RWE und Audi starten 4,5 MWh großen Second-Life-Energiespeicher

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RWE

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

RWE und Audi gehen im Rahmen der Energiewende zusammen neue Wege: RWE hat im nordrhein-westfälischen Herdecke einen Energiespeicher in Betrieb genommen, bei dem gebrauchte Lithium-Ionen-Batterien aus Elektroautos von Audi zum Einsatz kommen. Mit Hilfe von 60 Batteriesystemen wird der Speicher auf dem Gelände des RWE-Pumpspeicherkraftwerks am Hengsteysee rund 4,5 Megawattstunden Strom zwischenspeichern können.

Die für das Projekt bereitgestellten ausgemusterten Batterien stammen aus Audi e-tron Entwicklungsfahrzeugen. Sie besitzen nach ihrem ersten Leben im Auto noch eine Restkapazität von mehr als 80 Prozent. Dadurch eignen sich diese Second-Life-Batterien hervorragend für den Einsatz in stationären Stromspeichern. Je nach Einsatzweise stecken noch bis zu zehn Jahre Restlebensdauer in den Batterien. Zudem sind sie deutlich günstiger als neue Zellen. Und auch dafür steht Second Life: Die bei der Produktion der Batterien entstandenen CO2-Emissionen werden nachhaltig auf zwei Leben (im Auto und als Stromspeicher) verteilt.

„Audi hat sich die CO2-neutrale Mobilität zum Ziel gesetzt. Wir arbeiten mit aller Kraft darauf hin, dieses ehrgeizige Vorhaben zu erreichen. Unsere Elektro-Offensive mit mehr als 20 vollelektrischen Modellen bis 2025 ist ein wichtiger Schritt. Unser Anspruch geht aber weit über das Fahrzeug hinaus, weshalb wir die Entwicklung nachhaltiger Mobilität durch Kooperationen mit Partnern aus der Energiewirtschaft vorantreiben. Die Zusammenarbeit mit RWE soll die Möglichkeiten für eine ressourcenschonende Nutzung von gebrauchten Hochvolt-Batterien sowie deren intelligente Integration ins Energienetz der Zukunft aufzeigen. Darüber hinaus denken wir heute schon an die Zeit nach dieser Nutzungsphase und forcieren ein effektives Batterie-Recycling.“ – Oliver Hoffmann, Vorstand Technische Entwicklung Audi

Für die 60 rund 700 Kilogramm schweren Batterien hat RWE auf dem Gelände ihres Pumpspeicherkraftwerkes in Herdecke eine 160 Quadratmeter große Leichtbau-Halle errichtet. Die Installation der Batteriesysteme im Innern wurde im Oktober abgeschlossen. Die Inbetriebnahme einzelner Komponenten ist im November angelaufen. Voraussichtlich ab Anfang 2022 wird RWE die Speicherkapazität ihres Second Life Batteriespeichers vermarkten – zunächst um das Stromnetz im Rahmen der Frequenzhaltung zu unterstützen. Danach ist geplant, weitere Vermarktungsmethoden flexibel zu testen.

„Leistungsfähige Batteriespeicher sind für die Energiewende unverzichtbar“

Die Erkenntnisse aus dem Referenzspeicher in Herdecke sollen RWE helfen, zukünftig größere Speicher auf Basis von E-Auto-Akkus zu bauen und zu betreiben. Dafür kommt eine neue Technik zum Einsatz, bei der jeweils zwei Module in Serie geschaltet werden. Das erhöhe die Betriebsspannung und senke Kosten, so RWE in einer aktuellen Mitteilung.

Die Aussichten für diese besondere Verbindung von Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit sind ausgezeichnet: E-Mobilität gewinnt immer mehr an Fahrt. Daher werden in Zukunft große Mengen entsprechender Hochvoltbatterien das Ende ihrer automobilen Lebensphase erreichen. Experten rechnen damit, dass der Markt für Second-Life-Batterien in Europa bis 2030 auf 8 Gigawattstunden und bis 2035 sogar auf 76 Gigawattstunden ansteigt.

„Leistungsfähige Batteriespeicher sind für die Energiewende unverzichtbar. Um kurzfristige Schwankungen bei den Erneuerbaren Energien auszugleichen und das Netz zu stabilisieren, braucht es flexible Speichertechnologien. Dafür sind Batteriespeicher bestens geeignet. Gemeinsam mit Audi testen wir in Herdecke, wie sich aus E-Autos ausgemusterte Hochvolt-Batterien, im Verbund zusammengeschaltet, als stationäre Energiespeicher verhalten. Die Weiternutzung solcher ,Second-Life’-Speicher ist eine nachhaltige Alternative zu fabrikneuen Akkus. Die Erfahrungen aus diesem Projekt werden uns helfen, die Anwendungen zu identifizieren, in denen wir solche Batteriesysteme am wirtschaftlichsten betreiben können.“ – Roger Miesen, Vorstandsvorsitzender RWE Generation

Der Second Life-Batteriespeicher in Herdecke ist eines von zehn Batterieprojekten, die RWE in den USA, in Deutschland und Irland umsetzt. Parallel dazu arbeitet das Unternehmen an weiteren Projekten wie Redox-Flow-Batterien oder Batteriespeichern, die virtuell mit Wasserkraftwerken gekoppelt sind. Bis 2030 wird das Unternehmen seine Batteriespeicher-Kapazität von derzeit 600 Megawatt auf 3 Gigawatt erhöhen. Neben RWE haben bereits einige andere Unternehmen stationäre Second-Life-Batteriespeicher aufgebaut.

Quelle: RWE – Pressemitteilung vom 28.12.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Juergen:

Update: ich finde den Artikel nicht mehr, von daher würde ich das für München so nicht mehr äußern. Aber die Voraussetzungen sind wohl doch unterschiedlich.

Ein Artikel zu den Startbedingungen ist von Prof. Dr.- Ing. Peter Marx „Straßenleuchten mit integrierter Ladestation für Elektroautos“ aus 2019. Zitat:

„In einigen Städten, z.B. Berlin, Hamburg, Köln sind die Straßenleuchten direkt mit der 400 V / 230 V Netzleitung verbunden. Hier ist der Anbau einer Ladeeinrichtung besonders preiswert, da das Aufgraben und der Stromanschluss (Kosten i. d. R. 1000 €) entfallen, wenn bereits alle drei Phasen L1, L2, L3 und der Null-Leiter N am Laternen-Anschlusspunkt zur Verfügung stehen.“

München zählt also scheinbar nicht zu den Orten mit Idealbedingungen.

Juergen:

Hmm, danke für die Nachfrage. Ich habe das vor ca. 2 Jahren gelesen und nicht nochmal recherchiert. Vielleicht finde ich noch was oder jemand aus München gibt uns ein Update.

Philipp:

Zu München: Hast Du da mehr Infos dazu? Habe bei den Suchmaschinen nichts gefunden außer den Pilotlaternen in der Königinstr. vor ein paar Jahren und dem (wohl inzwischen gelösten) Eichrechtsproblem.

Juergen:

Davor fürchten sich die Stromzentralisten nicht. Die sind froh über jedes Kraftwerk, das nicht gebaut werden muss. Das Problem ist die praktische Umsetzbarkeit. Die Stadt München z.B. hat schon gesagt, dass es an ihren Laternen nicht möglich ist, Wallboxen zu bedienen.

Anonymous:

1+ :-)

Tobi:

Genau! So sollte gedacht und geplant werden. Aber nicht die Stromflüsse sind entscheidend, sondern die Geldflüsse. Die Heuchler sterben icht aus.

KleinFritzchen:

Ich spreche nicht vom Artikel oben!

Ich aber schon, also –> EOD!

Philipp:

Ich spreche nicht vom Artikel oben!

Und jetzt nochmal für Dich: >>“Audi Charging Hub in Nürnberg“<<

Dort sind 26 Akkus drin.

Such doch mal bei der Suchmaschine Deines Vertrauens, bevor Du mir ständig diesen Artikel hier vorlesen willst.

Gibt auch 2 Artikel bei Elektroauto-News.

Aber vieleicht bist Du noch etwas neu hier und kennst den Artikel von vor 3 Monaten noch nicht.

Da steht dann z.B. drin:
„Für den Nürnberger Charging Hub bedeutet dies, dass laut Audi 200 Kilowatt Anschlussleistung in Summe ausreichen, um drei Speichermodule mit einer Gesamtkapazität von 2,45 Megawattstunden kontinuierlich füllen und über Nacht aufladen zu können.“

(2450kWh / 26) = 94kWh, die Bruttokapazität einer eTron-Batterie.

Lesen bildet.

KleinFritzchen:

26 eTron-Akkus (Stück, nicht Tonnen)

Also – nochmal gaaanz langsam – im Artikel oben geht’s um rd. 42 Tonnen (60 Stk. je 700 kg) Akkus, die in EINER Halle von 160 m^2 als (Vorzeige-) Projekt in Betrieb genommen wurden, wo ja in Zusammenarbeit mit RWE solche Anwendungen identifiziert werden sollen, in denen Batteriesysteme am wirtschaftlichsten betrieben werden können.

Und das ist auch gut so! … (EOD)

Philipp:

26 eTron-Akkus (Stück, nicht Tonnen) zusammengesammelt aus Test-Audis an einem HPC-Standort ist nicht zentral sondern dezentral. Dieser Standort versorgt keine anderen Standorte mit, damit ist er dezentral.

Keine Ahnung wie Du das interpretierst. Du meinst wohl dezentral bedeutet Einzelakkus? Habe ich das behauptet?

Dezentral, also vor Ort ist das was hier sinnvoll ist, weil es die notwendige maximale Anschlußleistung reduziert und damit deutlich die Netzanschlußkosten. Das was HPC im Feld so teuer macht ist nicht der Strom selbst, der kostet überall das Gleiche, sondern die Schwankungsbreite die mitbezahlt werden muss – insbesondere wenn kein Strom fließt.

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