August Markl, seit 2014 Präsident des Automobilclubs ADAC, sagte zum Start der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA), Elektroautos seien kein „Allheilmittel“ für die Mobilität der Zukunft. Er meint, dass man auch klassische Verbrenner „sehr wohl emissions- und verbrauchsarm weiterentwickeln“ könne. „Das kostet Geld, aber es ist möglich“, sagte er in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. Damit die Elektromobilität Fahrt aufnimmt, hat Markl einige schlüssige Vorschläge parat.
Wichtig für die Autoindustrie sei es, „Gesundheit, Umwelt und Mobilität in Einklang“ zu bringen. Die Fokussierung auf die E-Mobilität, auch auf der IAA zu spüren, sei „aber nur bedingt zu rechtfertigen. Wir müssen die Herausforderungen von der Produktion der Batterien bis zur Entsorgung vollständig im Blick behalten, dazu gehört auch ein kritischer Blick auf die Gewinnung von Rohstoffen für den Batteriebau, zum Beispiel Kobalt.“
Worüber Markl in dem Interview allerdings leider nicht spricht, sind die massiven Umweltschäden durch Ölbohrungen sowie die CO2-intensive Transportkette und Produktion von Benzin und Diesel, bis diese endlich im Tank eines Verbrenners angekommen sind. Aber Markl hat auch noch andere Alternativen im Blick, wie etwa Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe.
„Aus meiner Sicht ist das E-Auto für die Antriebswende ein wesentlicher Baustein. Aber es ist kein Allheilmittel. Der ADAC ist weiterhin technologieoffen. Es kann sein, dass es noch ganz neue Methoden geben wird, um ökologischer zu fahren.“ – August Markl, ADAC-Präsident
Momentan sind Elektroautos noch etwas zu teuer, um für die breite Masse erschwinglich zu sein. Das ändere sich, wie Markl findet, „aber wohl erst, wenn die Nachfrage die Preise sinken lässt. Im Moment sind E-Autos ja noch deutlich teurer als vergleichbare Benziner- und Diesel-Modelle“. Außerdem wünscht sich der ADAC-Chef ein „breiteres Fahrzeugangebot“ und deutlich kürzere Lieferzeiten. Auf manche Modelle muss man länger als ein Jahr warten, bis man es endlich sein Eigen nennen kann.
Markl sieht auch einige praktische Probleme, die es noch zu lösen gilt: „Zum Beispiel ist das Laden der Autos in privaten Tiefgaragen noch viel zu selten möglich.“ Selbst Wohnungsbesitzer in Wohnungseigentümergesellschaften (WEG) haben keine Chance, eine Ladestation an ihrem Stellplatz zu installieren, sobald auch nur ein Mitglied der WEG Veto einlegt. „Das ist ein riesiges Thema“, sagt Markl. „Den Gesetzgeber würde es kein Geld kosten, wenn er hier die Rahmenbedingungen anpassen würde“. Gerade im städtischen Umfeld erwartet der ADAC-Chef eine deutlich positive Wirkung, sollten die Gesetze angepasst werden: „Die Voraussetzungen für einen Einbau von Lademöglichkeiten könnten vereinfacht werden, dann würden auch mehr Leute mitziehen.“
Laden in privaten Tiefgaragen muss möglich sein
Auch bei der Ladeinfrastruktur sei noch viel Luft nach oben. Markl sagt, es gebe „zwei Ladepunkte, die am meisten gebraucht werden, der eine ist zu Hause, der andere beim Arbeitgeber, denn hier stehen die Autos die längste Zeit.“ An dieser Stelle müsse man „ansetzen und Verbesserungen erreichen und beispielsweise das Laden in privaten Tiefgaragen ermöglichen“. Von Schnellladesäulen für längere Distanzen wie etwa auf Autobahnen und Schnellstraßen gebe es „bisher deutlich zu wenig“. Und für Markls Geschmack könne das Laden an solchen Stationen ruhig etwas schneller gehen: „Es kann nicht sein, dass man jedes Mal eine lange Pause machen muss, um das Auto ein bisschen aufzuladen.“
Angesichts der Klimakrise sei jedenfalls „klar“, dass der Verkehrsbereich spätestens bis zum Jahr 2050 „vollständig CO2-neutral“ sein müsse. „Je eher wir die Möglichkeiten ausloten, das hinzubekommen, desto besser.“ Und speziell für die IAA äußerte Markl noch folgenden Wunsch:
„Ich hoffe am meisten darauf, dass die Hersteller für die Mobilität der Zukunft geeignete Fahrzeuge zeigen werden und dass sie diese dann auch auf den Markt bringen. Also keine Utopien, sondern Modelle, von denen man sagen kann: Ja, damit kann ich schon bald ökologisch fahren, und zwar ohne schlechtes Gewissen. Das würde ich mir wirklich wünschen.“ – August Markl, ADAC-Präsident
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung – ADAC-Präsident im Interview: Das E-Auto ist kein Allheilmittel