Nichts wird es mit einem Solarauto aus München: Das Start-up Sono Motors hat am Freitag bekannt gegeben, das Projekt Sion einzustellen und sich auf das Solargeschäft für geschäftliche Kunden zu konzentrieren. Der Versuch, doch noch genug Geld für den Produktionsstart zusammenzubekommen, sei gescheitert. 300 Mitarbeiter werden nun voraussichtlich ihren Job verlieren. Thomas Hausch tritt in diesem Zusammenhang als Manager der operativen Geschäfte (COO) zurück.
Zwar gab es 45.000 Reservierungen und Vorbestellungen für den Sion, allerdings fehlten 100 Millionen Euro, um die Produktion tatsächlich starten zu können (#savesion). Diese sollten durch die Vorabbezahlung der Interessenten eingesammelt werden, jedoch habe sich offenbar nur die Hälfte der benötigten Anzahl der Kunden dazu bereiterklärt, in Vorkasse zu treten.
Sono werde nun sein Geschäftsmodell umzustrukturieren und sich künftig ausschließlich auf die Nachrüstung und Integration der Solartechnologie in Fahrzeuge von Drittanbietern zu konzentrieren. “Die Solarlösungen des Unternehmens, bestehend aus Hardware, wie Leistungselektronik, und Software, werden bereits heute von 23 Geschäftspartnern in Europa, Asien und den USA eingesetzt und in einer Vielzahl von Fahrzeugen, darunter Autos von anderen OEMs, Busse, Kühlfahrzeuge und Wohnmobile, getestet”, führt das Unternehmen in der Pressemitteilung zur Neuausrichtung aus.
Die Einstellung des Sion-Programms spiegele die Entscheidung des Unternehmens wider, sich angesichts der schlechten Bedingungen auf dem Kapitalmarkt auf ein weniger kapitalintensives Geschäftsmodell zu konzentrieren – rund 90 Prozent des Finanzierungsbedarfs für 2023 wurden demnach durch das Sion-Programm verursacht. “Da das Sion-Programm ressourcenintensiv war, setzt das Unternehmen jetzt signifikante Einsparungsmaßnahmen um”, heißt es in der Mitteilung.
COO Thomas Hausch geht, aber nicht ganz
“Die Umstrukturierung ist ein entscheidender Schritt in der Entwicklung von Sono Motors“, sagte Laurin Hahn, Mitbegründer und CEO von Sono Motors. „Auch wenn wir mit dem Sion-Programm unser ursprüngliches Herzensprojekt einstellen mussten, bietet uns die Verlagerung unseres gesamten Fokus auf B2B-Solarlösungen die Möglichkeit, weiterhin innovative Produkte in der Solarindustrie zu entwickeln. Trotz der mehr als 45.000 Reservierungen und Vorbestellungen für den Sion waren wir gezwungen, auf die anhaltende Instabilität der Finanzmärkte zu reagieren und unser Geschäft zu verschlanken. Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen.“
Das Potenzial der Technologie von Sono Motors abseits des gescheiterten Sion-Projektes werde nicht nur durch die Partnerschaften des Unternehmens, sondern auch durch die Europäische Union verdeutlicht. Im Januar sicherte sich Sono Motors demnach eine Finanzierung in Höhe von 1,46 Millionen Euro von der Europäischen Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt, um die Entwicklung der unternehmenseigenen Solartechnologie voranzutreiben.
Für Sion-Reservierungen, die vor der #savesion-Kampagne angezahlt wurden, hat das Unternehmen einen Rückzahlungsplan. Dieser sieht die Rückzahlung in mehreren Raten zuzüglich eines Bonus über die nächsten zwei Jahre vor, beginnend mit der ersten Rate im Mai 2023. “Die Beträge sämtlicher Zahlungszusagen, die seit 8. Dezember 2022 im Rahmen der #savesion-Kampagne getätigt wurden, wird Sono Motors nicht einziehen”, heißt es ferner in der Mitteilung.
Im Zuge der Entscheidung des Unternehmens, das Sion-Programm einzustellen, plant Sono Motors die Entlassung von etwa 300 Mitarbeitenden. In diesem Zusammenhang hat Thomas Hausch beschlossen, von seiner Rolle als COO zurückzutreten. Er werde das Unternehmen allerdings noch bei der Umstrukturierung unterstützen. „Ohne Thomas’ professionelles Engagement und seine herausragende Persönlichkeit wäre unser Sion-Programm nicht so weit gekommen. Wir sind ihm sehr dankbar für seinen bisherigen Einsatz und seine Unterstützung unserer zukünftigen Pläne“, sagte Laurin Hahn.
„Leider endet meine Aufgabe bei Sono Motors, das erste bezahlbare Solar-Elektroauto zu bauen. Ich bin persönlich überzeugt, dass wir früher oder später viele SEVs auf der Straße sehen werden, auch ohne den Sion. Das Unternehmen und die Gründer werden die Vision einer Welt ohne fossile Brennstoffe weiter verfolgen, auch mit dem neuen Fokus. Das stimmt mich positiv für die Zukunft“, sagte Thomas Hausch.
Kurz zuvor hatte Lightyear bekannt gegeben, trotz ähnlicher finanzieller Schwierigkeiten mit einer neu gegründeten Firma an der Serienreife des Lightyear 2 weiterzuarbeiten.
Quelle: Sono Motors – Pressemitteilung