Der neue Audi-Chef Gernot Döllner ist offenbar unzufrieden mit dem aktuellen Entwicklungsstand bei der VW-Tochter und soll veranlasst haben, dass mehrere vollelektrische Modelle noch einmal später auf den Markt kommen als geplant. Darüber berichtet das Handelsblatt. Der Audi Q6 e-tron soll nun erst im kommenden Sommer statt im Frühjahr fertig sein, der A6 e-tron verschiebt sich dadurch wohl ebenfalls – und auch mehrere Verbrennermodelle erscheinen offenbar später als ursprünglich angenommen. Ab 2026 wird die Entwicklung an Motoren für Benzin- oder Dieselmodelle jedoch eingestellt.
Eigentlich soll das vollelektrische SUV schon seit zwei Jahren erhältlich sein, doch der Produktionsstart wurde immer wieder nach hinten geschoben – so auch jetzt wieder. Und dadurch dürften sich auch alle anderen neu angekündigten Modelle weiter nach hinten verschieben. Laut Handelsblatt hapert es “an allen Ecken und Enden”, wie man in der Redaktion vorliegenden internen Papieren gesehen haben will. Laut Audi sollen die Pläne zudem entzerrt werden, um etwas Druck aus dem Kessel zu lassen.
Döllner war von VW-Chef Oliver Blume als neuer Audi-Chef installiert worden, um frischen Schwung in den Laden zu bekommen. Offenbar bevorzugt er es aber derzeit noch, qualitative Verbesserungen vornehmen zu lassen anstatt die Modelloffensive mit aller Macht voranzutreiben. Vor allem die Software ist immer wieder Grund für Diskussionen, aber auch mechatronische Elemente bereiten offenbar weiterhin Sorgen. Mit seiner wohl forschen und konfrontativen Art scheint Döllner laut Handelsblatt bei einigen Führungskräften bei Audi anzuecken. Doch vermutlich genau dafür hat er diese Position erhalten, heißt es. Den VW-Aufsichtsrat weiß er auf jeden Fall hinter sich.
Audi muss in den kommenden Jahren auf jeden Fall liefern. Der Abstand zu Mercedes-Benz und BMW ist in den vergangenen Jahren größer geworden, und auch auf dem so wichtigen Markt in China gibt die Volkswagen-Marke derzeit keine allzu gute Figur ab. Dort wird bereits mit dem dort heimischen Hersteller SAIC kooperiert, um wettbewerbsfähige Autos anbieten zu können – so soll es dort bald kompakte Audis auf chinesischen Plattformen mit 800-Volt-Technik geben.
Quelle: Handelsblatt – “Audi muss Start neuer Modelle erneut verschieben”