Trotz rückläufiger Zulassungszahlen in wichtigen Automobilmärkten gewinnen Elektrofahrzeuge im Jahr 2019 weiter an Fahrt. China und Norwegen bleiben die Treiber der globalen Elektromobilität. Dies sind die Kernergebnisse des neuen „Elektromobilitätsberichts 2019“ des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach bei Köln. Der Bericht analysiert regelmäßig aktuelle Markttrends der Automobilindustrie und Produktstrategien globaler Automobilhersteller.
In China stieg die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen (reine Elektroautos sowie Plug-in-Hybride) im ersten Halbjahr 2019 um 52 Prozent, obwohl der Gesamtmarkt (einschließlich Nutzfahrzeuge) um mehr als zwölf Prozent zurückging. In den ersten sechs Monaten stieg der Absatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 628.000 Elektrofahrzeuge (New Energy Vehicles, einschließlich Brennstoffzellen, Nutzfahrzeuge, Busse). Der E-Pkw-Absatz belief sich 2019 auf eine halbe Million. Gleichzeitig ist der Marktanteil der Neuzulassungen von Elektrofahrzeuge von 2,9 auf 5,1 Prozent gestiegen. In China gehen die Verkäufe von PHEV zurück, während BEV boomt. Rund 80 Prozent aller Verkäufe von Elektrofahrzeugen sind rein batterieelektrische Autos.
In Norwegen steigt der Marktanteil von Elektrofahrzeugen im ersten Halbjahr 2019 nach einem rekordverdächtigen ersten Quartal (61 Prozent Marktanteil) auf „nur“ noch 56 Prozent der Neuzulassungen (1. Halbjahr 2018: 47 Prozent). Bei 23.400 Elektrofahrzeugen war ein Plus von 22 Prozent zu verzeichnen. Allein der Anteil reiner E-Fahrzeuge (BEV) ist auf fast 50 Prozent gestiegen, während die Neuzulassungen von Plug-In-Hybriden (PHEV) auf rund zehn Prozent deutlich zurückgegangen sind.
Die USA bleiben 2019 in absoluten Zahlen der zweitgrößte Markt für Elektrofahrzeuge. Nach sechs Monaten stiegen die Neuzulassungen moderat um 20 Prozent auf 149.000 Elektrofahrzeuge. Während die Verkäufe von Plug-in-Hybriden rückläufig sind, konnten reine Elektroautos ihren Anteil auf rund zwei Dritteln der Verkäufe von E-Fahrzeugen steigern. Der Marktanteil von E-Fahrzeugen wächst in einem rückläufigen Gesamtmarkt (-2,3 Prozent) von 1,4 auf nun 1,8 Prozent der Neuzulassungen und bleibt damit im internationalen Vergleich auf niedrigem Niveau. Marktführer in den USA ist mit Abstand Tesla, auf das 56 Prozent des E-Fahrzeug-Absatzes entfallen. Allein im Juni wurden in den USA rund 21.000 Tesla Model 3 verkauft.
Deutschland entwickelt sich zum drittgrößten Elektromobilitätsmarkt und zum direkten Konkurrenten von Norwegen um den letzten Podestplatz, was die absoluten Verkaufszahlen betrifft. Der deutsche Automobilmarkt stagnierte insgesamt (+ 0,5%), während die E-Fahrzeuge deutlich zulegen können. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 gab es einen Anstieg um 41 Prozent auf 48.000 neu zugelassene Elektrofahrzeuge (Juni 2018: 34.000). Dies erhöht den Marktanteil von 1,8 auf 2,6 Prozent. Der Absatz von reinen Elektrofahrzeugen stieg mit rund 31.000 um 80 Prozent, der von Plug-In-Hybriden um 0,9 Prozent auf 16.500. Gleichzeitig stabilisieren sich die Neuzulassungen für Diesel in Deutschland. Im Halbjahr 2019 lag der Marktanteil von Dieselfahrzeugen bei 33 Prozent (Stand Juni 2018: 32,1 Prozent). Die Neuzulassungen von Benzinfahrzeugen fallen erneut auf einen Anteil von nun 59,4 Prozent (2018: 63,1%).
In Frankreich stiegen die Neuzulassungen von E-Autos im ersten Halbjahr 2019 ebenfalls stark auf 29.000 Personenkraftwagen (+ 38 Prozent). Dies erhöht den Marktanteil auf 2,5 Prozent (2018: 1,8 Prozent). Rund 73 Prozent der Elektrofahrzeugverkäufe entfallen auf BEVs, 27 Prozent auf Plug-In-Hybride.
In Großbritannien sind auch die Verkäufe von E-Fahrzeugen in einem vom Brexit beunruhigten Markt rückläufig (-3,4 Prozent Gesamtmarktrückgang). Im Halbjahr 2019 war ein Rückgang um sieben Prozent auf 27.000 E-Fahrzeuge zu verzeichnen. Der Marktanteil sinkt ebenfalls leicht von 2,2 auf nun 2,1 Prozent.
Die niederländische Elektromobilität hingegen zeigt eine enorme Dynamik nach oben. Dort stieg der Absatz von Elektrofahrzeugen in einem mit 10,4 Prozent stark rückläufigen Gesamtmarkt um 122 Prozent auf 20.000 Einheiten. Der Marktanteil steigt damit von 3,6 auf nunmehr weit überdurchschnittlich 8,9 Prozent. Gleichzeitig sorgen BEVs mit 86 Prozent der E-Fahrzeug-Zulassungen für große Dynamik, wobei der Tesla Model 3 auch hier mit Abstand das meist verkaufte Modell ist.
„Die Elektromobilität steht vor dem Durchbruch in den Kernmärkten der Automobilindustrie, wir erwarten dies ab 2020“, sagt Studienleiter Stefan Bratzel über die aktuelle Auswertung. Bemerkenswert sei, dass der E-Fahrzeug-Absatz in einem insgesamt rückläufigen Markt zum Teil deutlich zugelegt habe und diese Dynamik vor allem auf höheren Verkäufen reiner Elektroautos beruhe.
Quelle: CAM – Pressemitteilung vom 11.07.2019