„Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist nicht das Problem“, sagt Timo Sillober, Chief Sales & Operations Officer EnBW. Das Unternehmen betreibt eines der größten Schnellladenetze für Elektroautos in Deutschland und will bis 2025 gut 2500 Schnellladestationen mit etwa 15.000 HPC-Ladepunkten aufgebaut haben. Sillober findet es falsch, dass in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch über den „schleppenden Ausbau der Infrastruktur für Elektromobilität“ gesprochen wird.
Interne Daten von EnBW zur Auslastung der Standorte zeigen demnach, dass diese noch längst nicht ausgeschöpft sei. Sillober verweist in dem Zusammenhang auch auf eine Studie des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) aus dem vergangenen Herbst: Befragt wurden rund 1300 E-Autofahrerinnen und E-Autofahrer, die durchschnittlich seit drei Jahren ein eigenes Elektroauto fahren. Drei Viertel von ihnen sagen, dass sich das Laden an öffentlich zugänglichen Ladestationen ihrer Wahrnehmung nach (deutlich) verbessert habe. Konkret sehen sie deutliche Verbesserungen bei der Anzahl der Ladesäulen, den Lade-Apps sowie den Ladestandorten. Insgesamt sind die Befragten sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung für ein E-Auto: 98 Prozent würden „auf jeden Fall“ wieder ein Elektroauto kaufen.
„In der öffentlichen Diskussion über Elektromobilität fehlt bislang oft die Perspektive derjenigen, die Elektromobilität Tag für Tag nutzen. Wir haben nachgefragt und sehen nun, dass die Zufriedenheit insgesamt sehr hoch ist und das Ladeangebot deutlich besser ist als sein Ruf“ erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Die Auslastung der Ladesäulen liegt dem Verband zufolge bei rund 15 Prozent, da sei ordentlich Luft nach oben. Rein rechnerisch wäre die derzeit aufbaute Ladeinfrastruktur ausreichend für gut sechs Millionen Elektroautos – zugelassen sind nur etwa 800.000. Das Henne-Ei-Problem im Markt existiere mit Blick auf die öffentliche Ladeinfrastruktur schlicht nicht mehr, zumal auch im privaten sowie halböffentlichen Bereich (an der Arbeitsstelle und z.B. auf Kundenparkplätzen) immer mehr Lademöglichkeiten zur Verfügung stehen und intensiv genutzt werden.
Auch Sillober sagt, dass das von der Bundesregierung formulierte Ziel „eine Million Ladepunkte“ für die anvisierten 15 Millionen E-Autos bis 2030 veraltet sei. Berücksichtige man die technologische Entwicklung, das Nutzerverhalten und den Hochlauf der E-Fahrzeuge, zeichne sich ein anderes Bild: Um den steigenden Bedarf an Ladeplätzen effektiv zu decken, brauche es bis 2030 nur rund 130.000 bis 150.000 öffentliche Schnellladepunkte statt einer Million. Das sei machbar, brauche aber politischen Rückenwind.
- Anlässlich des 1. Spitzengespräch der Strategieplattform Transformation der Automobil- und Mobilitätswirtschaft (STAM) im Rahmen des Mobilitätsgipfels im Kanzleramt formulierte der EnBW-Manager einige Vorschläge, wie die Bundesregierung den Ausbau tatsächlich wirksam unterstützen könne:
- Mobilisierung staatlicher Flächen und vereinfachte Genehmigungsverfahren
- Vereinheitlichung der technischen Anschlussbedingungen seitens der Verteilnetzbetreiber
- Zuverlässigkeit der Prozesse und Fristen bei der Inbetriebnahme der Ladestandorte
- Planbarkeit der Anforderungen an Infrastruktur und damit einhergehend eine wirtschaftliche Sicherheit für alle beteiligten Akteure, die ständig mit Nachrüsten beschäftigt sind
Sillober wünscht sich zudem, „dass wir wegkommen von dem Narrativ des schleppenden Ausbaus als Hindernis für den Umstieg auf E-Mobilität“. Deutschlands Unternehmen seien beim Ausbau der Ladeinfrastruktur auf dem richtigen Weg – könnten aber mehr „Rückendeckung, Schnelligkeit und zielgerichteten Pragmatismus aus Berlin dringend gebrauchen“.
Quelle: Timo Sillober – Linkedin / BDEW – Pressemitteilung vom 14.09.2022
Dieses Geschrei nach mehr Lademöglichkeiten (1:10 ??? – aberwitzig .. ) hat für mich nur einen einzigen Grund: Der Versuch der Ablenkung von eigenem Nichtstun bzw Versagen.
DAs Ladenetz ist tatsächlich ganz ordentlich (auch wenn es regionale Schwächen gibt) und wird kontinuierlich ausgebaut.
Für die paar Stunden im Jahr – aka Ferienbeginn und Ende – kann man nicht bauen denn den REst des Jahres stehen die Anlagen zu 95% leer.
Geladen wird zudem zu 95% zu Hause oder am Arbeitsplatz. Das wird sich auch nicht ändern.
Da hat EnBW einfach recht! Die öffentlichen Lademöglichkeiten-und vor allem die Schnellader an der Autobahn- sind ausreichend! Ich bin in den letzten Monaten 35000km mit dem E-Auto gefahren und warten auf einen öffentliche Ladesäule musste ich nie! Und obendrein wie fast alle E-Auto -Fahrer lade ich zu etwa 80% zuhause. Menschen die sich über Reichweitenprobleme und Ladeinfrastruktur beschweren fahren in der Regel einen Verbrenner, auch wenn sie sich gerne als Fachleute ausgeben und es vielleicht in anderen Automobilfragen auch sind.
EnBW, die mich gerade als Kunden verloren haben nach ihrer dreisten „Vereinheitlichung“ (=unverschämten Preiserhöhung bei AC-Ladern) von AC- und DC-Ladepreisen versteht das eigentliche Thema halt irgendwie nicht so ganz: Als „ganz normaler E-Autofahrer“ bin ich überwiegend in der Stadt unterwegs, oder ins nähere Umland, und nur ab und zu mal auf längeren Strecken auf der Autobahn. Wie oft brauche ich also „superschnelle“ HPC-Lader an Autobahnen…?! Genau: Eher selten! Was ich aber jede Woche brauche (und ich denke, viele andere Normalmutzer auch) sind brzahlbare, einfache AC-Lademöglichkeiten „bei mir um die Ecke“, nicht irgendwo auf der Autobahn! Aber vermutlich ist das Geschäft mit dem alltäglichen Laden nicht so spannend für EnBW, da kann man nicht mit hohen Ladeleistungen in der Werbung protzen, vermutlich gibt es auch weniger Fördergelder abzuräumen…..aber ihr, liebe EnBW, tut der Förderung der E-Mobilität damit keinen sonderlich großen Gefallen. Schon gar nicht für 0,61€ pro kWh AC! Das ist schlicht und ergreifend Wucher, deshalb habe ich auch direkt nach Ankündigung der „neuen Preisstruktur“ direkt den Vertrag gekündigt.
Am lautesten schreien die Altmeister der Automobilwirtschaft. Die Nachricht soll sein:“kauft kein E-Auto, wenn ihr viel Langstrecke fahrt.“
Diese Kunden sind der Backbone des Umsatzes, wenn diese Zielgruppe umschwenkt, gehen in DE die Lichter aus (wirtschaftlich bei den Herstellern, nicht wegen Steommangel die elektrischen Lichter!).
Man Folge der VDA Präsidentin und lache sich eins….
Wer über eine eigene Garage mit Wallbox (und im Idealfall noch jede Menge PV auf dem Dach) verfügt, der hat sicherlich kein Problem mit fehlender Lade-Infrastruktur. Als Mieter im großstädtischen Bereich stellt es sich schon deutlich anders dar: selbst wenn eine Säule von meiner Wohnung fußläufig erreichbar ist, kann es gut sein, dass diese blockiert ist (schlimmstenfalls von einem dort parkenden Verbrenner), oder gerade ein technischer Defekt vorliegt. Aus einem gemütlichen Feierabend wird so schnell eine Hatz nach einer freien und funktionierenden Säule mit mehrstündiger Wartezeit bei AC (weil zu weit von der Wohnung entfernt, um zwischenzeitlich nach Hause zu laufen…)
Allerdings denke ich, dass die AC-Säulen früher oder später ohnehin Auslaufmodelle werden, denn was für den Akku gut ist, ist für die Ladeaanbieter mangels Durchsatz alles andere als profitabel. Und damit wären wir auch schon bei dem mMn gröten Hinderniss der Elektromobilität, nämlich den zunehmend ins Astronomische abgleitenden Ladepreisen. Hier braucht es meiner Ansicht nach deutlich mehr Wettbewerb, um die vielerorts bestehenden regionalen Monopole aufzubrechen.
Für die E-Mobilität ist neben den ausreichenden Ladepunkte die Preisgestaltung entscheidend.
Die monatliche Grundgebühr für das Laden ist der Versuch zweimal abzukassieren. Neben den hohen Strompreisen wird dies die E-Mobilität ausbremsen. Der Gesetzgeber sollte zur Förderung parallel die Preisobergrenzen festlegen. Für AC und DC max. 30 ct/kWh ohne Grundgebühr und zeitlichen Komponenten.