Geprüfte Nachhaltigkeit: Neuer Mercedes EQS hat Umweltaudit bestanden

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Mercedes-Benz

Felix Katz
Felix Katz
  —  Lesedauer 3 min

Von der Herstellung der Rohstoffe über die Produktion und den Fahrbetrieb bis zum Recycling am Ende des Autolebens: Alle umweltrelevanten Aspekte eines Fahrzeugmodells untersucht Mercedes‑Benz mit einer Ökobilanz. Unabhängige Gutachter prüfen diese umfangreiche Dokumentation. Als erstes Modell, das auf der elektrischen Architektur für große Fahrzeuge basiert, habe jetzt der EQS 450+ nach eigenen Angaben das Validierungsaudit bestanden.

Der sogenannte 360-Grad-Umweltcheck biete ausführliche Informationen zu den Themen Verbrauch, Emissionen und Ökobilanz sowie zum Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen und Rezyklaten. Hier lässt er sich als pdf-Datei herunterladen. Die Produktion der Hochvoltbatterie und die externen Ladevorgänge im Fahrbetrieb sind wichtige Faktoren, wenn es um die Ökobilanz eines Elektroautos geht. Bei seinen Modellrechnungen geht Mercedes-Benz dabei von zwei unterschiedlichen Voraussetzungen aus: Im Szenario EU-Strom-Mix sei der europäische Strom-Mix für das Laden der Hochvoltbatterie berücksichtigt. Im regenerativen Szenario hingegen komme bei der Fertigung der Batteriezellen und für die Ladevorgänge in der Nutzungsphase erneuerbar erzeugte Energie zum Einsatz. Beiden Szenarien liege beim EQS eine Laufleistung von 300.000 Kilometern zugrunde.

Mercedes möchte CO2-Rucksack bereits bei der Produktion verringern

Über 80 Kilogramm wiegen laut Mercedes-Benz die Bauteile des EQS, die anteilig aus ressourcenschonenden Materialien (Rezyklate und nachwachsende Rohstoffe) hergestellt sein sollen. Mit seinem cw-Wert ab 0,20 sei der EQS aktuell das aerodynamischste Serienautomobil der Welt. Gegenüber einem aerodynamisch guten Elektroauto (cW-Wert 0,23) bringe das einen Vorteil bei der Reichweite von vier (WLTP-Zyklus) bis fünf Prozent (Mercedes-Messung auf der Langstrecke). Und auch bei der Produktion achte Mercedes auf die Umweltfreundlkichkeit. So trage das Dach der Factory 56, Produktionsstätte des EQS, 12.000 Photovoltaik-Module. Diese haben eine maximale Leistung von rund 5.000 kWp und können damit im Jahresdurchschnitt rund 30 Prozent des Energiebedarfs der Fabrik decken. Insgesamt werde in der Factory 56 der benötigte Energiebedarf im Vergleich zu anderen Montagehallen von Mercedes-Benz um 25 Prozent verringert. Bei den Bodenbelägen wurde ein neues Garn aus regeneriertem Nylon verwendet. Eine Tonne dieses Garns (Markenname Econyl) spare über 6,5 Tonnen CO2 im Vergleich zu Neuware. Etwa 40 Prozent der Dachfläche der Factory 56 seien begrünt, im Kopfbau soll zudem erstmals Recycling-Beton zum Einsatz gekommen sein. Im Jahr 2022 werden insgesamt bereits acht Mercedes-EQ-Elektrofahrzeug-Baureihen an sieben Standorten auf drei Kontinenten produziert.

Nach der Nutzung im Auto ist für Batterien ein zweites Leben möglich: Zum Beispiel in einem Energiespeicher der Mercedes-Benz Energy. Gemeinsam mit seinen Partnern habe das Unternehmen schon drei Großspeicher mit insgesamt rund 50 MWh Energie aus automobilen Batteriesystemen an das deutsche Stromnetz gebracht. Der erste 2nd-Life-Batteriespeicher ging bereits im Oktober 2016 im westfälischen Lünen ans Netz, erklärt das Unternehmen.

Weiter geht es mit der Lieferkette: Ein Großteil der Lieferanten, die für rund 90 Prozent des jährlichen Einkaufsvolumens stehen, wollen künftig nur noch CO2-neutral produzierte Teile liefern. Die Bereitschaft dazu haben sie in einem sogenannten „Ambition Letter“ erklärt. Spätestens ab 2039 dürfen somit nur noch Produktionsmaterialien die Werkstore von Mercedes-Benz passieren, die in allen Wertschöpfungsstufen bilanziell CO2-neutral sind. Bereits 2018 habe Mercedes-Benz damit begonnen, Transparenz in den komplexen Kobalt-Lieferketten für die Batteriezellen zu schaffen. Dafür sollen über 183 Betriebe identifiziert und mehr als 60 Audits nach den Leitlinien der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development/Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) durchgeführt worden sein. Die Produktion der hochkomplexen Lithium-Ionen-Batterien im Werk Hedelfingen, Teil des Mercedes-Benz-Standorts Stuttgart-Untertürkheim, erfolge ab diesem Jahr CO2-neutral. Im Rahmen strategischer Partnerschaften habe Mercedes-Benz außerdem den Bezug von CO2-neutral gefertigten Batteriezellen vereinbart, beginnend mit dem EQS.

Außerdem: Seit 2005 veröffentlicht Mercedes-Benz 360-Grad-Umweltchecks als Ergebnis der systematischen Integration von Umweltaspekten in die Produktentwicklung nach ISO-Richtlinie TR 14062. Damit habe das Modell EQS eine besonders günstige Umweltbilanz, bereits ab Werk, so das Unternehmen.

Quellen: Mercedes-Benz – Pressemitteilung

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Felix Katz

Felix Katz

Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.

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Max:

Niemand muss, manche Firmen machen es aber. Und Tesla freut sich über das Geld. Am Ende gibt es ganz selbstverständlich mehr Stinker, wenn mich der Stinkerbau als Firma weniger kostet und die Marge damit höher ist.

Übrigens: Dass der Emissionshandel etwas bringt, zweifle ich nicht an. Ich sage nur: Es ginge bei allen noch ein wenig mehr. Da macht es keinen Sinn, einzelne rauszupicken.

Wolfbrecht Gösebert:

„[mangelnde Konsequenz Tesla vorwerfen:] Die verkaufen ja z.B. ihre CO2-Zertifikate, um Geld für ihre Innovationen zu haben (obwohl damit faktisch mehr „Stinker“ ermöglicht werden).“

Komplexthema, Max :)
Im Einzelfall:
Niemand muß bei Tesla kaufen:
Der „Staat“ bietet Zertifikate eben auch an, ggf. etwas teurer – damit gibt es eben kein techn. Limit für die pure Anzahl der „Stinker“ – soweit zu Deinem »faktisch mehr „Stinker“«!
• Zum Generellen:
Es besteht ein breiter wissenschaftlicher Konsens unter Ökonomen

{Richard M. Alston, J. R. Kearl, Michael B. Vaughan: Is There a Consensus Among Economists in the 1990's? In: The American Economic Review. Band 82, Nr. 2, 1992, ISSN 0002-8282}

dass der Emissionshandel ein effektives und effizientes Instrument zur Reduktion von Emissionen ist.

Anonymous:

7 Milliarden Menschen brauchen Schuhe, Jacken, Gürtel, und einige sogar Sofas aus Leder – da wäre doch ein Verzicht auf Ledersitze mal ein Statement – oder willst Du mir jetzt Ledersitze als Upcycling verkaufen!

Farnsworth:

Solange die Tiere noch gegessen werden spart man wohl so gut wie kein CO2 ein. Leder ist ja nur ein Erzeugnis aus der Massentierhaltung. Die Tierhäute stattdessen wegzuschmeißen klingt nicht sonderlich nachhaltig.

Farnsworth

Farnsworth:

In der Automobilindustrie werden sehr viele Prototypen gebaut, die nachher wieder verschrottet werden (weil sie nicht für den Straßenverkehr zugelassen werden können). Die Batterien aus diesen Fahrzeugen werden halt in Speicher gesteckt. Ist doch super.

Farnsworth

Anonymous:

;-)

Horst:

„Etwa 40 Prozent der Dachfläche der Factory 56 seien begrünt,“ warum keine PV Module statt schnödem Gras/Kräutern?
„Gemeinsam mit seinen Partnern habe das Unternehmen schon drei Großspeicher mit insgesamt rund 50 MWh Energie aus automobilen Batteriesystemen“
Haben sie schon so viele Batterien verschliessen, ist die Ausbeute so gering oder woher kommen diese Akkus?
ISt Mercedes Benz jest gut, weil sie ein paar E-Autos bauen? Oder sollte man die Gesamtumweltverseuchung mit den Verbrennern betrachten?

Max:

Wir können ja gern vergleichen, wie nachhaltig ein Model S im Vergleich zu einem EQS hergestellt wird. Aber das ist nicht der Punkt.

Mercedes stellt auf eine nachhaltige Produktion um. Nenn das Greenwashing, aber sie machen es. Das Argument, dass man hier und da noch einsparen könnte, ist valide. Bis man Mobilität völlig „nachhaltig“ bekommt, vergehen leider noch Jahrzehnte. Es muss halt auch realistisch sein und so wie ich Källenius verstanden habe, will man bis 2030 100% BEV liefern können, sofern ein Markt dies zulässt.

Aber mangelnde Konsequenz kann man wohl allen Firmen, auch Tesla, vorwerfen. Die verkaufen ja z.B. ihre CO2-Zertifikate, um Geld für ihre Innovationen zu haben (obwohl damit faktisch mehr „Stinker“ ermöglicht werden). Und nun? Ich persönlich freue mich, wenn das Thema Nachhaltigkeit mehr Gewicht bekommt. In den nächsten Jahren wird es mehr und mehr an Fahrt aufnehmen. Das schöne ist: Wer nicht mitmacht, der ist halt weg vom Fenster. Dabei ist es mir ehrlich gesagt egal, ob sie das nur machen, weil sie es „müssen“, oder weil sie wirklich daran glauben.

Anonymous:

Klar, da ist ein EQS mit noch größeren Akkus als bei Model S und X ja voll nachhaltig ;-)

Daniel W.:

Wenn ein Hersteller und seine Zulieferer CO2-neutral werden wollen, dann wird meistens nur der Strommix von den Bürger in Richtung dieser Firmen verschoben, unterm Strich nicht viel gewonnen.

Das einzig Positive daran dürften wohl die PV-Anlagen auf den Dächern sein, der Rest ist Marketing.

Neuer Name für Dax-Konzern

Daimler heißt ab jetzt Mercedes-Benz

Nach der Abspaltung der Truck-Sparte konzentriert sich Daimler voll auf das Geschäft mit Pkw und Vans – und bekommt einen neuen Namen. Aus Daimler wird Mercedes-Benz – eine Umbenennung zu einem historisch bedeutsamen Zeitpunkt.

(Quelle: manager-magazin.de – 29.01.2022)

Mercedes-Benz und die anderen Autohersteller sollten sich lieber schneller von den Verbrennern und PHEVs verabschieden, das würde der Umwelt und dem Klima mehr bringen als das CO2-Zertifikate-Geschachere.

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