Laurin Hahn, Sono Motors: “Im Worst Case ist das Geld weg, …

Cover Image for Laurin Hahn, Sono Motors: “Im Worst Case ist das Geld weg, …
Copyright ©

Sono Motors

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

doch davon gehe man nicht aus”, so Laurin Hahn, CEO von Sono Motors gegenüber EAN zur aktuellen Entwicklung des Scale-Ups, rund um das Solarelektrofahrzeug SION. In dieser Sonderfolge des Elektroauto-News.net Podcast, haben wir die Entwicklungen rund um das Münchner Start-Up zum Anlass genommen, um ein wenig tiefer zu blicken. Anlass ist die Tatsache, dass die Pläne rund um das Solar-E-Auto eventuell ad acta gelegt werden.

Vor gut anderthalb Wochen gab das Unternehmen zu verstehen, dass das Solarelektroauto SION quasi vor dem Aus stehe. Begründet wird die Entscheidung damit, dass die eigene Finanzierung mehr als auf wackligen Beinen steht. Bedingt durch den Abschwung am Kapitalmarkt ist die Finanzierung des Sion-Programms durch die Aufnahme von Eigenkapital zunehmend schwieriger geworden und führt zu einer Verwässerung, wie das Unternehmen zu verstehen gibt. Investor:innen seien aktuell nicht bereit ihr Geld zu investieren. Nun soll es die Community richten.

#saveSION – nur die Community kann das Solar-Elektroauto retten

Aus diesem Grund wirft man 3.500 SION in den Ring, die unter dem Motto #saveSion in 50 Tage weiteres Kapital einbringen soll. Anfangs erhalten Reservierer:innen einen Rabatt von bis zu 3.000 Euro auf den Endpreis ihres Sion. Diese Anzahlungen sind nur im Falle des Erfolgs der Kampagne fällig. Konkret stehen die 3.500 SION nicht für verkaufte Fahrzeuge, sondern für den Gegenwert von 104.650.000 Euro (brutto), die die Community in die Kassen spülen könnte. Mit den rund 87 Millionen Euro (netto), die Sono Motors dann zur Verfügung stünden, könnte man die nächsten Schritte angehen.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Podcast-Folge hat man sich noch unter der Marke von 900 SION bewegt. Mit #saveSion präsentiert man eine eigene Lösung für die Finanzierung eines Großteils des Sion-Programms, ohne die Aktie weiter zu verwässern. Das ist ein erster Teil einer weitreichenden Finanzierungsstrategie für die nächsten zwölf Monate. Diese schließt selbstverständlich auch die Kapitalmärkte mit ein. Denn wie Laurin weiter ausführt und auch auf deren Webseite ersichtlich ist, gilt es dann eine weitere Lücke bis zu 210 Millionen Euro zu stopfen, um den SION möglichst nah an die Serienreife heranzuführen.

Stets mit dem Risiko, dass im Worst Case das komplette Geld, welches man eingezahlt hat, weg ist. Ohne, dass hierfür ein SION von der eigenen Haustür steht. Eine Garantie der Rückzahlung sei selbst dann nicht gegeben, wenn man die schlechte Entwicklung absehen kann. Da dann zu diesem Zeitpunkt vielleicht schon zu viel Geld verbrannt ist, um noch Cash-Reserven zur Rückzahlung zu haben.

SION bringt Brutto-Marge im einstelligen %-Bereich

Angesprochen auf die Tatsache, ob der SION den überhaupt über Lebzeiten – 257.000 Einheiten – genügend Geld erwirtschafte, gab Laurin zu verstehen, dass man mit einer Brutto-Marge im einstelligen Prozentbereich rechne. Aus dem Fahrzeugverkauf sei somit ein großartiger Rücklauf nicht zu erwarten. Vielmehr setze man hier auf das Geschäft im Nachhinein über Sharing-Modelle, After-Service, Handel mit CO2-Zertifikaten, usw…

Stellt man jedoch die Brutto-Marge einer marktüblichen Finanzierung, mit dem potenziellen Risiko eines Totalverlustes, gegenüber, dürfte dies nicht auf ein Nullsummen-Spiel hinauslaufen. Im Gegenteil. Mag eventuell auch der Grund sein, warum man sich eine Preissteigerung für den SION noch offen hält. Auch, wenn derzeit noch die 29.900 Euro als Verkaufspreis stehen. Bis zum Markstart kann sich dies aber noch ändern.

Solar-Technologie von Sono Motors als Backup-Plan

Positiv stimmt hier maximal die Tatsache, dass ein Teil des Geldes für die Solar-Technologie des Unternehmens genutzt wird. Wobei der Großteil in den SION fließe. Mit der Technologie-Sparte sei dann aber zumindest die Basis gelegt, dass eine Rückzahlung im Fall der Fälle abgebildet werden könnte. Da hier schon marktfähige Produkte lanciert und zahlende Kunden gefunden wurden.

Mit den rund 105 Millionen Euro aus der Community-Kampagne wolle man sich nun zunächst in die Lage versetzen weitere Finanzmittel zu beschaffen und die verbleibenden Maschinen, Werkzeuge und Produktionsanlagen zu bezahlen, um die geplante Vorserienproduktion im Jahr 2023 und dann den Produktionsstart im ersten Quartal 2024 zu erreichen. Inwiefern dies realistisch ist wird die Zeit zeigen. Am Arbeitswillen und Einsatz der Gründer scheint es nicht zu scheitern, wie Laurin zum Ende des Gesprächs zu verstehen gibt.

Gerne kannst du mir auch Fragen zur E-Mobilität per Mail zukommen lassen, welche dich im Alltag beschäftigen. Die Antwort darauf könnte auch für andere Hörer des Podcasts von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für die bereits erwähnten Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung, beim Podcast-Anbieter deiner Wahl, freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Marcell:

Dave scheint recht zu haben, der gute Wille ist da aber wie immer in der Geschichte sind die Erfinder ( und Ihre Investoren ) meistens die Verlierer. Am Ende wird das Unternehmen aufgeloest – Geld der Investoren wird verloren sein und die Technic wird dann ( wie schon oft ) von den ‘Grossen im Markt’ billig aufgekauft.
Das eigentlich wertvolle scheint die integrierte Solar Zelle im Paint zu sein ??? Abgesehen davon sind die ‘Grossen’ bereits fuehrend.
Vielleicht sollte sich Sono mal mit den Chinesen kurzschliessen ?
Aber, Hut-ab fuer die grossartige ‘Youtube’ Vorstellung.

Nick8888:

Sehr schade, aber so ist das nunmal mit Startups. Die wenigsten kommen durch, das ist Teil des Konzepts.
Investoren sind daher in vielen Startups drin und streuen so ihr Risiko.

von Privatpersonen Geld in dieser Höhe für ein Auto einzusammeln ist dagegen schon etwas grenzwertig. Autokauf und Investment sind zwei paar Schuhe und Fans des Sion sind idR keine Investoren.

erinnert mich inzwischen bisschen an eine Sekte.. da wird auch bei den „Jüngern“ für eine bessere Welt abkassiert.

Das Risiko dürfte jedenfalls hoch sein einen nennenswerten Teil des Geldes zu verlieren

Wolfbrecht Gösebert:

“210 Millionen reichen immer noch nicht, um die Produktion zu starten, wenn ich das richtig verstanden habe. Das reicht wohl nur, um die Prototypen [Vorserienfahrzeuge] zu bauen und damit die Serienzulassung zu erhalten.”

Ja, die letzten Prototypen werden (aktuell 12 von 16 fertig) bei Bertrand in München, die Vorserienfahrzeuge für die Serienzulassung allerdings müssen aber bei Valmet in Finnland gebaut werden!

“Bei Sion bedeutet ja auch der Produktionsstart noch lange nicht das Erreichen einer sicheren Wirtschaftlichkeit. Dazu muß ein großer Teil der geplanten 256.000 Fahrzeuge verkauft werden.”

Ja, stimmt … da sehe ich aber – sobald die ersten Serienfahrzeuge definitiv käuflich auf der Straße sind – nun wirklich kein Nachfrageproblem!
Und ja, der Sion ist weiterhin für einen Nischenmarkt konzipiert – innerhalb dessen bleibt er aber – so schätze ich das eingut nachgefragt!

Silverbeard:

210 Millionen reichen immer noch nicht, um die Produktion zu starten, wenn ich das richtig verstanden habe. Das reicht wohl nur, um die Prototypen zu bauen und damit die Serienzulassung zu erhalten.

Man muß Sion zugute halten, dass auch Tesla mehrmals kurz vor der Pleite stand und nur durch Glück den Punkt zur Wirtschaftlichkeit erreicht hat.

Bei Sion bedeutet ja auch der Produktionsstart noch lange nicht das Erreichen einer sichern Wirtschaftlichkeit. Dazu muß ein großer Teil der geplanten 256.000 Fahrzeuge verkauft werden. Nur die aktuellen Vorbesteller alleine reichen nicht für eine positive Bilanz.

Silverbeard:

Die heute ‘verkauften’ Autos (mit Anzahlung vorbestellt) müssen in Zukunft ausgeliefert werden. Das Geld ist dann aber weg, es wurde in die Entwicklung gesteckt. Trotzdem verursacht die Produktion Kosten, die vom Gewinn der anderen Fahrzeuge finanziert werden müssen.
Ein ‘prozentual einstelliger Gewinn’ kann auch <1% sein, aber bedeutet auf jeden Fall, dass die Kosten pro Auto mindestens >90% sind. Schon mit über 10% Anzahlung (3.500€) kann ein vorbestellter Wagen später nicht mehr mit einer positiven Bilanz, noch nicht mal ohne Verlust, produziert werden.

Es wird schwer werden Investoren ausser den Vorbestellern dafür zu begeistern. Der Profit dürfte sehr gering ausfallen.

Ulrich:

gute Ideen von Sion

PV auf dem Autodach ist keine Erfindung von SONO, das Konzept stammt aus den 1960ern. Die Idee an sich ist also vergleichsweise steinalt.

Schaut Fisker an,

Die peilen eine ganz andere Zielgruppe an. Der Grundpreis eines Fisker Ocean fängt bei 42000 Euro an und reicht dann geschmeidig in die 60000 Euro Region hinein.

IQ230:

Viel zu spät, viel zu teuer, nur schwarz lieferbar, hässlich. Sorry Sono Motors, aber begrabt das Projekt ganz schnell, bevor noch mehr Geld verbrannt wird.

Chris:

Wenn man nun mal davon ausgeht, dass 3500 Leute ihr Geld in den Raum werfen und Sono damit die restlichen Maschinen bezahlt. Mit welchem Geld bauen sie dann die 3500 Fahrzeuge? Müssen dann die nächsten 3500 Besteller ihr Geld in den Raum werfen?
Mit der lächerlichen Marge wird das doch nie was. Auch wenn die Idealisten es toll finden wenn sie das Auto zum Selbstkostenpreis verkaufen aber die brauchen doch auch einfach eine Menge Geld für weitere Entwicklungen oder ist es der Plan die Firma nach dem Sion zu schließen?

Ulrich:

wie solide der Prototyp bereits daherkommt.

Ein Prototyp ist eine Welt, ein Serienfahrzeug ist eine ganz andere.

Für mich wäre der Sion selbst ohne die PV-Integration für 29.900 Euro ein konkurrenzfähiges Produkt.

Für mich zwar nicht ;-), aber wenn du ihn auch ohne in Ordnung findest, dann ist das doch okay.

Nur – schraube deine Erwartungen bitte nicht allzu hoch, bekanntlich werden vor einer Hochzeit die Bräute auch hübsch gemacht.

Wer bietet das derzeit zu so einem Preis an?

Niemand und das aus einem wahrscheinlich gutem Grund.

Yoyo:

Und was hat das nun mit den Geldproblemen mit Sono Motors zu tun??

Ähnliche Artikel

Cover Image for Volvo und Siemens realisieren weltweit ersten vollelektrischen Rückbau

Volvo und Siemens realisieren weltweit ersten vollelektrischen Rückbau

Michael Neißendorfer  —  

Beim Bau des neuen Siemens Technology Campus in Erlangen wird bereits der Rückbau konsequent klimaneutral umgesetzt – dank Elektrobaggern und Co.

Cover Image for Porsche: Elektro-Macan ist der Besteller im ersten Halbjahr

Porsche: Elektro-Macan ist der Besteller im ersten Halbjahr

Michael Neißendorfer  —  

Porsche hat den Anteil an elektrifizierten Fahrzeugen im ersten Halbjahr 2025 deutlich gesteigert, großen Anteil daran hat der Macan.

Cover Image for Škoda reitet dank Elektroautos weiter auf der Erfolgswelle

Škoda reitet dank Elektroautos weiter auf der Erfolgswelle

Michael Neißendorfer  —  

Škoda kann seine Erfolgsgeschichte im ersten Halbjahr mit weiteren Rekorden fortsetzen – weil sich die E-Autos der Tschechen so gut verkaufen.

Cover Image for Mercedes kommt beim E-Auto-Absatz nicht vom Fleck

Mercedes kommt beim E-Auto-Absatz nicht vom Fleck

Michael Neißendorfer  —  

Mercedes-Benz hat im zweiten Quartal 9 Prozent weniger Autos als im Vorjahreszeitraum verkauft. Noch dicker ist das Minus bei E-Autos.

Cover Image for Stellantis-Marke DS wächst gegen den Trend

Stellantis-Marke DS wächst gegen den Trend

Michael Neißendorfer  —  

DS Automobiles ist auch im ersten Halbjahr 2025 entgegen dem Markttrend weiter gewachsen – allerdings auf niedrigem Niveau.

Cover Image for E-Fuels: Hoffnungsträger mit begrenztem Markt

E-Fuels: Hoffnungsträger mit begrenztem Markt

Sebastian Henßler  —  

Porsche testet in Patagonien E-Fuels aus Wind, Wasser und CO₂. Doch statt Millionen Litern fließen nur geringe Mengen – das Projekt steckt fest.