Volvo will Polestar loswerden

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Volvo wird der Elektroauto-Marke Polestar, entstanden aus der gleichnamigen Volvo-Performancesparte, keine weiteren finanziellen Mittel mehr zur Verfügung stellen. Das teilte die schwedisch-chinesische Marke, die dem Geely-Konzern angehört, in einer Pressemitteilung anlässlich der Jahresbilanz für 2023 mit. Stattdessen werde Konzernmutter Geely „auch in Zukunft volle operative und finanzielle Unterstützung leisten“, heißt es demnach.

Volvo prüft daher auch eine mögliche Anpassung der Beteiligung an Polestar, einschließlich einer Neuverteilung von Aktien, bei der Aktionäre von Volvo bevorzugt werden sollten. Aktuell hält Volvo 48 Prozent an Polestar. Dies könnte dazu führen, dass die Geely Sweden Holdings ein bedeutender neuer Aktionär bei Polestar wird. Die „starke operative Zusammenarbeit“ von Volvo und Polestar in den Bereichen F&E, Fertigung, After-Sales und Handel hingegen soll weiterhin fortgeführt werden.

Polestar muss sich in diesen Tagen und Wochen neu strukturieren. Der Abschied von Volvo ist die nächste von mehreren Hiobsbotschaften. Das im Jahresverlauf 2023 bereits nach unten korrigierte Absatzziel wurde nicht erreicht, vor wenigen Tagen wurde zudem bekannt, dass Polestar 15 Prozent seiner Belegschaft, gut 450 Leute, entlassen müsse, um profitabler zu werden.

Volvo feiert ein Rekordjahr – doch Polestar trübt die Bilanz

Bei Volvo hingegen lief es im vergangenen Jahr so gut wie nie zuvor in seiner 97-jährigen Geschichte. Volvo hat ein Allzeithoch von fast 709.000 Fahrzeugen abgesetzt, 16 Prozent davon (gut 113.000 Stück) waren rein elektrisch. Der Umsatz verbesserte sich um 21 Prozent auf umgerechnet 35,5 Milliarden Euro, der Gewinn lag bei 2,3 Milliarden Euro, ein Plus von 43 Prozent im Vergleich zu 2022, die Marge bei 6,4 Prozent – allerdings ohne Berücksichtigung der Beteiligung an Polestar. Die Polestar-Beteiligung drückt die Zuwächse in einen kleinen einstelligen Prozentbereich.

2023 war ein wichtiger Meilenstein auf unserer Transformationsreise“, wird Jim Rowan, CEO der Volvo Car Group, in der Pressemitteilung zitiert. „Wir haben auf vielen Ebenen ein rekordverdächtiges Jahr erzielt und die höchsten Verkäufe, Umsätze und Gewinne in der 97-jährigen Geschichte unseres Unternehmens gemeldet. Wir haben auch mehrere bedeutende Schritte in unserer laufenden Transformation unternommen, während wir uns in einer komplexen externen Umgebung zurechtfinden. Auf diese Weise haben wir eine solide Grundlage für 2024 und die kommenden Jahre geschaffen“.

Eine Grundlage, die man mit Polestar offenbar in Gefahr sieht.

Quelle: Volvo – Pressemitteilung vom 01.02.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Mr.Hu:

Auch wenn der Grund laut Artikel ein anderer ist: Wenn Polestar sich bei den Produkten immer weiter von Volvo entfernt, warum sollte es dann Volvo unterstellt sein? Der P1 wirkte wirklich wie ein Edel-Volvo, aber ab P2 aufwärts (spätestens ab der Precept-Studie) wirkte Polestar wie das, was es ist. Eine typische chinesische E-Auto-Schmiede, und das ist in dem Fall positiv gemeint. Kleine Bemerkung am Rande: Auch Volvo holt mich als ehemaligen Fan (mein Vater trauert seinen alten Volvo auch ab und zu nach) mittlerweile nicht mehr ab, die einzige Ausnahme sind S und v60. Wenn ich an früher denke: Beheizte Radkästen und Bedienung mit Fellhandschuhen möglich (mehr als ein Werbe-Gag). Echte Macher-Autos, einzig Volvo Trucks, das immer noch mehrheitlich schwedisch ist, ist sich treu geblieben.

Wolfbrecht Gösebert:

Zitat „Könnte der VW Konzern kaufen …“
Kann er nicht. Grundsatz: Geely wird Polestar eben nicht weggeben und erst recht nicht fallenlassen!

Nur bei Volvo selbst, die die Umstellung Richtung Elektro nun auch innerhalb der eigenen Marke wirklich zu schaffen scheinen, sehen sie mehr und mehr die ertragsmindernden Konkurrenten im ganz eigenen Marktsegment/Kundenkreis. Da möchte das Mangement dann gern auch weniger Beteiligungen halten! Die (Konzern-)Mutter wird’s schon richten :)

Philipp:

Geele will doch überhaupt nicht verkaufen.

Die Manager von Volvo wollen sicher einfach nur ihren ganzen Insentivs für ihre Arbeit bei Volvo bekommen und nicht durch die Verluste von Polestar verwässert bekommen.

MALL:

Könnte der VW Konzern kaufen, dann hätten sie auch mal ein schönes E-Auto in der Palette

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