Der globale Hochlauf der Elektromobilität nimmt trotz konjunktureller Herausforderungen weiter Fahrt auf. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 wurden in den automobilen Kernregionen China, Europa (EU-EFTA-UK) und USA insgesamt mehr als 4 Millionen vollelektrische Fahrzeuge neu zugelassen (+36 Prozent). Tesla bleibt mit etwa 889.000 Auslieferungen (+57 Prozent) weiterhin global an der Spitze, BYD legt allerdings mit rund 617.000 Verkäufen (+90 Prozent) kräftig zu. Die VW Group steigert ihren Absatz deutlich auf 321.000 Einheiten (+49 Prozent), während die Konzerne SAIC (-7 Prozent), Hyundai inkl. Kia (+24 Prozent) und Stellantis (+24 Prozent) entweder leichte Rückgänge verzeichnen oder nur unterdurchschnittlich wachsen.
Die deutschen Premiumhersteller BMW (+101 Prozent) und Mercedes-Benz (+85 Prozent) verdoppeln in etwa ihre vollelektrischen Auslieferungen im Vergleich zur Vorjahresperiode. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet das Center of Automotive Management (CAM) mit knapp 10 Millionen neuen Elektroautos in den Kernregionen, davon etwa 6 Millionen in China, 2 Millionen in Europa und etwa 1,2 Millionen in den USA.
China bleibt mit weitem Abstand globaler Leitmarkt der E-Mobilität. Zwischen Januar und Juni 2023 wurden rund 2,6 Millionen Elektroautos neu zugelassen, was einer Steigerung von 31 Prozent entspricht. Mit einem E-Anteil von etwa 23 Prozent in den ersten sechs Monaten ist damit fast jedes vierte neu zugelassene Auto in China vollelektrisch.
Auch in Europa steigen die E-Auto-Verkäufe weiterhin dynamisch. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erhöht sich der Absatz von Elektroautos um mehr als 45 Prozent auf nunmehr 939.000 Einheiten. Davon entfällt mehr als die Hälfte aller E-Auto-Neuzulassungen auf die Länder Deutschland (220.000), Großbritannien (153.000) und Frankreich (138.000).
In den USA zeichnet sich insgesamt der stärkste Zuwachs ab. In den ersten sechs Monaten legten vollelektrische Fahrzeuge um mehr als 47 Prozent zu und erreichten ein Niveau von rund 560.000 Einheiten. Mit etwa 60 Prozent Marktanteil wird das US-Wachstum noch immer maßgeblich vom heimischen Elektropionier Tesla getrieben. Sowohl die anderen US-amerikanischen Hersteller GM und Ford als auch asiatische und deutsche Hersteller spielen hingegen nach wie vor keine nennenswerte Rolle.
Die Entwicklungsdynamik der absatzstärksten Autohersteller der Elektromobilität zeigt im ersten Halbjahr 2023 ein zweigeteiltes Bild. Während wenige Top-Performer trotz konjunktureller Herausforderungen hohe E-Auto-Wachstumsraten erzielen, ist bei einigen Herstellern die Absatzdynamik gering. Im globalen Ranking liegt Tesla mit 889.000 Elektroautos und einem Zuwachs von 57 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitrum auf Platz 1. Auf Rang 2 steigert BYD seine Elektro-Auslieferungen sogar um 90 Prozent auf jetzt 617.000 Einheiten und kommt dem Branchenprimus Tesla immer näher.
Mit deutlichem Abstand zu den Marktführern der Elektromobilität rückt die VW Group auf Rang 3 vor (+1) und steigert seine Verkäufe im ersten Halbjahr auf 321.000 E-Autos (+49 Prozent). Volkswagen profitiert vor allem von der Abarbeitung bisheriger Bestellungen. Gemessen am ebenfalls angestiegenen Konzernabsatz haben Elektrofautos mit einem Anteil von 7,6 Prozent weiterhin noch eine relativ geringe Bedeutung.
Auf Rang 4 kommt der chinesische SAIC-Konzern. SAIC profitierte bislang stark von den Auslieferungen des elektrischen Kleinstfahrzeugs Hongguang Mini EV, die jedoch abnehmen. CAM geht von einem Rückgang der Elektro-Zulassungen auf schätzungsweise 300.000 Einheiten (-7 Prozent) aus, wobei der E-Auto-Verkaufsanteil von SAIC mit 27 Prozent noch immer auf hohem Niveau liegt.
Hyundai kommt mit 230.000 E-Auto-Absätzen auf Rang 5, knapp vor der chinesischen Herstellergruppe Geely (inkl. Volvo) und GAC. Die Top-10 komplettieren Stellantis, BMW und Mercedes-Benz. Hyundai und Stellantis konnten ihre Elektroauto-Verkäufe um jeweils 24 Prozent steigern, wobei der Anteil an den Gesamtverkäufen mit 6 Prozent (Hyundai) bzw. 5 Prozent (Stellantis) weiterhin überschaubar bleibt.
Dagegen zeichnet sich bei der Geely Gruppe (+78 Prozent) und GAC (+111 Prozent) eine deutlich dynamischere Entwicklung ab. Beide Unternehmen steigern nicht nur ihre Auslieferungen weit überdurchschnittlich, sondern weisen auch hohe E-Auto-Verkaufsanteile von 21 Prozent (Geely) bzw. 53 Prozent (GAC) auf.
Eine ähnlich gute Performance zeigen die beiden deutschen Hersteller BMW und Mercedes-Benz. Mit 153.000 (BMW) bzw. 122.000 (Mercedes) Einheiten können beide Unternehmen ihre E-Auto-Auslieferungen in der ersten Jahreshälfte nahezu verdoppeln, wobei BMW mit einem E-Anteil von 13 Prozent leicht vor Mercedes liegt mit 11 Prozent (nur Pkw) bzw. 10 Prozent (inkl. MB Vans).
„Die Elektromobilität wird im globalen Vergleich vor allem durch Tesla und BYD getrieben, auf die allein bereits 37 Prozent der Elektroauto-Absätze in den Kernregionen entfallen“, so Studienleiter Stefan Bratzel. Der durch Tesla ausgelöste Preiskampf setze den Wettbewerbern enorm zu, sie seien ebenfalls zunehmend zu Preisanpassungen gezwungen. „Damit steigt der Kosten- und Konsolidierungsdruck, da die Margen der Elektromobilität bei vielen etablierten Volumenherstellern gering oder negativ sind“, so Bratzel weiter. Für den weiteren Markthochlauf der Elektromobilität müsse das Modellangebot von preisgünstigen Fahrzeugen deutlich erhöht werden.
Bei den Prognosen für das Gesamtjahr 2023 geht das CAM von etwa 10 Millionen E-Auto-Neuzulassungen (+35 Prozent) weltweit aus. Der chinesische Markt wird dabei weiterhin mit rund 6 Millionen Einheiten eine führende Rolle bei der Antriebswende einnehmen (+20 Prozent). In Europa dürften sich rückläufige Förderungen sowie konjunkturelle Herausforderungen dämpfend auf die Neuzulassungen auswirken. CAM geht hierbei von etwa 2 Millionen E-Autos aus (+27 Prozent), wobei für Deutschland rund 430.000 Elektroautos prognostiziert werden. Die USA befinden sich im Vergleich der Kernregionen noch in einer frühen Wachstumsphase. Ausgiebige Förderkulissen sowie die aggressive Preispolitik seitens des Marktführers Tesla könnten die E-Auto-Neuzulassungen auf etwa 1,2 Millionen Einheiten anheben (+50 Prozent).
Quelle: CAM – Per Mail