Elektro oder Verbrenner: Kostenvergleich unter Geschwistern

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 4 min

Pauschal lässt es sich nicht beantworten, ob man bei zwei vergleichbaren Fahrzeugen mit Elektro- oder Verbrennungsmotor insgesamt günstiger unterwegs ist. Das zeigt auch eine neue Auswertung der Auto Zeitung, die in ihrer aktuellen Ausgabe (15/2023) fünf vollelektrische Modelle mit ihren eng verwandten Geschwistern mit Blick auf die Gesamtkosten verglichen hat.

Ermittelt hat die Fachzeitschrift dabei den jeweiligen Preis pro Kilometer bei einer vierjährigen Haltedauer und jährlich 10.000 sowie 20.000 Kilometern Fahrleistung – und das einmal mit und einmal ohne Wertverlust. Gerechnet wurde dabei mit einem vergleichsweise hohen Strompreis von 0,50 Euro pro Kilowattstunde, wie er an öffentlichen Ladesäulen mit entsprechendem Lade-Vertrag anfällt. Wer zuhause oder beim Arbeitgeber günstiger – womöglich noch vom eigenen Dach, lädt – für den verschiebt sich das Ergebnis jeweils zugunsten der Elektro-Variante.

Stolzer Kilometerpreis von 2,19 Euro

Im ersten Duell müssen sich zwei „Wertvernichter“ miteinander messen lassen, wie die Auto Zeitung schreibt. Der BMW i7 trifft im Kostenvergleich auf den BMW 740D mit sechs Zylindern. In diesem Fall ist die vollelektrische Version immer die günstigere, rechnet die Auto Zeitung vor – auch wenn „günstig“ hier vielleicht das falsche Wort ist: Inklusive Wertverlust kostet die Dieselversion mit Mild-Hybrid 2,19 Euro (10.000 Kilometer) oder 1,23 Euro (20.000 Kilometer) pro Kilometer. Beim elektrischen i7 sind es „nur“ 1,98 sowie 1,16 Euro. Und auch ohne Berücksichtigung des enormen Wertverlustes beider Fahrzeuge schneidet die Elektro-Variante günstiger ab: 0,33 Euro sind es pro Kilometer bei 10.000 Jahreskilometern, 0,26 Euro bei 20.000. Beim Diesel sind es 0,45 und 0,32 Euro.

Im zweiten Duell geht es knapper zu, hier werden Genesis Electrified GV70 und der konventionell betriebene GV70 miteinander verglichen. Ohne Wertverlust geht das Kostenrennen hier ebenfalls an die Elektro-Variante: 0,30 Euro (10.000 Kilometer) oder 0,24 Euro fallen hier per Kilometer an, während es beim Benziner 0,39 sowie 0,31 Euro sind. Unter Berücksichtigung des Wertverlustes wendet sich jedoch das Blatt und der Benziner ist mit 0,95 und 0,64 Euro etwas günstiger als der elektrische Bruder mit 1,03 und 0,66 Euro. Wer aber mehr als 25.000 Kilometer im Jahr fährt oder bevorzugt günstig daheim lädt, der bleibt auch dann unter Strom günstiger unterwegs.

Knappes Rennen unter Kia-Brüdern

Als drittes vergleicht die Auto Zeitung den Kia Niro EV mit dem weitestgehend baugleichen Bruder als Plug-in-Hybrid. Sowohl mit als auch ohne Wertverlust liegen beide preislich eng beieinander. Beim vollelektrischen Niro sind theoretisch je nach Kilometerleistung 0,22 oder 0,17 Euro pro Kilometer fällig, beim Plug-in-Hybrid 0,26 Euro sowie 0,20 Euro. Inklusive Wertverlust steigen die Werte auf 0,79 und 0,51 Euro (EV) sowie 0,76 und 0,49 Euro (PHEV). Das wertet die Auto Zeitung als Unentschieden.

Außerdem vergleicht die Auto Zeitung den Nissan Ariya mit dem Nissan X-Trail e-Power (Hybrid mit Benzinmotor als Generator für den Elektromotor), der dem vollelektrischen SUV bei den konventionell angetriebenen Modellen der Japaner am nächsten kommt. Ohne Wertverlust ist hier noch der Ariya mit 0,23 und 0,19 Euro das günstigere Fahrzeug (X-Trail: 0,29 und 0,24 Euro). Inklusive Wertverlust ist aber der X-Trail günstiger, der von Nissan als eine Art „Einstiegsdroge“ für Kunden in die Elektromobilität gehandelt wird: 0,84 und 0,55 Euro stehen hier 1,00 und 0,62 Euro beim Ariya gegenüber.

Fünf Duelle, insgesamt unentschieden

Zuletzt darf sich noch der Opel Corsa Electric gegen seinen Benziner-Bruder behaupten. Das gelingt bedingt: Bei 10.000 Kilometern im Jahr ist die elektrische Variante mit 0,72 Euro inklusive Wertverlust noch teurer als der Benziner mit 0,66 Euro. Laut Auto Zeitung kippt dies aber bei etwa 16.000 Jahreskilometern – die allerdings nicht viele mit einem Kleinwagen fahren dürften. Beladen mit Strom aus der eigenen Steckdose oder gar PV-Anlage ist der elektrische Corsa aber auf jeden Fall die günstigere Wahl. Ohne Wertverlust hat die Auto Zeitung Kilometerpreise von 0,19 und 0,11 Euro pro Kilometer ermittelt, beim Benziner sind es 0,26 und 0,21 Euro.

In der Gesamtwertung, bei der neben den Kosten auch der Gesamteindruck einfließt, kommt die Auto Zeitung bei diesen fünf Duellen auf ein Unentschieden: Zweimal schnitt die Elektroversion besser ab (BMW und Genesis), zweimal die Verbrenner (Nissan und Opel) – und beim Kia liegen für die Tester beide Fahrzeuge gleichauf.

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Matthias Geiger:

Die Kunden stimmen an der Ladesäule ab. Bei 60 ct/kWh muss man nicht lange rechnen (zu teuer).
Beim Strom aus der eigenen PV-Anlage (Einspeisevergütung PV u. Akku u. Wallbox 12,31ct/kWh ) auch nicht (sehr günstig). Meiner Meinung nach sollte der Ladestrom an den öffentlichen Säulen max. 30 ct/kWh kosten, besser 24 ct/kWh. Dann würde die E-Mobilität an Akzeptanz deutlich dazu gewinnen.

Niels:

Der Vergleich hinkt mindestens beim KIA Niro. Der Vergleich hätte den HEV und nicht den PHEV beinhalten sollen. Das wäre ein richtiger Vergleich Benziner zu EV. Wie sagte schon Churchill: „Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“ Vielleicht durfte der Unterschied zu den EVs nicht zu groß ausfallen.

Mi55Anthrop:

Obwohl ich selbst, öffis sei Dank zum Glück keinen PKW habe… finde ich allein ausm Bauch raus 4 Jahre schon echt happig , sollte sone Kiste nicht mindestens 8 oder 10 Jahre halten?!? Da hält ja jede gute WaMa länger

Robert Arnold:

Die Berechnung der Haltedauer ist nach meiner Erfahrung nicht realitätsnah.
Viele Privatnutzer fahren Autos bis eine Reparatur unwirtschaftlich ist. Bei einem Neuwagen also mindestens 10 Jahre.
Leider gibt es dafür keine Berechnungen.

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