Der vietnamesische Autohersteller VinFast hat vor einigen Wochen erste Einzelheiten zu seiner Europa-Strategie bekanntgegeben. Neben der Markteinführung erster Elektro-SUV wolle man sich wohl nun noch verstärkter auf Europa konzentrieren. Dies zeigt sich besonders deutlich dadurch, dass man bei der Suche nach einem Standort für ein neues Werk in Deutschland mit der Germany Trade & Invest (GTAI) kooperiert.
Die GTAI ist eine Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing. In dem VinFast-Werk sollen E-Fahrzeuge, Personenkraftwagen wie auch Busse, produziert werden. Begleitend zur Suche nach einer Fertigungsstätte für Europa entwickelt der vietnamesische Automobilkonzern eine Produktionsstrategie für aktuelle und künftige Märkte. Robert Hermann, CEO der GTAI, äußerte sich wie folgt über die Pläne der vietnamesischen Marke: „Die Mobilität in Deutschland wandelt sich gegenwärtig entschieden und es ist zu erwarten, dass sich dies unter der neuen Regierung weiter fortsetzt. Wir freuen uns, VinFast bei der Suche und Etablierung eines idealen Standorts in Deutschland zu helfen.“
Le Thi Thu Thuy, der stellvertretende Vorsitzenden der Vingroup und CEO von VinFast Global, gab im Rahmen der Mitteilung zu verstehen, dass Europa einer der wichtigsten Märkte für VinFast sei. Die Errichtung einer Produktionsstätte in Deutschland, der größten europäischen Volkwirtschaft, markiere einen Meilenstein in der Europa-Strategie von VinFast. Entschlossen habe man sich für diesen Schritt, da „die Ära, in der man Autos weltweit mit dem Schiff transportiert vorüber ist, besonders seit es Covid-19 gibt. Man muss die Fabriken in Nähe der Märkte haben, um die Kunden wirklich zu gewinnen.“ Aus diesem Grund wolle VinFast qualitativ hochwertige E-Fahrzeuge und eine besondere Kundenerfahrung zu erschwinglichen Preisen anbieten.
Neben dem sich bereits in Betrieb befindlichen Produktionskomplex in Hai Phong, Vietnam, hat die Vingroup kürzlich mit der Errichtung einer Batteriefertigung für E-Fahrzeuge in der Wirtschaftszone Vung Ang in der Provinz Ha Tinh begonnen. Weiterhin plant VinFast im zweiten Halbjahr 2024 ein E-Fahrzeugwerk in den USA zu eröffnen.
Quelle: VinFast – Pressemitteilung
Ein weiterer Beleg dafür, dass die deutsche und europäische Autoindustrie sich warm anziehen müssen, um in Zukunft überhaupt noch eine Rolle zu spielen. Es zeigt sich mit unbarmherziger Konsequenz, dass das über ca. 150Jahre hinweg perfektionierte Knowhow der Herstellung von Verbrennungsmotoren in kürzester Zeit quasi wertlos geworden ist. Jeder, der diese Antriebe noch als Klotz am Bein mit sich herumschleppet, vergeudet wertvolle Ingenieursressourcen bei der Weiterentwicklung der E-Antriebs- resp. Akkutechnologie! Das Beispiel Vietnam (bisher bei Leibe nicht als Automobilbauer bekannt) zeigt, dass heute jeder mit Unterstützung finanzkräftiger Investoren E-Autos bauen kann: das Fahrwerks- und Design-Knowhow wird in Gestalt europäischer Manager und Spezialisten einfach abgeworben. Was dabei herauskommt, kann oftmals mit unseren etablierten Herstellern qualitativ nicht nur mithalten, sondern übertrifft diese gerade im Softwarebereich oft um Welten – das ist übrigens ein wesentlicher Grund dafür, dass der ID4 aus dem VW-Konzern im einstigen Hoffnungsmarkt China so gut wie unverkäuflich ist.
Nunja, ein sehr sportliches Vorhaben. Bisher haben Markenhersteller gern in Billiglohnländern produziert, der umgekehrte Weg verspricht sehr spannend zu werden…