Hyundai: Ab 2030 nur noch E-Autos und Vollhybride

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Hyundai

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Hyundai will in Europa langfristig ausschließlich Elektroautos und Vollhybride verkaufen. Das erklärte Xavier Martinet, Europa-Chef der Marke, im Gespräch mit der Automobilwoche. „Bis zum Ende des Jahrzehnts wird sich der Markt hier in Europa auf vollelektrische und Vollhybrid-Fahrzeuge konzentrieren“, so Martinet. Verbrenner mit Mild-Hybrid-Technik dürften in absehbarer Zeit aus dem Programm verschwinden.

Im ersten Quartal lag der Anteil reiner Elektroautos bei Hyundai bei 16 bis 17 Prozent – und damit knapp unter dem europäischen Durchschnitt. Um die CO₂-Ziele der EU bis 2027 zu erfüllen, müssten es laut Martinet künftig 20 bis 25 Prozent sein. Plug-in-Hybride helfen dabei nur noch kurzfristig: „In zwei oder drei Jahren wird es noch uninteressanter sein, PHEVs zu haben.“

Die neue Flexibilität der EU bei der CO₂-Regulierung begrüßt Martinet zwar, warnt aber zugleich vor der Unsicherheit rund um eine mögliche Überarbeitung des 2030-Ziels. „Wir arbeiten bereits an unserer Produktpalette für 2030, daher ist es sehr wichtig zu wissen, ob die Verordnung bestätigt oder geändert wird.“

Der Kleinwagen Hyundai Inster, der in diesem Jahr startet, hat laut Martinet einen starken Bestelleingang: „Die Bestellungen liegen über unserem Ziel, und wir haben eine zusätzliche Produktion für Europa angefordert.“ Ob das Modell künftig auch in Europa gebaut wird, sei offen. Aufgrund geopolitischer Risiken müsse man sich grundsätzliche Fragen zur Lieferkette stellen: „Der Erfolg des Inster ermöglicht es uns, Fragen zu stellen, die wir vor sechs Monaten vielleicht noch nicht gestellt hätten.“

Mittelfristig will Hyundai in Europa wachsen. Im ersten Quartal lag der Marktanteil bei 3,9 Prozent. Die Schwestermarke Kia, die stärker im Flottenmarkt aktiv ist, kommt derzeit auf 4,2 Prozent. „Hyundai agiert heute nicht wie eine Spitzenmarke auf dem Flottenmarkt, was wir in den nächsten Jahren ändern sollten“, so Martinet.

Auch bei den Modellen i20 und i30 denkt Hyundai über neue Hybridvarianten nach. „Ich glaube, dass bis 2027 alle unsere Fahrzeuge mindestens einen vollelektrischen oder einen Vollhybrid-Antriebsstrang haben werden“, sagt Martinet. Das Ziel sei es, sowohl die CO₂-Emissionen zu senken als auch ausreichend Volumen mit skalierbaren Technologien zu generieren. Reichweitenverlängerer seien für Europa zwar denkbar, aber nicht kurzfristig: „Wenn wir in Europa in diese Richtung gehen, wird es keine schnelle Lösung für morgen sein, sondern vielleicht eine für übermorgen.“

Mit Blick auf die sinkenden Restwerte von Elektroautos warnt Martinet vor einem zu schnellen Hochlauf gegen den Markt: „Wie können wir erwarten, dass die Restwerte steigen, wenn wir einen Absatz von E-Autos erzwingen, der die natürliche Nachfrage übersteigt?“ Die neuen EU-Regeln mit einer dreijährigen Flexibilität seien ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht ausreichend – es brauche zusätzliche Unterstützung durch nationale Regierungen.

E-Auto-Kunden sind treuer bei Service und Wartung

Hyundai hält weiterhin am klassischen Händlervertrieb fest, während viele Wettbewerber auf das Agenturmodell setzen. „Ein Verkaufsmodell sollte sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten funktionieren“, erklärt Martinet. Die Rückkehr zu normalen Marktbedingungen zeige die Schwächen des Agenturmodells auf. Obwohl Werkstattumsätze mit Elektroautos geringer sind, sieht Martinet im After-Sales-Geschäft weiterhin Chancen. E-Auto-Kunden seien markentreuer bei Service und Wartung – ein Vorteil gegenüber Verbrennern mit breiterer Konkurrenz im Werkstattgeschäft.

Elektroautokäufer selbst gelten laut Martinet als besonders informiert – und weniger markentreu. Für Hyundai sei das eine große Chance: „Für eine Marke, die nicht zu den etabliertesten in Europa gehört und die führende EV-Technologie auf dem Markt hat, ist dies eindeutig eine Chance zur Eroberung.“

Quelle: Automobilwoche – Hyundais Europa-Chef Xavier Martinet: „Wir können besser abschneiden“

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Wolfbrecht Gösebert:

Während im September 2019 Ecomento noch schrieb „Wasserstoff-SUV Hyundai Nexo trifft auf große Nachfrage“
scheint die Aussage des Europa-Chefs Martinet deutlich zu machen, dass die Zeit solcher Ideen für Europa auch bei Hyundai inzwischen vorbei sind.
Derzeit verlautete aus der Firmenleitung lt. Autocar noch:
»Bei um die 200.000 Einheiten pro Jahr erreicht das eine Größenordnung, bei der man die erforderlichen Materialien zu Kosten beziehen kann, die ein Wasserstoff-Auto auf eine Stufe mit heutigen batterieelektrischen Fahrzeugen bringen. Auf Basis der aktuellen Nachfrage könne man sich vorstellen, dass es innerhalb der nächsten fünf Jahre soweit sein wird.«
Bei den Zulassungszahlen des KBA jedenfalls sehe ich aktuell keinen Anlaß, der damaligen Aussage zu glauben :)

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