun von vielen Herstellern Elektro-Modelle, die wettbewerbsfähig sind, auch bei den Leistungsparametern“, so Brandt. Ebenfalls geholfen habe, dass nun auch mehr und mehr „etablierte Automarken solche Modelle anbieten“, womit jetzt „auch breitere Bevölkerungsschichten“ Interesse an E-Mobilität zeigen: „Normalverbraucher setzen lieber auf Marken, die sie bereits kennen und die stabile Verkaufs- und Servicenetze haben.“
Zudem habe sich nun langsam „ein gesellschaftlicher Konsens durchgesetzt, dass die Elektroantriebe entscheidend sind zur Erreichung der Klimaziele“, so Brandt. Elektroauto seien als Klimasicht „eine echte, pragmatische und kurzfristig verfügbare Alternative“. Zudem werden in den Umbau von Autofabriken „Milliarden investiert“, was „den Schwenk Richtung E-Antriebe ein Stück weit unumkehrbar“ mache, erklärt Brandt.
Was noch „massiv“ fehle, sei „ein gut ausgebautes Ladesäulen-Netz“, gibt der Automobilexperte zu bedenken: „Wir haben aktuell rund 31.000 öffentliche Ladepunkte, bis 2025 brauchen wir rund 300.000 Ladepunkte, bis 2030 sollen es eine Million werden“. Für einen „breiten Durchbruch“, um diese Zahlen zu erreichen, brauche es aber auch in diesem Bereich „eine begleitende staatliche Finanzierung“, findet Brandt.
In den kommenden Jahren werden sich „etablierte Hersteller anstrengen müssen, ihre bislang dominante Marktstellung nun auch in den Elektroauto-Bereich zu übertragen“, sagt Brandt voraus: „Wenn sie weiter wichtig sein wollen, müssen sie auch in diesem Bereich eine führende Stellung einnehmen“. Viele seien in dieser Hinsicht „schon auf einem guten Weg“. 2021 werde es besonders wichtig „die Stabilität der Zuliefererlandschaft sicherzustellen“, findet der Experte, der bereits in 2020 „eigentlich mit einer massiven Zunahme an Zulieferer-Insolvenzen gerechnet“ habe. Die Autohersteller aber seien „auf die Technologien und Fertigungskompetenzen ihrer Zulieferer angewiesen“ und sollten, „um Ausfälle zu vermeiden“, versuchen, die „sehr engen Partnerschaften“ aufrechtzuerhalten.
Quelle: Manager Magazin – Elektroautos: Was 2020 ihren Durchbruch in Deutschland brachte, worauf es 2021 ankommt