Keine guten Nachrichten aus Aachen. Die e.GO Mobile AG musste heute einen Antrag auf Anordnung der Eigenverwaltung beim Amtsgericht Aachen. Das Gericht hat dem Antrag bereits stattgegeben und Dr. Biner Bähr von White & Case zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Dr. Paul Fink aus der auf Restrukturierung und Insolvenzrecht spezialisierten Kanzlei FRH unterstützt und ergänzt den Vorstand ab sofort als Generalbevollmächtigter.
e.GO trifft auf erneute Herausforderung
Prof. Günther Schuh, CEO der e.GO Mobile AG, gibt hierzu zu verstehen: “Das ist eine erneute Herausforderung von außen in der nur fünfjährigen Geschichte von e.GO.” Erst vor einigen Wochen konnten wir berichten, wie das Aachener Elektroauto-Start-Up mit dem Gedanken spielte Fertigungsstätten von StreetScooter zu übernehmen. Und auch die Finanzen schien man wieder im Griff zu haben. Doch dann kam die COVID-19-Pandemie. Ebenso wenig wie die großen Spieler am Markt, kann sich e.GO nur schwer davor schützen. Diese Herausforderungen und andere Stolpersteine der jüngsten Vergangenheit machen es e.GO nicht leicht.
Prof. Günther Schuh blickte im Rahmen der Bekanntgabe der Beantragung des Schutzschirmverfahrens auf die letzten Jahre zurück. Dabei versuchte er dies so positiv wie möglich zu sehen und aufzuzeigen, welche Herausforderungen man schon meistern konnte. 2017 durften überraschend keine Opel-Teile mehr in dem Elektro-Pkw e.GO Life verwendet werden, weil Opel an PSA verkauft wurde. 2018 haben einige Zulieferer nach Dieselgate neue Governance Codices erlassen und einseitig bestehende Lieferverträge aufgekündigt. Die notwendigen Korrekturen kosteten e.GO Mobile viel Geld und Zeit. Ende 2019 kündigte die Bundesregierung dann die Verlängerung und Erhöhung der Umweltprämie für E-Fahrzeuge an. Eine weitere, massive Herausforderung für e.GO, welche sich bis dahin gerade durch den Preis am Markt absetzen konnten.
Coronavirus verschlechtert bereits angespannte Lage spürbar
Auch die weiteren Finanzierungsrunden der e.GO Mobile wurden durch diese Entscheidung deutlich erschwert. Die Corona-Pandemie führt nun auch noch zur Unterbrechung des Verkaufs und der Supply Chains in der Autoindustrie sowie zum Wegbrechen des Kapitalmarktes. “Unsere überwiegend strategischen Investoren haben uns bis hierhin stark unterstützt und uns ermöglicht, als einziges Start-Up in Europa einen E-Pkw in Serie auf die Straße zu bringen. Jetzt haben sie verständlicherweise andere Prioritäten”, so Prof. Günther Schuh.
Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass für die e.GO Mobile auch kein staatliches Rettungsprogramm greift. Ebenso wenig können die Hausbanken bei e.GO Mobile keine Eigenanteile an der Finanzierung übernehmen. Für solche Fälle wurde das Gesetz zur Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) erlassen. Trotz Beantragung des ESUG-Verfahrens habe das Start-Up weiterhin große Pläne und will 2021 sowie 2022 stark wachsen. e.GO Mobile erwartet bereits 2021 einen positiven operativen Cash-Flow und rechnet zusätzlich ab dem zweiten Halbjahr 2020 mit ersten Erträgen aus einem CO2-Zertifikate Pool. Noch scheint Hoffnung vorhanden. Drücken wir die Daumen!
“Wir haben 80% des in Deutschland eigentlich Unmöglichen schon geschafft. Und wir sind kreativ und zäh: Wir sind deutsche Ingenieure! Wir werden auch diese Krise überstehen. Wir sind ein attraktives Unternehmen, das wesentliche Lösungen für nachhaltige Mobilität von morgen bereits fertig entwickelt hat.” – Prof. Günther Schuh, CEO der e.GO Mobile AG
Quelle: e.GO Mobile AG – Pressemitteilung vom 02. April 2020