DAT-Report 2024: Mehrheit möchte noch nicht aufs E-Auto umsteigen

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Aral

Felix Katz
Felix Katz
  —  Lesedauer 7 min

Aus dem neuen DAT-Report 2024 geht hervor, dass der Umstieg auf das Elektroauto für viele Autobesitzer aktuell noch nicht infrage kommt. Neuwagenkäufer von Verbrennungsfahrzeugen nannten als Hauptgründe eine beschränkte Reichweite, hohe Anschaffungskosten und eine noch nicht ausreichend entwickelte Infrastruktur. Für den DAT-Report 2024 wurden im Auftrag der Deutschen Automobil Treuhand durch das Marktforschungsinstitut GfK insgesamt 4727 Personen zum Autokauf und zum Werkstattverhalten befragt. Für den Pkw-Kauf waren es 2621 Personen, darunter 1303 private Neuwagenkäufer und 1318 Gebrauchtwagenkäufer. Bedingung: Der Pkw-Kauf musste im Zeitraum März bis Oktober 2023 stattgefunden haben. Der Befragungszeitraum dauerte von Juli bis Oktober 2023. Für den Reparatur- und Wartungsbereich sowie das Werkstattverhalten wurden 2106 Autofahrer im Oktober 2023 via Fragebogen befragt.

Im Jahr 2023 spielte das Auto weiterhin eine wesentliche Rolle für 90 Prozent der Pkw-Halter, da es für sie Freiheit und Unabhängigkeit symbolisiere, wie die DAT berichtet. Die Beziehung der Pkw-Halter zum Auto sei dennoch von Ängsten, Unsicherheiten und umwelt- sowie verkehrspolitischen Gedanken geprägt. Aufgrund aktueller Entwicklungen wie hoher Kosten (Kraftstoffpreise, Pkw-Unterhaltskosten und hohe Zinsen) habe knapp die Hälfte (46 Prozent) aller Pkw-Halter angegeben, Angst zu haben, sich bald kein Auto mehr leisten zu können. Die alleinige Konzentration der Politik auf die Elektromobilität zusammen mit dem mangelnden Vertrauen in die Technologie führe außerdem zu Unsicherheiten. Daher möchten 80 Prozent der Pkw-Halter die Entwicklung der E-Mobilität abwarten und länger an ihren Autos festhalten.

Die Ausrichtung des Technologiewandels wird von der Mehrheit der Pkw-Halter verhalten aufgenommen. Bei der Umfrage zum DAT-Report 2024 zeigten 63 Prozent kein Interesse an der ausschließlichen Konzentration auf Elektromobilität und plädierten stattdessen für Technologieoffenheit. Lediglich 19 Prozent halten die Fokussierung auf Elektromobilität für richtig und wichtig. Obwohl die Zustimmung für den Technologiewandel unter Neuwagen- und Gebrauchtwagenkäufern größer ist, bleibe die Mehrheit überwiegend skeptisch und ablehnend.

E-Auto-Förderprämie war wichtigster Kaufgrund

Die Mehrheit der privaten Neuwagenkäufer entschied sich 2023 noch für ein Modell mit einem Verbrennermotor. Für sie blieb letztes Jahr, wie in 2022 auch, die begrenzte Reichweite der Hauptgrund gegen die Anschaffung eines batterieelektrischen Pkw, habe die Umfrage ergeben. Des Weiteren wurden oft die hohen Anschaffungskosten, die unausgereifte Infrastruktur und die langen Ladezeiten angeführt. Drei Viertel aller Pkw-Halter sagen: „E-Autos sind bezogen auf die Technologie noch nicht ausgereift. Daher warte ich die weitere Entwicklung ab“. Für 80 Prozent gelte der Akku als Unsicherheitsfaktor, für 87 Prozent sei die Anschaffung eines E-Autos zu teuer.

Mehr als die Hälfte der Neuwagenkäufer, die sich bewusst gegen einen Verbrenner und für einen neuen batterieelektrischen Pkw entschieden haben, gaben als Hauptanschaffungsgrund das Nutzen der Förderprämien an. Der im Vorjahr noch an erster Stelle genannte Umweltgedanke rutschte dadurch mit 38 Prozent (2022 waren es noch 56 Prozent) auf den zweiten Rang ab. Knapp dahinter mit 37 Prozent folgt die Aussage, dass ein E-Auto zum eigenen Mobilitätsbedarf passe. Neu- und Gebrauchtwagenkäufer wurden danach gefragt, ob ein gebrauchtes Elektroauto für sie infrage käme. Neun Prozent der Neu- und 13 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer könnten sich des Reports zufolge ein elektrisches Auto vorstellen. Die Mehrheit würde ein Elektroauto entweder nur als Neuwagen kaufen oder sich grundsätzlich gegen ein solches Fahrzeug entscheiden.

Anzumerken ist, dass 38 Prozent aller Gebrauchtwagenkäufer über keine Garage, Tiefgarage oder ein Carport verfügen und demnach keine Möglichkeit sehen, das Auto privat zu laden. Laut DAT besitzen rund drei Prozent aller Pkw-Halter mittlerweile ein E-Auto. Von den restlichen 97 Prozent könnten sich 39 Prozent einen Umstieg grundsätzlich vorstellen, davon aber nur fünf Prozent in den nächsten zwölf Monaten. Für die Mehrheit (47 Prozent) der Umstiegswilligen komme ein Wechsel auf ein Elektroauto erst in mehr als fünf Jahren infrage. Etwa ein Drittel (34 Prozent) könne sich einen Umstieg noch gar nicht vorstellen.

Der Report hat sich auch mit synthetischen Kraftstoffen befasst. Während 21 Prozent der Pkw-Halter ihr Wissen über E-Fuels mit „völlige Unkenntnis“ beschrieben, kannten 33 Prozent immerhin die Bezeichnung. Die verbleibenden 46 Prozent – und damit deutlich mehr als im Vorjahr (2022: 34 Prozent) – hätten bereits davon gehört oder sich aktiv damit beschäftigt. Von ihnen halten 59 Prozent E-Fuels für eine vielversprechende Antriebsart neben der Elektromobilität. Dagegen halten 31 Prozent nichts davon, zehn Prozent sind unentschlossen. Die privaten Neuwagenkäufer wurden auch zu den Autos chinesischer Hersteller befragt. Dabei ergab sich, dass 14 Prozent bereits Erfahrungen gesammelt haben, zum Beispiel durch eine Probefahrt oder einen Mietwagen. Für allerdings 88 Prozent käme der Kauf eines Autos aus Fernost eher nicht in Frage, heißt es weiter.

DAT-Report 2024: Mehrheit möchte noch nicht aufs E-Auto umsteigen
Privatkäufer zahlten 2023 durchschnittlich 44.630 Euro für Neuwagen, wobei batterieelektrische Fahrzeuge rund 15.000 Euro teurer waren als Benziner | Bild: Audi

Gebrauchtwagenpreise bleiben auf hohem Niveau

Nach einem schwachen Autojahr 2022 erlebte der Automobilmarkt im vergangenen Jahr eine leichte Erholung, wobei die Verfügbarkeit von Fahrzeugen zunahm. Über sechs Millionen Pkw wechselten laut DAT den Fahrzeughalter, während es 2,84 Millionen Neuzulassungen gab, von denen nur etwa ein Drittel privat zugelassen wurde. Sowohl die Besitzumschreibungen als auch die Neuzulassungen stiegen um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Trotz verbesserter Lieferfähigkeit und Verfügbarkeit von Pkw lief für Autokäufer nicht alles nach Plan. 40 Prozent der Neuwagen- und 56 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer kauften letztendlich anders als geplant. Hauptgründe waren das Ausgeben von weniger Geld und die Wahl einer anderen Automarke oder eines besser ausgestatteten Fahrzeugs.

Die Preise für Gebrauchtwagen erreichten 2023 ihren Höhepunkt und sanken dann, da mehr gebrauchte Fahrzeuge verfügbar waren. Dennoch blieb der Durchschnittspreis mit 18.620 Euro auf einem hohen Niveau, während die Neuwagenpreise weiter stiegen. Privatkäufer zahlten durchschnittlich 44.630 Euro für Neuwagen, wobei batterieelektrische Fahrzeuge rund 15.000 Euro teurer waren als Benziner. Erstkäufer von Gebrauchtwagen gaben im Durchschnitt fast 10.000 Euro aus, ein Anstieg von zwölf Prozent im Vergleich zu 2022. Beim Kauf von Gebrauchtwagen bevorzugten Interessierte entweder den Markenhandel, den freien Handel oder den Privatmarkt. Der Markenhandel verlor jedoch Marktanteile und lag 2023 knapp über dem freien Handel, der wiederum auf ein Allzeithoch von 34 Prozent stieg. Der Privatmarkt hingegen fiel auf ein historisches Tief von 29 Prozent.

Einige Neuwagenkäufer nutzten Online-Plattformen für den gesamten Kaufprozess, wobei die Auslieferung in der Regel beim kooperierenden Händler erfolgte. Etwa zehn Prozent der Neuwagenkäufer bevorzugten diese Form des Kaufs. Während 30 Prozent sich einen vollständigen Online-Kaufprozess vorstellen konnten, waren 62 Prozent dagegen. Der DAT-Report analysierte auch erstmals die Art der Nachlässe beim Neuwagenkauf: Über 90 Prozent der Käufer erhielten einen Nachlass, entweder durch Verhandlung mit dem Händler, rabattierte Hauspreise oder kostenlose Zusatzleistungen.

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Moderne Autos sind vollgepackt mit Elektronik, diese sorgt jedoch nicht selten für Ärger: Etwa ein Viertel der Fahrzeuge unter drei Jahren haben laut DAT-Report Probleme mit der Software | Bild: Volkswagen

Jedes vierte Auto mit Softwareproblemen

Im Autojahr 2023 war die Anzahl der Reparaturen an Elektroautos überschaubar, obwohl Betriebe dafür vorbereitet waren und über das erforderliche Know-how und die technischen Voraussetzungen verfügten, so der DAT. Ein Problem sei jedoch der Mangel an Fachkräften und Nachwuchs gewesen. Die Anzahl an durchgeführten Reparaturen – im DAT Report sind damit Verschleißreparaturen an Motor, Elektrik oder Fahrwerk gemeint – habe im Jahr 2023 einen historischen Tiefstand erreicht. Nur noch 28 Prozent aller Pkw-Halter ließen solche Arbeiten durchführen. Das Wartungsverhalten blieb auf einem relativ hohen Niveau, wobei im Durchschnitt eine Wartungsarbeit pro Fahrzeug durchgeführt wurde. Viele Autofahrer legten großen Wert auf die Sicherheit und Fahrbereitschaft ihres Autos, was sich auch in ihrem Wartungsverhalten zeigte. Doch zeigte sich auch, dass etwa ein Viertel der Fahrzeuge unter drei Jahren und 18 Prozent der Fahrzeuge im Alter von drei bis sechs Jahren Probleme mit Elektronik oder Software gehabt haben sollen.

Abschließend noch eine interessante Statistik: Rein rechnerisch mussten private Neuwagenkäufer im Jahr 2023 80 Prozent ihres Jahreshaushaltsnettoeinkommens aufwenden, um sich einen fabrikneuen Pkw leisten zu können. Vor 50 Jahren lag dieser Anteil laut DAT noch bei unter 40 Prozent. Über einen Zeitraum von gut 30 Jahren betrug dieser Korridor etwa 60 Prozent. Ein Mithalten des Einkommens mit den gestiegenen Neuwagenpreisen war ab dann nicht mehr möglich, was zu diesem historisch hohen Anteil von 80 Prozent im Jahr 2023 führte, wie weiter berichtet wird. Daher spielen Kredite und Leasingmöglichkeiten eine wichtige Rolle beim Neuwagenkauf.

Einen Pkw über einen Kredit zu finanzieren, war vor 50 Jahren eher eine Seltenheit. Nur zwölf Prozent des Kaufpreises holten sich die Gebrauchtwagenkäufer damals von der Bank, 65 Prozent waren eigene Ersparnisse. Das Zahlungsverhalten habe sich dann immer stärker in Richtung Kreditfinanzierung entwickelt. Gesunkene Zinsen, längere Laufzeiten und sicher auch eine gewisse gesellschaftliche Akzeptanz von Krediten führte zu einem deutlich gestiegenen Anteil an der Finanzierung, während der Anteil der eigenen Ersparnisse immer weiter zurückging, wie aus dem DAT-Report schließlich hervorgeht.

Quelle: Deutsche Automobil Treuhand GmbH – DAT-Report 2024 / ZDF – Umstieg auf E-Auto für viele noch kein Thema

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Felix Katz

Felix Katz

Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.

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Mike:

Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich ein Langstreckenfahrer nicht vorher informiert. Das sind doch keine Anfänger. Die kaufen sich auch kein e-Auto. Mir scheint, dass diese 1000-km-am-Tag-Fahrer in Foren irgendwie häufiger als in der Realität vorkommen. ;-) Ich kenne jedenfalls niemanden, der zum Verbrenner zurück möchte.

Frank:

Für Langstreckenfahrer und die keine eigene Lademöglichkeit haben sieht das ganz anders aus und ich kenne einige die sind jetzt wieder beim Verbrenner sind.

adson:

Wenn die damals alle Nokia und Siemens Handys gekauft hätten, würde es die auch noch geben.
So ist es heute eben auch – die Jenigen, die am lautesten gegen Autos aus China wettern, sind dann die ersten, die sich eines kaufen!

Mike:

Solche Umfragen finde ich nicht hilfreich, da sie nur die unbegründeten Ängste verstärken. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass jeder, der mal mein E-Auto fahren durfte, es toll fand und am Ende auch eines haben wollte. Und die meisten waren nicht gerade Technik-Freaks.

Nick8888:

Autos sind einkommensbereinigt sicherlich deutlich günstiger geworden, wenn man spartanisch ausgestattete Basismodelle zugrunde legt (die damit aber immer noch deutlich besser sind als damals)

Das Problem ist eher, dass die Ansprüche deutlich schneller gestiegen sind als das Einkommen…

Raymond_NL:

Dass Auto’s viel teurer geworden sind über die Jahre hat damit zu tun dass der Gesetzgeber (EU) immer mehr Sicherheitsauflagen hat aufgelegt. ABS, Airbags, ESP, Spurhaltesysteme, Fussgängersicherheits, Crashtests usw. usw.
Wenn man sich ein C-Segent Auto aus 2024 vergleicht mit z.B. 1970, dann sind das locker 1400kg gegen 800kg.

Andererseits und da muss ich als Oldtimerliebhaber Ehrlich sein; man war froh wenn das 1970 Auto 10 Jahre Lebensdauer schaffte, Heutzutage sind es locker 20 Jahre.
Aber wohl mit viel höheren Reparaturkosten.

Raymond_NL:

Ich finde den Bericht gut und die Untersuchung ergibt dass was Käufer erfahren, dies hat nichts mit Stammtisch zu tun.

Robert:

auch Gebrauchte sind derzeit noch viel zu teuer wenn man ein E-Auto will mit mind. 300km reichweite (reale reichweite nicht WLTP) da findet sich derzeit noch nichts unter 10.000 Euro hoffe ja das sich das in den nächsten 2-3 Jahren ändert

Björn:

Das verwundert nicht aufgrund des permanentem BEV Bashings durch Verbrennerlobbyisten. Selbst grüne Politiker predigen Wasser und lassen sich mit fetten Diesel chauffieren.

Peter:

Das sind aber die Gleichen die nur noch bei Temu bestellen.

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